Kapitel 13 Während der Wintermonate breitet sich bei Effi Langeweile aus. Lediglich Gieshübler erheitert Effi mit kleinen Nettigkeiten wie Zeitschriften. Im Mai kündigt sich der neue Landwehrbezirkskommandant mit Namen Crampas an. Und Effi muss sich nun langsam auf die Geburt ihres Kindes vorbereiten, wobei ihr das neu eingestellte Kindermädchen Roswitha zur Seite steht.1 Langeweile in Kessin Die Monotonie in den Winterta-gen und die einzigen Erfreulichkeiten von Gieshübler lassen Effi klar werden, "was ihr in ihre[r] Ehe eigent-lich fehlt[ ]: Huldigungen, Anregungen, kleine Aufmerk-samkeiten."2 Ihre sexuelle Unbefrie-digung3 wird in der Anmerkung "Innstetten war lieb und gut, aber ein Liebhaber war er nicht"4 ersichtlich.
Die Alltäglichkeit frisst die Ehe der Innstettens mit der Zeit auf: Es wird gemeinsam Tee getrunken, über Dienstangelegen-heiten und Politik geredet. Dann zieht sich Innstetten nach "ein paar wohlgemeinten, aber etwas müden Zärtlichkeiten, die sich Effi gefallen" lässt, "ohne sie recht zu erwidern"5, in sein Zimmer zurück, wo noch unerledigte Arbeit auf ihn wartet.6 Crampas Wegen der auf die Ehe bezogenen Leere in Effis Leben ist das Interesse an dem Major Crampas groß. Dies wird indirekt in dem Brief an die Mutter Briest deutlich, in welchem Effi von dem neuen, als "Damenmann"7 bekannten Landwehrbezirkskommandanten schwärmt. Sie sah dem Major "durch all diese Winterwochen hin, [..
.] wie einem Trost- und Rettungsbringer entgegen."8 Mit Frau Crampas ist Effi schon beim ersten Treffen in einen Konflikt geraten, da die zuerst Genannte "immer verstimmt, beinahe melancholisch"9 sei. Crampas soll außerdem "ein Mann vieler Verhältnisse sein"10, was wiederum das Verhalten von Frau Crampas erklärt. Da Letztere zudem älter ist als ihr Ehegatte, steigert sich die Eifersucht der um einiges jüngeren Effi gegenüber.11 Zitatnachweise 1 Vgl.
:Reisner, H.-P./ Siegle, R. : Lektürehilfen, Theodor Fontane: Effi Briest. Klett Verlag, Stuttgart/Düsseldorf/Leipzig 2003, S.19, 20 2 Fontane, Theodor: Effi Briest.
Klett Verlag, Stuttgart/Düsseldorf/Leipzig 2003, S.100/ Z.25ff 3 Vgl.:Grawe, Christian: Grundlagen, Gedanken, Theodor Fontane: Effi Briest. Verlag Moritz Diesterweg, Frankfurt am Main, S.724 ders.
, S.100/ Z.27f 5 ders., S.101/ Z.17f 6 Vgl.
:Reisner (Anm.i), S.19, 20 7 ders., S.103/Z.7f 8 ders.
, S.102/ Z.22ff 9 ders., S.103/ Z.4f10 ders.
, S.103/ Z.7 11 Vgl.:ders., S.19, 20 Roswitha Effi nimmt Roswitha, die durch den Tod ihrer Registratorwitwe Rode alleine und ohne Stelle ist, in ihre Dienerschaft auf.
Die zwei Dienerinnen Roswitha und Johanna spiegeln die Verschiedenheit der Ehepartner Innstetten wider. Die treue Johanna war vor Effi schon in Innstettens Haus und bleibt nach der Scheidung auch bei ihm. Sie war auch diejenige, die für das Entdecken der verräterischen Briefe von Crampas gesorgt hat, weil sie heimlich in Innstetten verliebt ist. Roswitha dagegen wird als naiv, dumm, mit einem traumatischen Erlebnis (sexuelle Affäre, Totschlagversuch des Vaters und Wegnahme des Kindes) dargestellt. Sie ist eine stark gläubige Katholikin und damit ein "Fremdkörper" in Preußen. Roswitha bleibt nach der Scheidung bei Effi, von der sie auch eingestellt wurde.
Roswitha übernimmt den poetischen Part, die Märchen- und Geschichtenerzählungen, Johanna dagegen den Part des Anstands.12 Der Spuk verweht Die neuen Ereignisse lassen Effis Angst vor dem Spuk abkühlen, da sie sich mit diesem "beinahe ausgesöhnt habe"13, und wenn sie am Grab des Chinesen vorbeifährt, nun "ruhiger hinsehen"14 kann.15 12 Vgl.:Grawe (Anm.ii), S.73, 74 13 Fontane, Theodor: Effi Briest.
Klett Verlag, Stuttgart/Düsseldorf/Leipzig 2003, S.101/ Z.29 14 ders., S.112/ Z.9f 15 Vgl.
