Im letzten Jahrhundert hat sich in der Erziehungspädagogik vieles verändert. Die Sexualerziehung der Jugend ist generell deutlich offener geworden, wird jedoch nach wie vor von den Eltern unterschiedlich gehandhabt. Sie hat inzwischen in die Lehrpläne Einzug gehalten. Doch schon alleine die sexuelle Überflutung in den Medien sollte es einem Kind heute unmöglich machen, in sexueller Unwissenheit zu bleiben. Die pubertäre Entdeckung der eigenen Sexualität mit all ihren sozialen und psychischen Begleiterscheinungen ist für die betroffene Altersgruppe heute ebenso aktuell wie eh und je. Geändert hat sich der gesellschaftliche Kontext, der dieses Phänomen zu Wedekinds Zeiten ungleich problematischer, spannungsgeladener und bedrohlicher machte. Nicht zuletzt diese Spannung macht den Reiz des Stückes aus.
Auch das Schulwesen hat sich dahingehend verändert, dass ein schulisches Versagen nicht automatisch den "Rückfall ins Proletariat" bedeutet. Bezüglich den Wertigkeiten gesellschaftlichen Ansehens gelten heute nicht mehr ,akademische Würden' sondern vielmehr Geld und Macht. Heute steht jedem eine individuelle schulische Karriere entsprechend seinen Begabungen, Fähigkeiten und seiner Entwicklung offen. Nicht nur, dass sich die Lerninhalte mehr denen der Schüler angenähert haben, auch das allgemeine Mitspracherecht der Schüler ist enorm gewachsen.
Die elterliche Erwartung an den Schüler ist nach wie vor ganz unterschiedlich ausgeprägt und von vielen Faktoren abhängig. Auch im Europa des 21. Jahrhunderts lässt sich noch der Erziehungsstil einer Frau Gabor und auch eines Herrn Stiefel finden.
Hinsichtlich der gesellschaftlichen Problematik ist "Frühlings Erwachen" ein Zeitstück mit dramatisch eindrucksvoll gestalteter Aussage. Hinsichtlich der psychischen Problematik der Adoleszenz ist es in großen Zügen immer noch aktuell.
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