Schon die Überschrift \"Friede den Hütten! Krieg den Palästen\", die auch die
Devise der französischen Revolution gewesen war, muß auf die Fürsten wie
eine Ohrfeige gewirkt haben. Diese Wirkung des \"Hessischen Landboten\", die
an die Einwohner des Großherzogtums Hessen, vor allem aber an die Bauern
gerichtet ist, wurde durch den Inhalt noch verstärkt:
Schon in den ersten Zeilen, die ich auch gleich vorlesen werde, betont
Büchner den vorherrschenden Gegensatz zwischen den Vornehmen und den Bauern
(Textstelle 1).
Im nächsten Abschnitt weist er mit Hilfe folgender Statistik (Folie!) auf
die Mißstände in Hessen hin und beschuldigt die Regierung, die dafür
verantwortlich ist, der Erpressung des Volkes. Außerdem kommt er, nachdem
er die gemeinnützigen Aufgaben des Staates erläutert hat, zu dem Schluß,
daß dieser Staat nicht dem Gemeinwohl nützlich ist, sondern nur denen, die
ihn regieren.
Hierauf nun übt er auf heftigste Weise Kritik an der Justiz, wozu ich auch
eine Stelle vorlesen möchte, in der die Schärfe der Kritik Büchners wieder
zur Geltung kommt (Textstelle 2). In den folgenden Abschnitten weist er
weiter auf bestehende Mißstände hin, indem er das Ministerium für Steuern
und deren Politik, das Militär und die bestehende Wehrpflicht, die Rente
für die Beamten sowie das Staatsministerium und den Staatsrat aufs
Heftigste kritisiert, wobei er aber betont, daß diese Einrichtungen bzw.
diese Leute nur Werkzeuge des Großherzogs Ludwigs sind, der sich für seine
Entscheidungen/seine Politik nicht zu rechtfertigen braucht, da er
Herrscher von Gottes Gnaden erwählt ist. Genau dieses Gottes Gnadentum
stellt Büchner als Lüge am Volk dar, da der Herzog auch kein anderer Mensch
ist als ein einfacher Bauer. Er stellt es sogar als Gotteslästerung hin,
wenn man \"einen dieser Fürsten einen Gesalbten des Herrn nennt.\" Nach all
dieser Kritik nun nimmt er bezug auf die Revolution 1789 in Frankreich,
indem er erklärt, daß dieselben Mißstände, die nun in Hessen vorherrschen,
1789 zur Revolution und zur kurzzeitigen Schaffung eines Freistaates mit
einer demokratischen Verfassung geführt haben. Des weiteren kritisiert er
das deutsche Volk, das sich durch die Verfassungen, die nach der
Julirevolution 1830 in Frankreich geschaffenen worden waren, blenden ließ.
Außerdem übt er Kritik an den Verfassungen selbst, insbesondere am
Wahlrecht, an der fast unbeschränkten Gewalt des Königs und daran, daß die
Stände fast keine Rechte haben. Er fügt aber hinzu, daß auch wenn die
Volksvertreter genügend Macht hätten, eine Revolution, die nur von ihnen
getragen werde, würde innerhalb kurzer Zeit niedergeschlagen werden, denn
dem Herzog würden benachbarte Fürsten zu Hilfe kommen. Daraus leitet er nun
die Notwendigkeit revolutionärer Gewalt des Volkes ab, von der er sagt, daß
sie kurz bevorstehe.
Um die gottesfürchtigen Bürger/Bauern von der Notwendigkeit einer
Revolution zu überzeugen, versichert er ihnen, daß Gott ihnen im Falle
einer Revolution beistehen werde. Zuletzt fordert er das Volk noch mal
unmißverständlich zur Revolution auf, wobei sie keine Angst haben sollen
vor der Macht der Fürsten, denn wenn sie gemeinsam kämpfen, haben selbst
die Fürsten mit ihrem Gefolge keine Chance. Dies kommt in folgender Stelle
zum Ausdruck: (Textstelle 3) Auf diese äußerst revolutionären Schrift
reagierte nicht nur die Obrigkeit in Hessen, sondern in ganz Deutschland,
was dazu führte, daß sein bisheriges Leben verändert wurde.
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