"Der Besuch der alten Dame" bietet verschiedene Interprationsansätze: Zum einen ist offensichtlich, dass Dürrenmatt die Entwicklung der immer mehr zunehmenden Macht des Geldes scharf anprangert. Der Sprich "Geld ist Macht wird in diesem Stück zur tragischen Realität. So hat die alte Dame den Ort Güllen vollständig aufgekauft und heruntergewirtschaftet, um die Bewohner von ihrem Geld abhängig zu machen und dafür zu sorgen, dass sie ihrem Wunsch auch Folge leisten. Ausserdem wird durch den in Aussicht gestellten Wohlstand das Urteilsvermögen und den Gerechtigkeitssinn der Güllener Bürger total ausser Kraft und Funktion gesetzt. Sie treiben Alfred Ill in den Tod, obwohl dies moralisch und gesetzlich nicht verzeihbar ist. Ein weiterer Interpretationsansatz ist bei der Szene der Bürgerversammlung und nach Ills Tod zu sehen.
Die Presseleute geben sich ein völlig falsches und nur oberflächliches Bild der geschehenen Ereignisse wieder. Sie versuchen erst gar nicht die Wahrheit herauszufinden. Dürrenmatt stellt mit diesem Werk allerdings auch die Frage, in wie weit die Todesstrafe gerechtfertigt ist. Ill muss für den wirtschaftlichen Aufschwung Güllens mit seinem Leben bezahlen. Dürrenmatt möchte dadurch den Leser dazu animieren, sich selber zu fragen, ob die Todesstrafe gerechtfertigt ist und wieviel ein Menschenleben wert ist.
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