:Reisner (Anm.i), S.20 2.11 Kapitel 23 Auf Innstettens Drängen, Effi soll zurück nach Kessin kommen, muss Effi Komödie spielen. Sie stellt sich krank und bekommt von Doktor Rummschüttel den Rücken gestärkt, der als Menschenkenner das Spiel zwar durchschaut, aber die eigentliche Ursache respektiert. Hier wird erneut deutlich, dass Effi Kessin hinter sich lassen und in Berlin ein neues Leben beginnen will.
128 Ein neuer Anfang In diesem Kapitel beginnt die Zeit in Berlin. In dieser Zeit versuchen Effi und Innstettenihre Ehe wiederzubeleben und noch einmal von vorne zu beginnen.Der Neuanfang wird auch durch den Neubau, in dem sie in Berlin wohnen, dargestellt,welcher "feucht und noch unfertig"129 ist. "Nun, mit Gott, ein neues Leben! Es soll anders werden."130 129 Fontane, Theodor: Effi Briest. Klett Verlag, Stuttgart/Düsseldorf/Leipzig 2003, S.
194/ Z.28 130 ders., S.201/ Z.33 2.2 Kapitel 14 Roswitha lebt sich gut im Hause der Innstettens ein.
Am 3. Juli bringt Effi eine kleine Tochter namens Annie zur Welt.Beim Taufmahl am 15. August fällt Effi mit Crampas in einen "scherzhaftenPlauderton"16.17 Roswithas Eingliederung Roswitha passt deshalb gut in den Kessiner Hausstand, da sie mit dem Geringsten sehr zufrieden ist und nicht von einer adligen Familie abstammt. Außerdem fühlt sich Johanna von der naiven Roswitha in ihrer Position als "verlängerter Arm Innstettens"18 nicht bedroht und gibt ihr dadurch das Gefühl der Überlegenheit.
19 Annies Geburt und Taufe Der Geburtstag von Lütt-Annie, der 3. Juli, ist auch der Tag der Schlacht von Königgrätz. Dr. Hannemann bringt das Geburtsdatum mit dem Hinweis "die Preußen haben viele Siegestage"20 in Verbindung, denn einer der Siege wird der über Effi sein.21 Annie wird am Napoleonstag, den 15. August, getauft.
Beim Taufmahl ist der Nachbaradel geladen und Major Crampas ist "Effis Tischherr"22. Bei einem abschließenden Gespräch zwischen Effi, Gieshübler und Crampas erfährt Letzterer etwas über Effis Befinden, das für ihn als Herzensbrecher von Wichtigkeit ist: Erstens will sie erwachsener sein und zum anderen, dass sie sich einsam fühlt.23 16 Reisner, Siegle: Lektürehilfen, Theodor Fontane: Effi Briest. Klett Verlag, Stuttgart/Düsseldorf/Leipzig 2003/2004, S.2017 Vgl.:ders.
, S.20 18 Grawe, Christian: Grundlagen und Gedanken, Theodor Fontane: Effi Briest. Verlag Moritz Diesterweg, Frankfurt am Main, S.7319 Vgl.:ders., S.
20 20 Fontane, Theodor: Effi Briest. Klett Verlag, Stuttgart/Düsseldorf/Leipzig 2003, S.114/ Z.1221 Vgl.:Grawe (Anm.ii), S.
74 22 Königs Erläuterungen und Materialien, Theodor Fontane: Effi Briest, Bange Verlag, Kapitel 1423 Vgl.:ders. S.74 2. 3 Kapitel 15 Effi verbringt sechs erholsame Wochen in Hohen-Cremmen. Sie plaudert mit der Mama, führt ausführliche Gespräche mit dem Vater und kehrt gestärkt nach Kessin zurück.
Beim Frühstück mit Innstetten auf der Veranda tritt Crampas hinzu und weckt Effis Interesse, da er als Veranstalter winterlicher Unterhaltungsabende gilt.24 Hohen-Cremmen Effi genießt "das Leben daheim voller Glück und Zufriedenheit"25. Im Gespräch mit dem Vater wird deutlich, dass Effi menschliche Wärme und liebevolle Zuwendung im Zusammensein mit Innstetten vermisst. Innstetten sei "so gewissenhaft und will [...
] gut angeschrieben sein und ha[be] so seine Pläne für die Zukunft"26, da bleibt keine Zeit für Zärtlichkeiten und Aufmerksamkeit. Außerdem liebt sie den Reiz des Schaukelns, egal ob auf der Schaukel in Hohen-Cremmen oder im Kessiner Schaukelstuhl. Während des Schaukelns ist sie immer "in dem Gefühle: >jetzt stürz ichOnkel Crampas'< Schoß"77 setzt, sich nicht kümmert, was die anderen dazu sagen. Thora dagegen erscheint nach der Untreue, als Effi dabei ist ein "neues Leben"78 zu beginnen, ein Leben glücklich mit ihrem Ehemann und ihrem Kind in Berlin. Thora spiegelt Effis unschuldiges Wesen vor der Ehe wider, als sie in ihrem Kleid mit "weiße[m] Klappkragen"79 und ihren Freundinnen im Garten spielt.80 Effi gibt sich hin Auf dem Weg nach Hause wird die Fahrt durch einen Schloon, "ein von der Flut des Meeres aufgefülltes Rinnsaal"81, unterbrochen.
Innstetten "war [ ] fürs >Riskieren |