I.) Der Inhalt
Prinz Hamlet erfährt vom Geist seines toten Vaters, daß dieser von seinem Bruder Claudius, jetzigen König von Dänemark, kaltblütig im Schlaf ermordet wurde. Der Geist fordert Hamlet zur Rache an dem Verbrecher auf.
Hamlet täuscht Wahnsinn vor um die Wahrheit zu erfahren und schließlich Rache an seinem Onkel nehmen zu können. Der übereifrige Oberkämmerer Polonius hält die Verwirrung des Prinzen für unerfüllte Liebe zu seiner Tochter Ophelia. Die Königin, Hamlets Mutter, glaubt an Trauer über den Tod des Vaters und die allzu rasche Wiedervermählung mit Claudius. Der König schöpft allerdings Verdacht und glaubt nicht an die Erklärungsversuche des dänischen Hofes.
Nach einem Schauspiel, in dem Claudius seine Tat vor Augen geführt wird, weiß der König, daß Hamlet ihm gefährlich werden kann. Statt Claudius im Gebet zu ermorden, mahnt er seine Mutter zur Sittlichkeit. Während diesem Gespräch ermordet Hamlet auf ein Geräusch hin, im Glauben der Lauscher sei der König, Polonius. Der König beschließt, Hamlet nach England zu schicken und ihn dort ermorden zu lassen.
Auf der Reise kann Hamlet das Schicksal zu seinen Gunsten ändern und nach Dänemark zurückkehren um den Plan seiner Rache fortzuführen. Er kommt gerade zum Begräbnis von Ophelia, die selbst verrückt geworden über Hamlets Wahnsinn und der Ermordung ihres Vaters, im Fluß ertrunken ist. Am offenen Grab bricht Streit zwischen Laertes, Ophelias Bruder und Hamlet aus. Der Streit endet mit einer Aufforderung zum Duell. Laertes tränkt die Spitze seines Degens mit Gift, um Hamlet bei der geringsten Verletzung zu töten. Claudius stellt einen Becher mit vergiftetem Wein bereit, um Hamlets Schicksal zu besiegeln.
Beim Duell überschlagen sich die Ereignisse. Laertes verletzt Hamlet. Die Königin trinkt den vergifteten Wein und stirbt. In der Hitze des Gefechts vertauscht Laertes die Degen und wird von Hamlet mit dem vergifteten Degen getötet. Seine letzten Worte gelten der Wahrheit: er verrät Hamlet den Plan von Claudius. Bevor Hamlet in den Armen seines besten Freundes Horatio stirbt, kann er den Auftrag seines Vaters erfüllen und den Mord rächen.
II.) Die Entstehungsgeschichte von Shakespeares Hamlet
Entstehung: 1600 - 1601
Eintrag ins Buchhändlerregister: 26. Juli 1602
Deutsche Übersetzungen: Schlegel - Tieck Übersetzung (1825)
Übersetzung von Theodor Fontane (um 1850)
Übersetzung nach Wieland
Erste Veröffentlichungen: 1603 1. Quarto
1604 2. Quarto
1611 3. Quarto
1623 im Ersten Folio
Erste Aufführungen: 1602 London
1603 Oxford, Cambridge
Das zentrale Handlungselement in Hamlet, der Racheplan eines um seine Regentschaft beraubten Prinzen, der vorgibt, den Verstand verloren zu haben, findet sich in der älteren Gesta Danorum des dänischen Geschichtsschreibers Saxo Grammaticus. Shakespeares direkte Quelle ist jedoch die Histoires Tragiques de François de Belleforest (Paris, 1570), die von Saxo abgeleitet sind. Von den Namen der Tragödie gehen nur Hamlet und Gertrude auf Saxo zurück.
Es wird angenommen, dass Thomas Kyd ein verlorengegangenes Stück Hamlet geschrieben hat, welches Shakespeare nachweislich bekannt war und als Quelle gedient hat.
Der Stoff des Hamlet entstammt der lateinischen Geschichte der Dänen, die von dem Geschichtsschreiber ,Saxo Grammaticus, zwischen 1180 und 1208 verfaßt wurde. Das vierte und fünfte Buch erzählt von einem jungen Prinzen namens Amlethus, der den Mord an seinem Vater Horwendil rächen möchte. Dazu täuscht er dem dänischen Hof und seinem Onkel Fengon Wahnsinn vor. Doch Fengon bemerkt die Vortäuschung und versucht Amlethus durch Fallen und Tricks zum Scheitern zu bringen. Doch Amlethus kann sich dank seiner eigenen List vor der Gefahr retten und schließlich den Mord an seinem Vater durch Fengon rächen.
