Hermann Hesse weißt in seinen Werken immer wieder auf die Problematik der Polarität des Lebens hin. Den Ausdruck der beiden Extrema gestaltete er schon in früheren Werken mit dem "Künstlermotiv" und dem "Mutterbildmotiv". Als Hesse nun 1927 mit dem ersten Skript seines Werkes begann, gab er zu Protokoll: "...,wie die meisten meiner größeren Erzählungen (stellt diese) nicht, (.
..) neue Probleme und neue Menschenbilder auf.(...
) Die paar mir (persönlich) gemäßen Probleme und Typen variieren in ihnen(den großen Werken). Wenn auch von einer neuen Stufe der Erfahrung aus (geschrieben)." Seine Werke sieht Hesse selbst als "Seelenbiographien, in denen es nicht um Geschichten, Verwicklungen, Spannungen geht, sondern um Monologe einer Person (...) in ihrer Beziehung zu Welt und zu ihrem Ich.
" Damit verdeutlicht Hesse zwei Dinge: erstens erhebt er nicht den Anspruch, ständig neu eigenständige Charaktere zu erschaffen, die in einer Scheinwelt leben, sondern er setzt in den Figuren eigene Einstellungen, Erfahrungen, Eindrücke um. Dies ist wichtig schon an dieser Stelle zu erwähnen, da sich daraus der zweite Punkt ergibt. Seine Werke müssen Hesse alle gleich viel bedeuten, da sie ja im indirekten Bezug zu seiner Entwicklung stehen. Die Tatsache, daß dieses Werk beim Leser besser ankommt als andere, liegt zum großen Teil daran, daß Hesse durch seine Erfahrung die Dinge anders, sieht als noch einige Jahre zuvor und daher anders reflektiert. Auffällig ist auch, daß Hesse in einer Passage ein Menetekel auf die bevorstehende Judenvernichtung einfügt, dies kann als Zeichen seines Feingefühls der drohenden braunen Pest gegenüber gedeutet werden. "Narziß und Goldmund" erscheint drei Jahre nach dem "Steppenwolf" und findet einen eben solchen Erfolg.
Das Werk wird in 33 verschiedene Sprachen übersetzt. Nach dem Krieg findet es großen Anklang aber auch scharfe Kritiker. Für Hesse ist es mit Sicherheit eine wichtige, aber nicht "die" Reflexion seines Lebens, eher eine Reflexion eines Lebensabschnittes.
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