Vergleich des Französischen Schulsystems
In Frankreich haben die Schüler durchschnittlich sechs Schulstunden pro Tag, die zwischen 55 und 70 Minuten dauern. Sie haben also 10-25 Minuten länger Stunde als deutsche Klassen.
Nüchterne Realität ist leider, daß gleichaltrige Kinder aus Frankreich besser gebildet und zum Teil im späteren Berufsleben bessere Chancen haben als wir.
In Frankreich sind die Lehrer sehr streng: Im Unterricht wird nicht einfach in die Klasse gebrüllt, es wird sich gesittet benommen und das in angenehmer Lautstärke.
Ein Nachteil ist allerdings, daß der Stoff beispielsweise in Frankreich sehr trocken erklärt wird, Abweichungen vom Lehrplan gibt es kaum. Viele Schulen in England schreiben in ihren Verordnungen vor, daß die Schüler eine Schuluniform zu tragen haben. dadurch werden keine Unterschiede im Aussehen gemacht, die Jugendlichen werden nicht geärgert, wenn sie sich keine Markenkleidung Leisten können. Doch die Uniformen stoßen, wie wir finden ein bißchen zurecht, auf Schülerseite auf Protest, weil man so nicht anziehen kann was einem gefällt.
Die Schule in Frankreich
In Frankreich ist die Schule zentral organisiert: Der Lehrplan und die Prüfungen sind dieselben in Lille, Marseille oder auf der Insel Réunion. Ein grosser Unterschied zu Deutschland ist auch, dass in Frankreich schon ab dem Kindergarten - der in Frankreich "Mutter-Schule" heisst - die Kinder von 8 bzw. 8.30 bis 16.30 Uhr bzw. 19 Uhr betreut werden und dass die französischen Schüler nur 12 Jahre in die Schule gehen! Die französischen Schüler verbringen meist den ganzen Tag in der Schule und essen auch dort. In den meisten Schulen gibt es also eine Kantine.
"Ecole maternelle" (Kindergarten)
Schon mit drei Jahren gehen die kleinen französischen Kinder "in die Schule"! In Frankreich gibt es keinen Kindergarten sondern die "école maternelle". Das heisst, dass die Kleinen kostenlos (zwischen 8. 30 und 11. 30 und 13. 30 und 16. 30) betreut werden. Die "école maternelle" ist in drei Zyklen aufgeteilt. In der Stufe für die Kleinen wird noch nachmittags geschlafen - es gibt in der Schule einen Raum mit Betten. In der Stufe für die Mittelgroßen wird viel gespielt, und in der Stufe für die Großen werden die Kinder auf das Schreiben und Lesen vorbereitet!
"Ecole primaire" (Grundschule)
Wie in Deutschland besteht die Schulpflicht erst ab 6 Jahren. Dann kommen Kinder in die Grundschule (école primaire) für 5 Jahre. In der ersten Klasse (CP : Cours Préparatoire) lernen sie hauptsächlich das Lesen, das Schreiben und einfache Rechenübungen. Sie bekommen schon im CP Zensuren... Die weiteren Klassen heissen CE1 und CE2 (Cours élémentaire 1ère année et 2ème année) und die Klassen 4 und 5, CM1 und CM2 (Cours Moyen 1ère année et 2ème année). Der Unterricht beginnt um 8.30 und dauert bis 11.30 mit einer Pause um 10 Uhr. Am Nachmittag ist Unterricht von 13.30 bis 16.30. Die Kinder können von 17 bis 17.45 Uhr ihre Hausaufgaben in der Schule machen und dabei die Lehrerin nachzusätzliche Erklärungen fragen. Die meisten Grundschulen haben eine Kantine. Die Zensuren in Frankreich werden von 0 bis 10 gerechnet: 10 ist die beste Note.
"Collège" (Sekundarstufe)
Nach der Grundschule gehen die französischen Schüler für 4 Jahre ins "Collège". Ein beträchtlicher Unterschied mit dem deutschen System besteht darin, dass seit 1972 die Sekundarstufe und die Oberstufe in Frankreich in unterschiedlichen Schulen ablaufen, und dass das Programm bis zur 9. Klasse einheitlich ist. Deshalb spricht man oft von "Collège unique" (einheitliche Sekundarstufe).
Die Sekundarstufe 1 entspricht den vier Klassen (6ème, 5ème, 4ème et 3ème), die jeder französische Schüler im "Collège" verbringt.
Erst nach dem Collège kommt der Schüler mit 14 oder 15 in verschiedene Schulen: die Berufsschule (Centre de Formation d'Apprentis), das Berufsgymnasium (le lycée professionnel), oder das Gymnasium (le lycée).
Ab der Sekundarstufe werden die Noten von 0 bis 20 gerechnet, wobei in bestimmten Fächern 20 kaum zu erreichen ist! Mit 10 Punkten hat der Schüler gerade bestanden.
