Einleitung
1.1. Schulischer Hintergrund
- Kafkas Werke = schwer zu verstehen
- man benötigt biographische Kenntnisse
- näherbringen
- nicht Augen verschließen sondern auseinandersetzen
- kann beeindruckend sein
1.2. Warum Kafka?
- einzigartig, eigenartig Leben
- beeindruckendes Schreiben (Schachtelsätze, Ausdruck)
- viele Parallelen zwischen der Person und seinen Werken
- keine Distanz zwischen den Werken und dem Autor
- verschiedene Wirkung von Kafka auf die Menschen:
z.B. Verdrängung, Angstzustände, hohes Interesse, Unverständnis, Langeweile
2. Biographie
2.1. Die Kindheit
- *3.Juli 1883
- Vater: Herrmann Kafka - bescheidene Verhältnisse, aber gute Schulbildung, jüdisch
- Mutter: Julie Löwy - sehr wohlhabende Verhältnisse, jüdisch
- Kafka: \"Empfindlichkeit, Gerechtigkeitsgefühl und Unruhe\" - löwysche Erbteil
besonders: schüchterne, übermäßig ängstliche Bescheidenheit, die Scheu sowie
Kontaktarmut
- Kafka: \"Lebens-, Geschäfts- und Eroberungswillen\" von Kafkas war nicht auf Kafka
übergegangen
- verließ in seinem Leben nur äußerst selten den Bezirk der Prager Altstadt
- durch elterliche Erziehung (?) totenaugenhafte Ernsthaftigkeit und Ängstlichkeit
- unter Obhut von Köchinnen, Ammen, und Dienstmädchen
- Vater hatte nur Geschäft im Kopf, Mutter mußte ihn umsorgen
- Erziehung: Anwesenheit bei Tisch, kurze knappe Befehle, rätselhaft
- aus Brief an den Vater: \"Du kannst ein Kind nur so behandeln, wie Du eben selbst geschaffen bis, mit Kraft, Lärm und Jähzorn, und in diesem Falle schien Dir das auch noch überdies deshalb sehr gut geeignet, weil Du einen kräftigen, mutigen Jungen in mir aufziehen wolltest.\"
- aufgewachsen in solch einem Elternhaus, unter rätselhaften Gesetzen und in einer unverständlichen Umwelt, Abschluß nach außen
\"Ich blieb mit meinem Denken bei den gegenwärtigen Dingen und ihren gegenwärtigen Zuständen.\"
Ich kann hier schon vorwegnehmen, daß...
- seine Schwäche im Gegensatz zu seinem Vater, Minderwertigkeitskomplexe:
\"Du bist im Gegensatz zu mir ein wirklicher Kafka an Stärke, Gesundheit, Appetit, Stimmkraft, Redebegabung, Selbstzufriedenheit, Weltüberlegenheit, Ausdauer, Geistesgegenwärtigkeit, einer gewissen Großzügigkeit...\"
- Ringen um Anerkennung
2.2. Die Schul- und Studienzeit
- K.K. Staats-Gymnasium (1889 - 1901)
- Kafka war ein guter Schüler
- machte alles genau, aber nicht für sich
- war auch in der Schule unauffällig und scheu
Klassenkamerad: \"Wenn ich von Kafka etwas Charakteristisches sagen soll, dann ist es das, daß an ihm nichts Auffälliges war. Er war immer rein und ordentlich, unauffällig und solid, aber niemals elegant gekleidet. Die Schule war für ihn immer etwas, was ihn im Innersten nicht sehr berührte, was aber ordentlich gemacht werden mußte. Wir hatten ihn alle sehr gern und schätzten ihn, aber niemals konnten wir mit ihm ganz intim werden, immer umgab ihn irgendwie eine gläserne Wand. Mit seinem stillen, liebenswürdigen Lächeln öffnete er sich die Welt, aber er verschloß sich vor ihr. Von meinen anderen Mitschülern könnte ich viel mehr sagen, weil sie als Freunde mitteilsam waren. Was mir im Gedächtnis haftengeblieben ist, ist das Bild eines schlanken, hochgewachsenen, jungenhaften Menschen, der so still aussah, der gut war und liebenswürdig, der freimütig jedes Andere anerkannte und doch immer irgendwie entfernt und fremd blieb.\"
- Beginn der Entwicklung zur Abkapselung
- keine Bindung zu den Eltern, keine Freude an der Schule
- hatte Gemeinschaftssehnsucht
