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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Wie steht bert brecht in diesem stück- im gegensatz zu an die nachgeborenen - zur güte?


1. Drama
2. Liebe

Brecht sieht die Güte als Beitrag zu einer \"besseren\" Gesellschaft. In \"An die Nachgeborenen\" erkennt Brecht, dass diese Güte nur erreichbar ist, wenn er und seine Freunde sich die Hände schmutzig machen. Der Hauptkonflikt in \"An die Nachgeborenen\" ist der, dass soziale Gerechtigkeit und eine menschliche Gesellschaft nur mit den Mitteln des Kampfes erreicht werden können.
Brecht bittet in diesem Gedicht die \"Nachgeborenen\" um Nachsicht, dass es ihnen unmöglich war, eine sozial gerechte und klassenlose Gesellschaft ohne Kampf und Gewalt zu schaffen. Zwar ist er sich bewusst, dass ´die Herrschenden ohne ihn sicherer saßen´ doch weiß Brecht ebenfalls:


Auch der Haß gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.

Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser.

(Brecht, \"An Die Nachgeborenen\")

In \"Die heilige Johanna der Schlachthöfe\" ist Johanna nicht davon überzeugt, dass eine soziale Gerechtigkeit nur durch Kampf geschaffen werden kann. Johannas Güte besteht darin, nicht von der Schlechtigkeit der Armen auszugehen. Als sie dann sieht, dass diese wirklich schlecht sind, erkennt sie aber auch sofort den Grund dafür:
Woher sollen sie denn eine Moral haben, wenn sie sonst nichts haben? Ja, woher nehmen und nicht stehlen?

(Seite 53)
Im Gegensatz zu Mauler und seinen Leuten bleibt sie den Armen gegenüber solidarisch.
Johanna glaubt sogar an das Gute in Mauler, der die Schlachthöfe wieder öffnen lässt:
Zumindest der Rechtliche unter ihnen hat nicht versagt. Angesprochen als Mensch hat er menschlich geantwortet. Es gibt also Güte.

(Seite 109)
Zuspät merkt Johanna, dass Mauler keineswegs plötzlich Mitleid mit den vielen Arbeitslosen hat, sondern lediglich abwägt, wie sich (auf Kosten der Arbeiter) noch mehr Profit machen lässt.

Und gerade dieser unerschöpfliche Glaube an das Gute/die Güte in jedem Menschen ist hinderlich für die Revolution: Johanna ist zunächst nicht gewillt, das Risiko einzugehen, bei einer Revolution auch das Gute in den Menschen aufs Spiel zu setzen.





Persönliche Stellungnahme:

Beim Lesen hat mir das Stück nicht besonders gefallen. Das mag aber daran liegen, dass der Text ein Theaterstück und keine Erzählung ist. Ich finde Stücke generell nicht so gut zu lesen, es sei denn, sie werden in der Klasse mit einer Rollenverteilung durchgenommen. Außerdem war das Stück teilweise ziemlich verwirrend (besonders anfangs) und nicht so leicht zu verstehen.
Doch je mehr ich mich mit dem Buch beschäftigt habe, desto interessanter fand ich es. Erst durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Werk habe ich einen richtigen Zugang dazu gewonnen. Besonders die gute Darstellung der Armut und des Elends hat mich fasziniert und auch betroffen gemacht. Die herrschenden Kapitalisten darf es nicht wundern, dass ihr System einmal überprüft wird von den Arbeitern, denen unter den herrschenden Verhältnissen, in denen die Mächtigen praktisch über Arbeit und ihr Überleben bestimmen können, das Nötigste mangelt.
Ich meine, dass es ein sehr wichtiges Buch war für die damalige Gesellschaft und sicher moderner ist, als man beim Lesen vielleicht vermutet:
Das Stück hat das Ziel, den Zusehern/ Lesern eine Erkenntnis der gesellschaftlichen Verhältnisse zu vermitteln, die sie zum Handeln bewegt. Brecht versucht nicht der große Moralprediger zu sein, sondern er versucht die Leute zum Denken und Handeln anzuregen. Er hatte nicht das Ziel, dass sich die Zuschauer mit irgendeiner Person identifizieren, sondern die Zuseher sollten selber die neuen revolutionären Gedanken des Stückes erkennen und anwenden.
Etwas modernisiert ist Mauler heute ein Beispiel für den modernen Manager, der immer höher und höher hinaus will und dabei auch bereit ist, über Leichen zu gehen.

Im Großen und Ganzen kann ich das Stück auch weiterempfehlen, da ich es, wie schon erwähnt, für ein sehr bedeutendes Stück halte.




Dauerten wir unendlich
So wandelte sich alles

Da wir aber endlich sind
Bleibt alles wie beim alten.

Bert Brecht, um 1955

Dieser Ausspruch macht deutlich, dass Brecht im Jahr vor seinem Tod nicht mehr so sicher ist, dass die Menschen in der Lage sind eine bessere Welt zu schaffen. Diese machbare bessere Welt war aber in den meisten seiner Texte die Zielvorstellung gewesen, die die Menschen zum Handeln bewegen sollte, z.B. auch in diesem Stück und im Text \"An die Nachgeborenen\".
Meiner Meinung nach hat sich die Situation in Europa schon stark verbesser. Allerdings darf man nicht darüber hinwegsehen, dass es einen Kontinent gibt, auf dem die Bevölkerung kaum etwas zum Essen hat und deren Situation sich kaum zu verbessern scheint. Und unser kapitalistisch orientiertes Europa ist sicherlich nicht unschuldig an der momentanen Lage der Entwicklungsländer. Denn erst durch die ausbeuterischen Kolonialmächte hat sich die Situation in Afrika so verschärft.
So gesehen könnte man einen gewagten Vergleich anstellen:
Unser Europa nimmt hier den Platz der \"Fleischfabrikanten\", also der Großen und Mäcktigen ein, wärend die Entwicklungsländer den Platz der Arbeiter einnehmen, die bis zu ihrem Ruin ausgebeutet werden.
Indiesem Sinna hatte Brecht vielleicht doch nicht so unrecht und für uns alle gilt weiterhin des Aufruf dafür zu sorgen, \"Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist\".

 
 

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