Max Frisch wurde am 15. Mai 1911 in Zürich geboren, war zunächst als Journalist tätig, wurde aber später Architekt. Nach dem Krieg unternahm er Reisen durch die verwüsteten Länder Europas. Seine Erlebnisse spiegeln sich in seinen Dramen und Romanen wider. Frisch setzt sich mit dem modernen Existenzialismus auseinander. Die Flucht des Menschen vor der Wirklichkeit, die man nicht sehen will, vor der eigenen Stimme in eine Welt leerer Geschäftigkeit, in das Spießertum eines satten Bürgerlebens bildet das Hauptthema seiner Dichtung.
Inhalt:
Bei der Einreise in die Schweiz fällt ein Herr auf, der deutsch spricht und einen amerikanischen Pass auf den Namen "White" vorweist. Er wird für den seit 6 Jahren verschollenen Anatol Ludwig Stiller gehalten und kommt in Untersuchungshaft.
Stiller soll im Gefängnis schriftliche Aufzeichnungen über seine letzten 6 Jahre machen.
"Ich bin nicht Stiller!" lautet der erste Satz dieser Tagebucheintragungen, die bis zum Schluss 7 Hefte umfassen.
Zuerst bekommt er Besuch von seinem Verteidiger Dr. Bohnenblust, der die Identität seines Mandanten nennt:" Anatol Ludwig Stiller, geboren in Zürich, Bildhauer, verheiratet mit Frau Julika Stiller-Tschudy, seit 6 Jahren verschollen."
Stiller träumt sich in seiner Zelle zurück nach Mexiko und erzählt dem Wärter Knobel die haarsträubendsten Geschichten - und er verlangt immer wieder Whisky - der ihm aber verwehrt wird.
Der Häftling erfährt, dass gegen den gesuchten Stiller irgendein Verdacht besteht, der ihm aber nicht genannt wird, solange seine Identität nicht erwiesen ist.
Zwischendurch liest er auch in der Bibel.
Frau Julika ist davon überzeugt, dass "White" ihr Gatte ist.
Sie bezahlt eine Kaution und darf mit ihrem Gatten Ausflüge unternehmen. Bei einem dieser Ausgänge gesteht er ihr seine Liebe.
Dr. Bohnenblust bekommt auch immer wieder Geschichten von Stiller erzählt, zB. das Märchen von Rip van Winkle, oder mexikanische Impressionen aus einem Vulkandorf.
Der Verteidiger stellt fest, dass er mit den Aufzeichnungen von Stiller keine Verteidigung führen kann.
Mit 23 Jahren hat Julika ihren Stiller im Theater kennengelernt. Sie war damals eine hoffnungsvolle junge Tänzerin im Ballett. Durch die Niederlage, die Stiller im Spanischen Bürgerkrieg zuvor erlitten hatte, fühlte er sich nicht als richtiger und voller Mann und darum nahm er die zerbrechliche Julika zur Frau. (Er hat es im Krieg nicht fertiggebracht, 4 Menschen zu erschießen)
Am Anfang ging die Ehe ganz gut. Julika hatte regelmäßige Einkünfte, Stiller dagegen nur gelegentliche. Die Erfolglosigkeit nagte an seinem Selbstwertgefühl. Auch an ein Kind war in dieser Situation nicht zu denken. Die an Tuberkulose leidende Julika merkte eines Tages, dass sie ihr Mann betrog. Auf Grund ihres Lungenleidens wurde ein Aufenthalt in Davos erforderlich. Sie durfte nicht tanzen und hatte - vielleicht als Ersatz - eine kurze Affäre mit einem Werbemanager. Bei einem Besuch im Sanatorium gestand Stiller seiner Julika, dass er mit seiner Geliebten Sibylle endgültig Schluss gemacht hat. Zugleich aber brach er auch mit seiner Ehefrau, denn er hatte Angst, nicht zu genügen und er hat versagt "sie zum Blühen zu bringen".
Immer wieder wird Stiller zu einem Lokaltermin gebracht an Orte, die er von früher kennen müsste.
Mittlerweile ist bewiesen, dass der amerikanische Pass auf den Namen White unecht ist.
In einem Brief erwähnt sein Bruder Wilfried Stiller die "Smyrnow-Affäre".
Stiller stellt fest, dass er sich mit seinem Staatsanwalt, seinem Ankläger, besser versteht, als mit seinem sogenannten Verteidiger. Rolf, so heißt der Staatsanwalt, bestellt ihm immer wieder Grüße von seiner Gattin Sibylle.
Sie bekommt ein Mädchen und Stiller darf sie auf der Entbindungsstation besuchen.
Rolf hat Sibylla geheiratet, als sie mit ihrem Sohn Hannes schwanger war.
Rolf, der immer für Großzügigkeit in der Ehe eintrat, war fassungslos, als Sibylle ihn betrog.
Stiller war ihr Liebhaber, von dem sie auch einmal schwanger wurde, das Kind aber abtreiben ließ. Sie konnte selbst nicht verstehen, wie es möglich ist zwei Männer zu lieben.
Sibylle trennte sich von Stiller, wollte aber auch nicht mehr zu ihrem Mann zurückgehen. Mit Hannes reiste sie nach Amerika. Sie fand eine Stelle in Neuyork und verdiente ihr eigenes Geld und fühlte sich frei. Allmählich war sie jedoch enttäuscht von der Beziehungslosigkeit der Amerikaner. Als Rolf sie besuchte, spürte sie, dass ihr niemand anderer so nahe stehen könnte als er.
Bei einem neuerlichen Lokalaugenschein in seinem Atelier erzählt Stiller, dass er sich vor zwei Jahren das Leben nehmen wollte.
Das gerichtliche Urteil lautet: Stiller hat Stiller zu sein. Daraufhin wird er wegen der Smyrnow-Geschichte einvernommen, aber er hat für diesen Tag ein Alibi.
Mit Frau Julika wohnt er dann am Genfer See. Er betätigt sich als Keramiker, sie unterrichtet.
Bald geht es Julika gesundheitlich wieder schlechter. Als sie stirbt, bleibt er allein.
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