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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Johann wilhelm möbius -


1. Drama
2. Liebe

Den Gegenpol zu Frl. von Zahnd bildet der Patient Möbius, der gleichzeitig die zweite zentrale Person im Stück darstellt.

Herr Möbius war bester Schüler des Physikers Scherbert und Newton hält ihn für den größten (auch genialsten) Physiker aller Zeiten.

Weitere Charakterzüge zeigen sich in seinem Lebenslauf, den Frau Rose Frl. Doktor schildert. So lernte er Frau Rose als fünfzehnjähriger Gymnasiast kennen, denn er zog in die Mansardenwohnung des Vaters von Frau Rose. Er war bitter arm und ein Waisenbub, beschreibt Frau Rose. Daß Herr Möbius schon immer ein ehrgeiziger und zielstrebiger Mensch mit ernsten Vorsätzen war, zeigt sich in seiner Bildungslaufbahn. Er machte das Abitur, das ihm Frau Rose finanzierte und studierte im Anschluß Physik. Sie heirateten, als Herr Möbius zwanzig Jahre alt war und das gegen den Willen des Elternhauses. Zielstrebig schrieb er die Dissertation und schließlich stand eine Professur in Aussicht, da wurde Johann Wilhelm krank.
Aus der Ehe mit Frau Rose gehen drei Kinder hervor. Herr Möbius scheint in psychologischer Hinsicht lebenstauglich.

Die Auswanderung aus der Realität in das Irrenhaus ist Folge seiner physikalischen Erkenntnisse. Er sieht sich gezwungen, sich selbst als Verrückten auszugeben (er gibt vor, Salomo erscheine ihm), um die Menschheit vor verheerenden Auswirkungen durch die von ihm entdeckte Weltformel zu bewahren. (Zitat: "Die Physiker" S.69): "Es war meine Pflicht, die Auswirkungen zu studieren, die meine Feldtheorie und meine Gravitationslehre haben würden. Das Resultat ist verheerend. Neue, unvorstellbare Energien würden freigesetzt und eine Technik ermöglicht, die jeder Phantasie spottet, falls meine Untersuchungen in die Hände der Menschen fiele." Das Genie Möbius scheitert an seiner strikten Rationalität und seinem Verantwortungsbewußtsein. Er scheint Märtyrer für die Welt zu sein, ist es aber nicht, denn er flüchtet, gibt für seine Flucht seine Familie auf, die ihn in langen Qualen und Strapazen und steter Hilfe zum Erfolg führte, den er ablehnt. Er selbst postuliert moralische Entscheidungen, widerlegt sie aber gleichzeitig durch sein Handeln.

Zum erstenmal tritt er beim Abschied seiner Familie auf und sorgt für einen kräftigen aber gespielten Tobsuchtsanfall, der seine Familie geradezu vertreibt.


In diesem Moment gibt er sein eigentliches Leben völlig auf, unterwirft sich seiner Erkenntnis und täuscht den Verrückten in drastischer Manier vor. Die Aufgabe der Familie, die Ablehnung der Hilfe durch seine Familie und schliesslich gar die Vertreibung der Angetrauten samt der Kinder zeigt deutlich sein soziales Versagen. (Zitat: "Die Physiker" S.42): "Packt euch fort! Schleunigst!" ruft er aus, um seine Familie in die Flucht zu treiben, wünscht ihr sogar den Tod (Zitat: "Die Physiker" S.43): "Ihr sollt verflucht sein! Ihr sollt mit den ganzen Marianen im Marianengraben versaufen!"

Gesteigert wird sein Verhalten durch den Mord, den er am Ende des ersten Aktes, zur Bewahrung der Erkenntnis, an Schwester Monika begeht. Sie gesteht ihm ihre Liebe, verkündet ihm ihr Wissen über alles und will ihn dazu bewegen, wieder in die Physik zurückzufinden. Um seine Erkenntnis weiterhin zu verdecken, bringt Möbius Schwester Monika um, wie es schon seine Kontrahenten mit den Schwestern taten.

Später rechtfertigt er den Mord an Schwester Monika (Zitat: "Die Physiker" S.75): "Ich habe getötet, damit nicht ein noch schrecklicheres Morden anhebe." Er schiebt die Schuld sogar auf Schwester Monika (Zitat: "Die Physiker" S.75): "Sie begriff nicht, dass es heute die Pflicht eines Genies ist, verkannt zu bleiben."

Die völlige Sicherheit zur Bewahrung der Erkenntnis sollte allerdings der Selbstmord des Herrn Möbius sein, den er aber nicht begeht. Sein Leben verspielte er schon zu dem Zeitpunkt, zu dem er ins Irrenhaus flüchtete und seine Familie aufgab.
Seine Qual wurde aber nicht beendet; ständig lebte er mit der schwerwiegenden Verantwortung, die Weltformel entdeckt zu haben. Ein Selbstmord hätte sicherlich andere Morde erspart und sein Leiden beendet. Dennoch verzichtet er darauf und scheitert später, als Frl. Doktor die Weltmacht durch seine Weltformel erlangt. Er beschreibt selbst (Zitat: "Die Physiker" S.74): "Es gibt für uns Physiker nur noch die Kapitulation vor der Wirklichkeit", was sich am Ende in doppelter Hinsicht zeigen sollte. Einerseits kapituliert er vor der Erkenntnis, andererseits kapituliert er generell, da die Wirklichkeit nicht aufzuhalten ist, die Weltformel doch die Welt erreichte und Verheerendes anrichtet in den Händen einer "irren" Irrenärztin.


(Zitat: Berger Thomas):
Möbius ist ein unmoralischer Idealist. Seine vorgebliche Geisteskrankheit definiert sich über die Inanspruchnahme einer Symbolfigur für menschliche Weisheit, des Königs Salomo.



Trotz des Geniegeistes und den vergeblichen Versuchen, die Menschheit zu bewahren, sei es durch die Flucht ins Irrenhaus oder durch die Überzeugungsarbeit, die er an den beiden Physikern Einstein und Newton versucht und auch durchsetzt, scheitert Möbius am Ende. Sein Spiel, der Menschheit einen Verrückten vorzuspielen, war von Anfang an durchschaut, die Realität holte ihn ein.

 
 

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