- Versuch diese Sehnsucht mit der Freundschaft zu Oskar Pollak, einem Schulkameraden zu
befriedigen
- zu große Hoffnung in die Freundschaft, klammert sich zu sehr dran
Kafka: \"Unter allein den jungen Leuten habe ich eigentlich nur mit Dir gesprochen, und wenn ich schon mit andern sprach, so war es nur nebenbei oder Deinetwegen oder durch Dich oder in Beziehung auf Dich. Du warst, neben vielem anderen, auch etwas wie ein Fenster für mich, durch das ich auf die Gassen sehen konnte. Allein konnte ich das nicht ...\"
- brauchte jemanden, durch den er mit der Umwelt kommunizieren konnte, allein konnte er
das nicht, wie er schreibt
- Freundschaft litt darunter und zerbracht später
- machte ein gutes Abitur
- die Universitätsjahre (1901 - 1906)
- begann zu studieren
- Einfluß Pollak: Chemie, Abbruch nach 14 Tagen
- Einfluß Vater: Jura, kein Interesse, Abbruch
- Studienrichtung: Kunstgeschichte und Germanistik, vertrat nicht die Ansicht seines Lehrers
- München, keine Bezahlung vom Vater
- Jura weiter
- lernt Max Brod kennen, bei Veranstaltung: \"Lese- und Redehalle deutscher Studenten\"
- Kafka war Max Brod gegenüber aufgeschlossener
Max Brod: \"Er pflegte an allen Sitzungen teilzunehmen, doch hatten wir einander bis dahin kaum beachtet. Es wäre auch schwer gewesen, ihn zu bemerken, der so selten das Wort ergriff und dessen äußeres Wesen überhaupt eine tiefe Unauffälligkeit war ... Damals aber war er aufgeschlossener als sonst.\"
- während der Studienjahre: eigene Welt: Unsicherheit und Selbstanalyse, Urteilsmagie und
Fremdheit der Dinge, Staunen, scheue Distanz und Sehnsucht nach Freundschaft
- Studium = Qual
- sehr anstrengend, schaffte es kaum
- bestand knapp die Prüfungen
- 1906 Doktor der Rechte promoviert
2.3. Die Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt
- 1907 Berufsentscheidung, private Versicherungsanstalt
- wenig Lohn, viel Arbeit
- das Schreiben setzte durch die viele Arbeit aus, Leiden
-1908 andere Stelle bei der A-U-V-A für das Königreich Böhmen
- nun, bessere Arbeitszeiten (Zeit zum Schreiben) und auch besseren Lohn
- lernte die Umgebung und Literaten Prags durch Max Brod kennen
- machte mit Max Brod zusammen Reisen
- Aufstieg, vom Aushilfsbeamten zum Obersekretär
- kurz darauf vorzeitige Pensionierung 1922
2.4. Das Verhältnis zu den Frauen
- lernte Felice Bauer durch Max Brod kennen
- 1914:1. Verlobung
- Entlobung: einen Monat später
- nach Reise mit Felice Bauer nach Mailand: 2.Verlobung
- Entlobung
- lernt Julie Wohryzek kennen
- 1919: Verlobung Gründe
- Auflösen der Verlobung
- war also 3 mal verlobt, aber nie verheiratet
- zeigt, daß er ungeeignet für eine Ehe war und somit beziehungsunfähig
- nach Pensionierung: Lebensgemeinschaft mit Dora Diamant
2.5. Der Tod
- war schon lange an Tuberkulose erkrankt
- letzte Phase: Dora Diamant
- Umzug nach Berlin
- ist nun glücklich, aber immer noch Belastungen durch Krankheit
- Kafka schreibt: ... die alten Leiden haben mich auch hier aufgefunden, angefallen und ein
wenig niedergeworfen
- Tuberkulose schritt durch schlechte Ernährung schnell fort
- Anfang 1924 verschlimmert sich der Zustand
- Onkel Siegfried und Max Brod bringen ihn nach Prag
- keine Heilung in Sicht
- wird ins Sanatorium gebracht und behandelt
- Dora D. ist Tag und Nacht bei ihm
Am 3. Juni 1924, einen Monat vor seinem einundvierzigsten Geburtstag, stirbt Franz Kafka und wird in Prag beigesetzt, in der Stadt, die er haßte und liebte, die er immer verlassen wollte aber die ihn doch festhielt.