Collège und Lycée:
Den vierjährigen Sekundarbereich I umfasst der Collège, den dreijährigen Sekundarbereich II der Lycée. Die Schuljahre werden vom Collège an rückwärts gezählt, also von der sixième (6.) bis zur terminale. Noch im Collège ist die Laufbahn für alle Schüler gleich. Erst am Lycée, also mit etwa 15 Jahren, entscheiden sich die Schülerinnen und Schüler, ob sie eine berufs- oder studienorientierte Ausbildung einschlagen.
Abschlüsse am Lycée:
1. Allgemeines Abitur: Hier können die Schüler zwischen sprachlichem, wirtschaftlichem oder wissenschaftlichem sowie einem medizinisch-technischen Zweig wählen.
2. Berufsbildungszeugnis und Facharbeiterzeugnis: Zur Ausbildung gehören neben Schulfächern auch Organisation, Team- und Projektarbeit sowie Praktika und Lernphasen in Betrieben. Am Ende steht ein Diplom über die berufsvorbereitende Ausbildung, an das ein baccalauréat und andere Qualifikationen angeschlossen werden können.
Rein betrieblich organisierte Ausbildung wie in Deutschland gibt es in Frankreich nicht.
"Le bac" (Abitur)
In den letzten zwei Jahren der Oberstufe wird das Abitur (Baccalauréat oder bac) vorbereitet. In Frankreich wählt der Schüler nicht nach Leistungskursen, sondern eines der zahlreichen "bacs" aus: das literarische (mit Schwerpunkt Literatur, Fremdsprachen und Philosophie), das wirtschaftliche (mit Schwerpunkt Wirtschaft, Sprachen und Mathematik), das wissenschaftliche (mit Schwerpunkt Mathematik, Physik, Chemie und Biologie) oder das technologische mit verschiedenen technischen oder sozialen Schwerpunkten. Im Berufsgymnasium kann der Schüler ein "baccalauréat professionnel" bzw. ein "bac pro" ablegen. Das Fach "Französisch" wird schon in der 1ère abgelegt.
sprachlich-literarischen (Bac L) -mathematisch-naturwissenschaftlichen ( Bac S )
Alle anderen Fächer werden weiter unterrichtet und im Abitur abgefragt. Der Schüler wird also in allen Fächern geprüft, sogar in Sport und bekommt danach eine Gesamtnote, nach der er dann weiß, ob er sein bac bestanden hat oder nicht. Die Zensuren, die er in den drei Jahren auf dem Gymnasium bekommen hat, zählen nicht zur Bac-Note, werden aber im "livret scolaire" eingetragen, den der Schüler bei der mündlichen Prüfung vorweisen kann! Und noch was: die Prüfungen werden national nach dem zentralen Programm hergestellt, das heißt alle Schüler machen dieselbe Prüfung, und die Kopien werden anonym von Lehrern einer anderen Stadt korrigiert. Auch mündliche Prüfungen werden von unbekannten Lehrern abgenommen.
Allgemeines:
Frankreich verfügt über ein horizontal gegliedertes Schulwesen mit einer zehnjährigen Schulpflicht. Der Unterricht ist als Ganztagsschule organisiert. Eine Aufteilung in verschiedene Schultypen wie im dreigliedrigen Schulsystem in Deutschland (Haupt-, Realschule, Gymnasium) gibt es in Frankreich nicht.
Vor- und Grundschule:
35 Prozent der Zweijährigen und 90 Prozent der Dreijährigen in Frankreich besuchen sie bis zum sechsten Lebensjahr.
Lehrpläne und Prüfungen:
Frankreich ist ein zentralistischer Staat und so kommen auch die Lehrpläne und die Prüfungsfragen, beispielsweise für das Abitur, le baccalauréat oder kurz le bac, vom zuständigen Ministerium (Ministère de L'Education Nationale) in Paris.
Ebenso staatlich organisiert werden die jahrgangsübergreifenden Prüfungen, die évaluations, in den Altersstufen acht, elf und 15. Darüber hinaus gibt es in Frankreich seit mehr als 250 Jahren freiwillige nationale Prüfungen (le concours) in den letzten beiden Schulklassen, die dazu dienen, besonders leistungsstarke Schüler herauszufiltern und zu fördern - nicht zuletzt, um ihnen den Besuch von Eliteschulen zu ermöglichen.
Eliteschulen:
Etwa 10% der Abiturienten besuchen eine so genannte Grande Ecole, die seit Ende des 18. Jahrhunderts vor allem in Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften ausbilden. Sehr bekannt ist darüber hinaus die ENA (Ecole Nationale d'Administration), eine Verwaltungshochschule, aus der mehrere französische Staatspräsidenten hervorgegangen sind.
Noten:
Das Notensystem geht von 0 bis 20, wobei die höchste Note die beste ist und in der Regel eher zögerlich vergeben wird. Sitzenbleiben erfolgt in Frankreich nicht systematisch aufgrund bestimmter Notenwerte wie in Deutschland, sondern setzt Absprachen zwischen Eltern und Lehrern voraus.
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