Im Werk spiegelt sich Hesses Verhältnis zum eigenen Vater und dessen Religion wider. Der junge Siddhartha verläßt den Vater, da er meint, die Traditionen, die ihm dieser übermittelt, wären nicht zielführend.
Auch der junge Hermann hatte Probleme mit den evangelischen Ansichten von Johannes Hesse. Mit 15 Jahren trat er aus dem Evangelisch-theologischen Seminar aus, was dem Vater ganz und gar nicht gefiel. Man sieht also, daß das Werk nicht einfach so niedergeschrieben wurde, sondern daß es sich teilweise auf das eigene Leben Hermann Hesses bezieht.
Im Stück behandelt der Autor meiner Meinung nach 2 Themen, die für den Erfolg des Suchenden Siddhartha, wie auch für alle anderen Suchenden sämtlicher Religionen relevant sind.
Das erste ist der Besitz. Um zur Erleuchtung zu gelangen, verzichtet der junge Siddhartha auf das mehr oder weniger wohlhabende Elternhaus, da er glaubt, sich von jeglichem Reichtum lösen zu müssen, um auf seiner Suche Erfolg zu haben. Bei den Samanas hat er absolut nichts. Bald merkt er jedoch, daß auch der absolute Verzicht auf jegliche Art von Wohlstand nicht sinnvoll ist. Bei dem Kaufmann Kamaswami in der Stadt wird er reich, kommt jedoch zum Entschluß, daß auch dies nicht die Lösung ist. Erst bei Vasudeva findet er Zufriedenheit.
Damit will uns Hesse verdeutlichen, daß man weder Armut noch Reichtum die Voraussetzungen für den Seelenfrieden sind. Man muß den Mittelweg suchen.
Weiters behandelt er das Thema der Traditionen und der Lehren. Siddhartha wird vom Vater nach den alten Traditionen der Brahmanen erzogen, verläßt ihn aber, da er erkennt, daß dies nicht der richtige Weg ist. Auch mit den Lehren der Samanas und des Buddha Gotama kann er wenig anfangen. Er setzt sich somit über alle Dogmen hinweg und sucht sich seinen eigenen Weg.
Dies ist, wie ich finde, die wichtigste Mitteilung an die Leser. Man darf nicht einfach glauben, daß all das, was die anderen machen, richtig ist. Jeder sollte nachdenken, was der Seelenfrieden für ihn persönlich bedeutet, und dann versuchen, dieses Ziel zu erreichen. Das gilt nicht nur für Hinduismus, Buddhismus und die anderen fernöstlichen Religionen, sondern auch für das Christentum, das Judentum, usw.
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