2.6. Zentrale Probleme seines Lebens
- Konfliktreiches Verhältnis zum Vater
-Beziehungsunfähigkeit bzw. Probleme mit Frauen und auch teilweise Freunden
- Ohnmachtsgefühl gegenüber Institutionen wie Staat oder Schule
- Angst sowohl im als auch am Leben zu versagen
- Judentum
Judentum: - interessierte sich in der Jugend nicht wirklich für seiner Religion
- Besuche in der Synagoge waren langweilig für ihn
- die Religion war ihm ein Rätsel
- schaute sich später Stücke der löwyschen, jüdischen Theatergruppen, sehr zum Ärgernis des Vaters
- Thema auch Judentum, Kafka war interessiert
- wollte sogar nach Israel auswandern, machte er aber niemals
3. Werke
3.1. Einleitung
Nachdem ich bewußt so ausführlich über Kafkas seelische Entwicklung sowie über seine Probleme gesprochen habe, möchte ich nun anhand 2er Beispiele zeigen, daß sich diese Probleme in seinen Werken niedergeschlagen haben.
Franz Kafka gilt als Sonderfall in der Literatur, weil Leben und Werk eng miteinander verknüpft sind..
- sind oftmals verschlüsselt
- Parabel, gleichnishaft
- alptraumhaft, dunkel, rätselhaft
- surreal
- mit tiefem verstecktem Sinn, der sich erst bei der Entschlüsselung erschließen läßt
3.2. Die Entstehung
- 1912 Vereinsamung, Versteinerung abgeschlossen und kaum mehr von außen beeinflußbar
- Krankheit Tuberkulose tritt ein
- konzentrierte sich fast ausschließlich aufs Schreiben
- im Herbst dieses Jahres: Hauptwerke: der größte Teil des Romans \"Der Verschollene\" und
die beiden Erzählungen \"Das Urteil\" und \"Die Verwandlung\"
- 1913 Entstehung \"Der Heizer\"
- unter dem Titel Betrachtungen erscheint sein erstes Buch
- 1914 Fragmente von \"Das Schloß\" und \"Der Prozeß\"
- zwischenzeitlich schreibt er kleine Geschichten, die auch veröffentlicht werden
schreibt der Prozeß weiter
- 1922 Niederschrift: Das Schloss
- schrieb sehr lange Tagebuch, wurden auch erst nach seinem Tod veröffentlicht
- wollte eigentlich gar nicht, daß seine Werke veröffentlicht werden, Tod - Brod, doch
veröffentlicht durch Brod
3.3. Das Urteil - Inhalt und biographische Bezüge
Inhalt
- Hauptperson: Georg Bendemann, junger Kaufmann
- Sonntagvormittag, Frühjahr
- schreibt Brief an einen Jugendfreund mit Ausland
- dieser ist nach Rußland förmlich geflüchtet, um ein Geschäft zu eröffnen
- guter Start, aber jetzt stockend
- vielleicht der Rat, nach Hause zu kommen, doch damit auch die Aussage, daß seine
bisherigen Versuche mißlungen sind
- diese Umstände, keinen Rat geben, besser er bleibt in der Ferne
- Georg schrieb nur über belanglose Dinge
- weder darüber, daß Georg das Geschäft seines Vaters übernommen hat uns sehr erfolgreich
ist noch über die baldig Heirat
- Rücksicht auf seine Gefühle
- Verlobte will den Freund kennenlernen, Hochzeit bietet sich dazu an
- entschließt sich doch ihm von der Heirat zu berichten und ihn einzuladen
- \"so bin ich und so hat er mich hinzunehmen\" denkt er sich
- geht zum Vater und erzählt von dem Brief und der Einladung des Freundes aus Petersburg
- Vater stellt die Existenz des Freundes in Rußland in Frage
- Georg ist ein Spaßmacher, der sich auch vor seinem Vater nicht zurückhalten kann
- Georg versucht den Vater zu beruhigen, soll sich niederlegen
- Entkleiden des Vaters und trägt ihn in sein Bett, deckt ihn zu
- kurz darauf: schleudert der Vater die Decke weg und sitzt im Bett
- erzählt von dem Freund in Rußland, daß dieser ein Sohn nach seinem Geschmack sei
- Beschuldigung Georgs, daß er den Freund unterkriegen will, will nur zeigen wie gut es ihm
geht und damit prahlen, er möchte den Freund bloßstellen und ihm zeigen was für ein
Versager er sei
