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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Klassik (1786-1805)


1. Drama
2. Liebe

Begriff Bezeichnung für kulturelle Höhepunkte, z. B Zeitalter des Perikles (griechische Klassik), Zeitalter des Augustus (römische Klassik), Zeitalter Königin Elisabeths I. (englische Klassik). Seit der Renaissance Bezug auf griechische Kunstideale. Die \"Weimarer Klassik\", geprägt durch Goethe und Schiller, wird begrenzt von Goethes italienischer Reise (1786) und Schillers Tod (1805). Der umfassendere Begriff \"Goethezeit\" beginnt bei Herders Begegnung mit Goethe (1770) und bezieht Sturm und Drang, Klassik und Romantik bis zu Goethes Tod (1832) ein.

Historischer Hintergrund
Die Französische Revolution mit ihren Forderungen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, dem Ringen um eine bürgerliche Verfassung, der Prägung des Begriffs \"Nation\", der Erfahrung einer revolutionären Diktatur und der Überwindung dieser Phase durch Napoleon Bonaparte geben dem 19. Jahrhundert die Grundstrukturen: Nationalismus, Liberalismus, Imperialismus. Mit den politischen Vorgängen in Frankreich setzen sich die deutschen Intellektuellen und Künstler philosophisch, nicht politisch auseinander - teils mit Begeisterung, teils mit Abscheu. Goethe bleibt distanzierter Betrachter: 1792 am Vorabend der Schlacht gegen Frankreich bei Valmy: \"Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und Ihr könnt sagen, Ihr seid dabeigewesen.\" Sympathien gelten vielen Forderungen der \"citoyens\"; das übernationale Menschheitsideal der Klassik, das eine Versöhnung mit der Wirklichkeit erstrebt, kann aber mit der blutigen politischen Realität nicht in Einklang gebracht werden. Die Weimarer Klassik bleibt daher unpolitisch. Die nationalen Ideen des Sturm und Drang werden erst in der Romantik aufgegriffen.

1789 Französische Revolution
1802 Napoleon: Konsul auf Lebenszeit 1804 Kaiser der Franzosen. N. auf dem Gipfel seiner Macht
1813-15 Befreiungskriege. Verbannung Napoleons 1815 Wiener Kongreß

Geistesgeschichtlicher Hintergrund
Geistiger Hintergrund des deutschen Idealismus ist die Philosophie Immanuel Kants (1724-1804), seine Metaphysik, seine Pflichtethik und die Lehre vom Schönen und Erhabenen. Metaphysik ist nicht mehr Wissenschaft vom Absoluten, sondern von den Grenzen menschlicher Vernunft. Erkenntnisse beruhen auf Erfahrungen und ihrer Verbindung mit dem Sittengesetz. Als Person ist der Mensch gebunden an das Naturgesetz, er folgt äußeren Einflüssen; als Persönlichkeit ist er ausgerichtet auf seine Vernunft und daher frei. Erst die Achtung vor dem Sittengesetz und die Befolgung der ethischen Verpflichtung machen das menschliche Tun moralisch - daher die Unbedingtheit des \"kategorischen Imperativs\" (s. Aufklärung). Drei Postulate: Freiheit des sittlichen Tuns, Unsterblichkeit des sittlich Handelnden, Gott als Bürge dieser Sittlichkeit. In seiner Ästhetik entwirft Kant die Lehre vom Schönen, das lediglich Wohlgefallen erregt, und vom Erhabenen, das die Idee der Unendlichkeit aufzeigt, sowie die Vorstellung vom Genie, durch das die Natur der Kunst erst die Regeln gibt; einzigartiges Vorbild: die Griechen.
Schiller ist seit 1792 nachhaltig von Kant, vor allem der Sittenlehre, beeinflußt, deren Härte er allerdings seinen Begriff der Harmonie, der Versöhnung zwischen Sittlichkeit und Vernunft, Pflicht und Neigung in der \"schönen\" (edlen) Seele entgegensetzt (Idealismus der Vernunft):
Goethes anschaulich-naturgebundenen Vorstellungen entspricht mehr die Lehre vom Schönen und Erhabenen (Idealismus der Natur).
Johann Joachim Winckelmanns (1717-1768) Vorstellung von \"edler Einfalt und stiller Größe\" der griechischen Kunst wird zum Schönheitsideal der Klassik, die eine Einheit von Seele, Geist und Körper erstrebt.
Wilhelm von Humboldt (1767-1835), Sprachforscher und preußischer Bildungsreformer, orientiert die humanistische Bildung am griechischen Vorbild.

Tendenzen und Merkmale
Idealvorstellungen der Weimarer Klassik: Natur und Welt sind ein geordneter Organismus, frei von Willkür und Gewalt. Die höchste Bestimmung des Menschen ist die harmonische Entfaltung aller seiner Kräfte; aus Reifung und Läuterung erwächst die Vereinigung mit dem Weltkosmos, der Weltseele. Das Geistige ist Ursprung, Gegenwart und letzter Sinn alles Seienden, das Kunstwerk ist sein Widerschein, wenn es Geist und Form zum Ausgleich bringt, Maß und Vollendung in der Form gewinnt. Das griechische (klassische) Schönheitsideal (das Reine, Schöne, Wahre, Gute sind eins) ist in Iphigenie verkörpert.
Aus der Aufklärung werden die Humanitätsidee und der Toleranzgedanke übernommen und vertieft in der Vorstellung des allseitig vollendeten Menschentums. Seit dem Sturm und Drang bestimmt ein tiefes Empfinden die Dichtung; die Klassik bändigt nun die Formlosigkeit des Gefühls, sie \"reinigt\" es. Der tragische \"Wertekonflikt\" wird durch Sittlichkeit überwunden; sie ermöglicht auch eine Aussöhnung mit der Gesellschaft (Schillers Briefe zur Ästhetischen Erziehung).
In Goethes Dichtung wird das tragische Individuum (Egmont, Faust) durch Selbstzucht oder Liebe und Gnade in das Weltganze aufgenommen.
Bei Schiller ist das irdische Scheitern tragischer Charaktere (Wallenstein, Maria Stuart) Erfüllung schicksalhafter Fügung, bedeutet jedoch Gewinn innerer Freiheit.
Bei Hölderlin entsteht tragisches Leid durch Götterferne (\"Empedokles\"; s. a. seinen Brief \"So kam ich unter die Deutschen\" aus \"Hyperion\").

Textbeispiele

Johann Wolfgang von Goethe:


Urworte orphisch. Dämon (1817)
Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen,

die Sonne stand zum Gruße der Planeten,
bist alsobald und fort und fort gediehen

nach dem Gesetz, wonach du angetreten.
So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen,

so sagten schon Sibyllen, so Propheten;
und keine Zeit und keine Macht zerstückelt
geprägte Form, die lebend sich entwickelt.


Vermächtnis (1829, Ausschnitt)

Kein Wesen kann zu Nichts zerfallen!
Das Ew\'ge regt sich fort in allen,

am Sein erhalte dich beglückt!
Das Sein ist ewig; denn Gesetze

bewahren die lebend\'gen Schätze,
aus welchen sich das All geschmückt. [...]

Das Göttliche (1783, Ausschnitt)

Edel sei der Mensch
hilfreich und gut!

Denn das allein
unterscheidet ihn
von allen Wesen, die wir kennen. [...]

 
 

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