Mann, Thomas (1875-1955), "Schriftsteller und Kritiker. Er war einer der herausragendsten Vertreter der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts. Leben und Werk standen im beständigen Widerstreit von künstlerischer Einzelexistenz und sozial engagiertem Dichtertum."
. Biographie
Thomas Mann wurde am 6. Juni 1875 als Kind einer alteingesessenen, wohlhabenden Lübecker Kaufmannsfamilie geboren. Der Vater, Johann Heinrich Mann (1840-1891), leitete eine Getreidegroßhandlung. Die Mutter Julia (geborene da Silva-Bruhns, 1851-1923) stammt aus einer reichen brasilianischen Familie. Der ältere Bruder Heinrich Mann, mit dem er zeitweise kein gutes Verhältnis hatte, wurde ebenfalls ein berühmter Schriftsteller. Nach dem Tod des Vaters zog die Familie 1894 nach München, wo Thomas Mann zunächst als Volontär bei einer Versicherungsgesellschaft tätig war und Vorlesungen an der Technischen Universität belegte. Nach einem zweijährigen Italienaufenthalt mit seinem Bruder Heinrich (1896-1898, Rom) wurde er 1898 bis 1899 Mitarbeiter einer satirischen Zeitschrift. Zu dieser Zeit entstanden auch viele Beziehungen zu Münchener Künstlern. Außerdem veröffentlichte er seine erste Erzählung (Der kleine Herr Friedemann, 1898). Der Durchbruch zu einem berühmten Schriftsteller erreichte er 1901 mit dem Roman Buddenbrooks. Verfall einer Familie. Dieses Buch beschreibt den Niedergang einer Familie des Lübecker Großbürgertums. 1903 erschien die Novellensammlung Tristan, darunter die Meistererzählung Tonio Kröger.
Bedeutsam für Thomas Mann wurde die Heirat mit Katia Pringsheim (1883-1980), die aus einem wohlhabenden und hoch angesehenen jüdischem Elternhaus stammte. Die Heirat (1905) ermöglichte Mann den Zugang zu den besten Kreisen der Stadt. Außerdem verbesserte sich durch die Heirat seine finanzielle Lage, wodurch er sich nun ganz dem Schreiben widmen konnte. Neben dem Roman Königliche Hoheit (1909), der sich mit dem Verhalten der Menschen in verschiedenen Gesellschaftsschichten beschäftigt, entstanden zahlreiche Erzählungen, wie Der Tod in Venedig (1912) und die Novellensammlung Das Wunderkind (1914). Seine begeisterte Reaktion auf den Ausbruch des 1. Weltkrieges, führte zum Streit mit dem politisch gänzlich anders eingestellten Bruder. Seine Haltung zum Krieg und anderen gesellschaftlichen Fragen beschrieb Thomas Mann 1918 in den Bekenntnissen eines Unpolitischen. Erst in der Weimarer Republik, als er engagiert für die Demokratie Partei ergriff, vertrug er sich wieder mit seinem Bruder. 1929 wurde Thomas Mann mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet (vorrangig für Buddenbrooks).
Als der 2. Weltkrieg ausbrach war Mann auf einer Vortragsreise im Ausland. 1936 wurde er ausgebürgert. Bis 1938 hielt er sich vorwiegend in der Schweiz auf, wo er die Zeitschrift Maß und Wert herausgab. 1938 ging er an die Universität Princeton und lebte von 1942 bis 1952 im kalifornischen Pacific Palisades (ab 1944 als amerikanischer Staatsbürger). In den USA wurde er mit vielen prominenten Persönlichkeiten, wie z. B. Präsident Franklin D. Roosevelt, bekannt und nutzte seinen Einfluss zum Wohl deutscher Emigranten. Zu dieser Zeit versuchte er das Bild Deutschlands als Kulturnation im Bewusstsein der Weltöffentlichkeit lebendig zu erhalten. Während des Krieges wandte er sich in Radiosendungen über BBC an seine Landsleute.
Wegen der Verleihung der Goethepreise in Frankfurt am Main und Weimar im Jahr 1949 fuhr er zum ersten Mal nach Kriegsende wieder nach Deutschland. Er verbrachte die letzten Lebensjahre in der Schweiz, zunächst in Erlenbach (Kanton Zürich), später in Kilchberg bei Zürich, wo er am 12. August 1955 starb. Einige seiner letzten Werke ist der Roman Der Erwählte (1951) und die Erzählung Die Betrogene (1953) sowie die Endfassung der Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (1954).
. Thomas Manns Hauptwerke:
TITEL JAHR GATTUNG
Der kleine Herr Friedemann 1898 Erzählung
Buddenbrooks 1901 Roman
Tonio Kröger 1903 Novelle
Königliche Hoheit 1909 Roman
Der Tod in Venedig 1912 Erzählung
Bekenntnisse eines Unpolitischen 1918 Essay
Der Zauberberg 1924 Roman
Deutsche Ansprache. Ein Appell an die Vernunft 1930 Rede
Mario und der Zauberer 1930 Erzählung
Goethe als Repräsentant des bürgerlichen Zeitalters 1932 Rede
Die Geschichten Jaakobs 1933 Roman
Der junge Joseph 1934 Roman
Joseph in Ägypten 1936 Roman
Lotte in Weimar 1939 Roman
Joseph der Ernährer 1943 Roman
Doktor Faustus 1947 Roman
Der Erwählte 1951 Roman
Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull 1954 Roman
. Entstehungszeit des Romans:
Die Entstehung des Romans "Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" zog sich fast über 50 Jahre hin. Im Jahre 1911 schrieb er an einen Freund, dass er an den Bekenntnissen eines Hochstaplers schreibt. Zu diesem Zeitpunkt behauptete er, dass er in einem Jahr fertig sei. Erst im Jahre 1922 veröffentlichte er das erste Buch, 1937 das zweite und 1954 das letzte Buch. Da Thomas Mann bald darauf starb, blieb der Roman unvollendet und nur "Der Memoiren erster Teil".
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