- möchte mit der Heirat prahlen, dabei heirate er ja nur eine Frau, weil diese die \"Röcke
gehoben hat\"- Vater verurteilt Georg als teuflischen Menschen und läßt ihn wissen, daß er ihn zum Tode
des Ertrinkens verurteilt
- Georg läuft zum Fluß, steigt über das Geländer der Brücke
- sagt: \"Liebe Eltern, ich habe euch doch immer geliebt\"
- springt in den Tod
Biographische Bezüge
- Vater und Sohn, zwei Duellanten
- Sohn scheint überlegen: hat das Geschäft erfolgreich übernommen, will heiraten, also selbst
Oberhaupt einer Familie werden
- Vater wird in Bezug auf Georg sozusagen entmachtet
- Höhepunkt des Triumphes über den Vater stellt das \"Ins Bett tragen\" dar. Vater wird vom
Sohn wie ein kleines Kind behandelt, er steht scheinbar über dem Vater
- doch dann, wird er für etwas beschuldigt, was er eigentlich verhindern wollte, nämlich den
Freund bloßstellen und ihm seine Fehler mitzuteilen, sowie mit dem Geschäft und der Heirat
zu prahlen
- Illusionen Georgs, das er über seinen Vater \"gesiegt hat, also stärker als er ist, werden
zerstört
- Vater ist immer noch zu stark für Georg, er ist immer noch ein Riese - Kafkas Vorstellung von
seinem Vater: ein Riese
- Sohn wird mit einigen wenigen Schlägen vernichtet
- wird angeklagt, kann sich aber nicht verbal wehren
Linie zu Kafkas Erlebnissen mit seinem Vater: \"Die Unmöglichkeit des ruhigen Verkehrs hatte noch eine weitere eigentlich sehr natürliche Folge: ich verlernte das Reden. Ich wäre ja wohl auch sonst kein großer Redner geworden, aber die gewöhnlich fließende menschliche Sprache hätte ich doch beherrscht. Du hast mir aber schon früh das Wort verboten. Deine Drohung: \"kein Wort der Widerrede!\" und dazu die erhobene Hand begleitete mich seit jeher.\"
- Verdammung des Sohnes
- Georg vollzieht das Urteil an sich selbst, er ist zu schwach
- nicht wirklich schuldig, aber Schuldbewußtsein wurde erzeugt
3.4. Die Verwandlung - Inhalt und biographische Bezüge
Inhalt
- Gregor ist ein Guter Verdiener, unterhält die Familie
- verwandelt sich unbewußt über Nacht in einen Käfer, also weiß nichts davon
- Beauftragter seiner Firma und droht ihn zu entlassen, wenn er nicht sofort die Tür öffne
- Gregor öffnet die Tür
- Beauftragter flüchtet sofort, Mutter rennt entsetzt in die Küche
- Vater treibt ihn mit einem Stock in sein Zimmer zurück, gibt ihm Tritt, so daß er fliegt
- Zimmertür wird von außen verschlossen, versteckt sich
- am nächsten Morgen: Schwester bringt vergammeltes Essen und frisches
- Gregor ißt nur das vergammelt, so bekommt er täglich 2 mal Essen
- durch Langeweile, kriegen durch das ganze Zimmer, auch über Decke und Wände
- Schwester entdeckt seine neue Beschäftigung, alle Möbel werden aus Gregors Zimmer
geschafft, damit er mehr Platz hat
- Gregor will nicht, daß all seine Möbel weggetragen werden, menschliches muß noch da sein
- Hoffnung auf Zurückverwandlung
- eines Tages: Mutter und Schwester kommen herein uns sehen Gregor an der Wand hängen
- Mutter wird ohnmächtig
- Schwester schimpft mit Gregor
- danach versucht sie der Mutter zu helfen das Bewußtsein wiederzuerlangen
- Gregor kann nichts tuend nur daneben stehen und zusehen
- Vater kommt herein, bemerkt, was passiert ist
- jagt Gregor durch die Wohnung, schmeißt mit Obst
- Gregor wird durch einen Apfel direkt am Rücken verletzt und verliert sein Bewußtsein
- einen Monat - Leiden an der Verletzung
- keine Hilfe der Familie, keine Nahrungsaufnahme mehr
- Gregor wird zum großen Problem der Familie
- überlegen, wie sie ihn loswerden können
- eines Morgens, Gregor ist tot
Haushälterin findet ihn und sagt: \"Seht nur, es ist krepiert; da liegt er, ganz und gar krepiert\"
