\"In 10 Sekunden ist alles vorbei" ist ein Gedicht von Hans Magnus Enzensberger, in dem die alltägliche Idylle ( vgl. 8 ) und als Widerspruch die lebensbedrohlichen Angst ( vgl. 12, 36 ) thematisiert wird. 1959 wurde dieses lyrische Werk im Buch "Im Gegenteil - Gedichte - Szenen - Essays" veröffentlicht.
Das Gedicht ist aus Vier- und Zweizeiler aufgebaut. Die Vierzeiler bestehen aus Kreuzreimen ( vgl. 1, 3 ) und die Zweizeiler aus Paarreimen ( vgl. 33-34 ). Weiterhin ist es auffällig, dass es viele lange Sätze gibt. Die Vierzeiler beschreiben den beobachtbaren Alltag ( vgl. 5-6 ) und das idyllische Wohlbefinden ( vgl. 7-8 ). Nach 2 kurzen Vierzeilern erfolgen immer 2 lange Zweizeiler, die die ängstlichen Gefühle ( vgl. 12 ) des lyrischen Ichs beschreiben. In der ersten beiden Vierzeilern ist noch alles "seelenruhig" ( Z. 8 ) und es wird keine Gefahr geschildert. Dies ändert sich in den folgenden 4 Zeilen, wo das lyrischen Ich ein "komisch[es]" ( Z. 9 ) Gefühl hat und die Stimme im Ohr erscheint ( vgl. 10 ). Jetzt berichten die nächsten Vierzeiler bereits die Ahnungslosigkeit ( vgl. 16 ) vor der angeblich drohenden Lebensgefahr ( vgl. 12 ). Darauf hört das lyrische Ich Schreie von der Stimme, die auf eine Katastrophe bei der amerikanischen Regierung hinweisen ( vgl. 23-24 ). Danach deutet Enzensberger plötzlich wieder auf das sorglose Alltagsleben hin, bis dann das lyrische Ich die Stimmen singen hört ( vgl. 33-34 ), dass "[i]n zehn Sekunden [ ] alles vorbei" ( Z. 36 ) sei. Und in diesen 10 Sekunden wiederholt der Autor noch mal den Anfang des Gedichts, wobei das lyrische Ich diesmal direkt in das Geschehen eingefügt wird ( vgl. 42 ).
Als sprachliche Besonderheit verwendet Enzensberger die Ellipse ( vgl. 1-4 ), um das Gedicht auf das Wichtigste zu verdichten. Um das sorglose schöne Wetter zu beschreiben ( vgl. 1 ), benutzt der Schreiber eine Alliteration. Die Reihung benutzt Enzensberger, damit das große Alltagsleben kurz und knapp beschrieben wird ( vgl. 3-4 ). Darin ist auch eine Hyperbel enthalten ( vgl. 4 ). Eine auffällige sprachliche Besonderheit ist die Parataxe ( vgl. 9-10 ) zum Wiedergeben des raschen Wechsels von Wahrnehmungen. Der Verfasser wiederholt regelmäßig den Imperativ ( vgl. 11, 23, 35 ), um jedes Mal auf den lebensbedrohlichen Zustand hin zu deuten.
Hans Magnus Enzensberger setzt gekonnt die Lebensgefahr gleich neben den meist schönen Alltag. Dabei weist er auf eine Antwortsuche hin, nicht auf das Finden der Antwort. Mir sind nämlich auch nicht die tiefen Hintergründe des Gedichtes bekannt. Heute aber hat es eine viel größere Bedeutung als zur Zeit des Schreibens, denn derzeit sind insbesondere die Menschen der christlichen Länder von Terroranschlägen jederzeit bedroht.
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