- Familie fährt ins Grüne und sie planen ihre Zukunft neu
Biographische Bezüge
- Die Verwandlung ist Resultat einer Krise
- Konflikt mit der Familie hatte sich zugespitzt
- Text, Versuch sich zur Wehr zu setzten
- einige Tage vor dem Schreiben der Verwandlung: Beschreibung seines Verhältnisses zur
Familie in einem Brief an Felice, Ottla: \"seine beste Prager Freundin\", anderen Schwestern:
\"teilnehmend und gut\", aber \"Nur Vater und ich, wir hassen uns tapfer\"
- Haß ist spürbar
- die Andersartigkeit des Sohnes tritt über Nacht zu Tage, Verkörperung durch die Verwandlung - Kafkas Vater wollte seinen Sohn auch immer in die Rolle des Kaufmanns drängen, doch Kafka
bekannte sich dazu, daß er einen anderen Sinn im Leben sah, als der Vater, nämlich das
Schreiben
- Vater von Kafka war immer dagegen, Verschlüsselung in der Geschichte durch das immer
währende feindselige Verhalten des Vaters gegenüber Gregor
- Gregor kann nichts machen, er nimmt eine Beobachterrolle an
- Kafka konnte auch nicht tun, er war einfach so und konnte sich nicht verstellen
- wird ihn die Familie so respektieren und akzeptieren lernen, nein
- Geschichte hat Anklagecharakter
- Schwester wirkt erst hilfsbereit, doch als ihre eigenen Existenz bedroht wir, ist sie auch gehen
Gregor
neurotischer Mensch: an einem Nervenleiden erkrankter Mensch, welches nicht durch die Ursache einer Erkrankung eines Organs entstanden ist.
Alice Müller:
\"Die Gefühle des kleinen Franz als Kind (Käfer): kann nicht kommunizieren, unendlose Hilflosigkeit, klein, schwach. Er spürt die rührenden Versuche der Schwester und der Mutter die Ekelschranke zu überwinden. Er spürt die unbarmherzige Trennung von der ganzen Umwelt, die Schande die er über die Familie bringt. Er selbst hat Angst, Schuldgefühle, und Scham vor anderen Menschen. Er fühlt sich unfähig sich zu artikulieren. Er wird von den anderen nicht verstanden und zum Tode verurteilt, wenn nicht doch eine Person sich seiner annehmen würde und eine Kommunikation, die schwierig ist, doch noch anstellen könnte. Die Verwandlung beschreibt das Lebensgefühl eines, wenn man so will, neurotischen Menschen, der sich von den anderen isoliert fühlt, keine gemeinsame Sprach mit ihnen hat, auf ihr volles Verständnis angewiesen ist, welches er nie findet, der seine Tragik nie formulieren kann und stumm bleiben muß, sich von den anderen gehaßt und verachtet fühlt sobald sie sein wahres Selbst erblicken, obwohl sie ihm noch kurz davor, als er im falschen angefaßten Selbst des guten, braven Sohnes lebte, wie ihresgleichen behandelt haben, ohne sich je zu fragen, wer er wirklich ist.\"
4. Gedanken zu Kafka
4.1. Zitat von Albert Camus
Albert Camus:
\"Wir werden hier an die Grenzen des menschlichen Denkens versetzt. Ja, an diesem Werk ist im wahren Sinne des Wortes alles wesentlich. Jedenfalls stellt es das Problem des Absurden in seiner Gesamtheit dar ... Es ist das Schicksal und vielleicht auch die Größe dieses Werkes, daß es alle Möglichkeiten darbietet und keine bestätigt.\"
4.2. Zitat von Alfred Döblin
Alfred Döblin:
\"Es sind Berichte von völliger Wahrheit, ganz und gar nicht wie erfunden, zwar sonderbar durcheinander gemischt, aber von einem völlig, wahren, sehr realen Zentrum geordnet... Es haben einige von Kafkas Romanen gesagt: sie hatten die Art von Träumen - und man kann dem zustimmen. Aber was ist denn die Art der Träume? Ihr ungezwungener, uns jederzeit ganz einleuchtender, transparenter Ablauf, unser Gefühl und Wissen um die tiefe Richtigkeit dieser ablaufenden Dinge, und das Gefühl, daß diese Dinge uns sehr viel angeht.\"
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