Eine ganze Reihe von Dichtern beschäftigte sich schon vor Shakespeare mit dieser Geschichte. François Belleforest schrieb 1567 den Bericht Saxos in abgeänderter Form in einer Serie tragischer Gedichte nieder. Ein weiteres Schauspiel eines unbekannten Autors hat die tragische Geschichte des dänischen Prinzen zum Inhalt.
Hinweise für einen \"Ur-Hamlet\" gibt es bereits 1589. Shakespeare schrieb sein Trauerspiel um 1600. Es ist jedoch unklar welchen Quellen Shakespeare seinen Hamlet zu verdanken hat. Es ist aber anzunehmen, daß eine ganze Reihe von Inspirationen dem Werk Pate standen.
III.) Deutsche Übersetzungen und verschiedene Verfilmungen des Hamlet
Übersetzungen ins Deutsche:
Filme:
Es gibt mehr als 20 Kinofilme, die unter dem Titel Hamlet erschienen sind, sowie eine Reihe von Fernsehfilmen. Daneben gibt es gut 50 Filme, die das Wort Hamlet im Titel enthalten.
Der erste dieser Filme mit Titel Le Duel d\'Hamlet entstand 1900 unter der Regie von Clément Maurice, mit Sarah Bernhardt als Hamlet und Pierre Magnier als Laertes.
Der 1948 unter Regie von Laurence Olivier und mit ihm in der Hauptrolle entstandene Film Hamlet gewann vier Oskars, unter anderem den Besten Film und Besten Hauptdarsteller.
1969 entstand der Film Hamlet unter Regie von Tony Richardson, in dem Anthony Hopkins die Rolle des Claudius hatte.
1990 entstand der Film Hamlet unter Regie von Franco Zeffirelli, mit Mel Gibson als Hamlet und Glenn Close als Gertude.
1996 entstand der Film Hamlet unter Regie von Kenneth Branagh. Mit dem Vollständigen Text hat der Film eine Dauer von über drei Stunden. Kenneth Branagh spielt Hamlet.
2000 entstand der Film Hamlet unter Regie von Michael Almereyda. Er spielt im heutigen Manhattan
Als Übersetzungen ins deutsche kann man im Prinzip nur die Schlegel/Tieck als wirklich wichtig und herausragend bezeichnen.
IV.) William Shakespeare
William Shakespeare - Fragmente eines Lebens
Ungeachtet der Frage, ob Shakespeare wirklich der Verfasser
der ihm zugeschriebenen Werke war, ist zumindest seine
Existenz bezeugt. Leider auch nicht soviel mehr - was zum
einen die altbekannte Frage um die Urheberschaft seiner Werke
aufwirft, zum anderen den Kinoerfolg \"Shakespeare in Love\"
gestattete, sein ganz eigenes Bild des Barden zu entwerfen.
Die Eltern
Obwohl Shakespeares Leben besser bezeugt ist als das vieler seiner Zeitgenossen, lässt sich seine Biographie nur in groben Umrissen rekonstruieren - besonders was die Zeit seiner späten Jugend betrifft. William Shakespeare wurde laut Kirchregister am 26. April 1564 in Stratford-on-Avon , Warwickshire, getauft, sein Geburtstag wird heute der Einfachheit halber auf den 23. April datiert - ist Shakespeare doch am gleichen Tage des Jahres 1616 verstorben.
Sein Vater, John Shakespeares, war ein angesehener Landwirt und Händler. Er wurde 1565 zum Stadtrat gewählt, war später Stadtverwalter (eine mit einem Bürgermeister vergleichbare Position). Aufzeichnungen berichten von einigen Fehlschlägen in den Geschäften, die zwischenzeitlich wohl zu einer Verarmung der Familie führten. William´s Mutter, Mary Arden of Wilmcote, entstand einem alten, aber unbedeutenden Adelsgeschlecht und war Erbin eines kleinen Stück Landes. Entsprechend des damaligen sozialen Gefüges dürfte die Heirat Mary Ardens für John einen Aufstieg in der lokalen Hierarchie gleichgekommen sein.
Williams Jugend
Stratford-on-Avon besaß eine Schule von gutem Rufe, die Teilnahme war frei, da der Unterhalt der Schule vom Bezirk getragen wurde. Diese Tatsache und die Amtsposition des Vaters lässt vermuten, das William eine gute Ausbildung erhielt. Diese konzentrierte sich zur damaligen Zeit auf das Studium der lateinischen Sprache, Dichtung und Geschichte. William besuchte keine Universität - ob dies finanzielle Gründe hatte, kann heute nicht mehr beantwortet werden.
Familienvater
Im Jahre 1582 - im Alter von ganzen 18 Jahren - heiratete er die einige Jahre ältere Anne Hathaway. Wann genau und wo ist nicht detailliert bekannt, allerdings registrierte das bischöfliche Sekretariat von Worcester eine Schuldverschreibung (verbürgt von zwei Stratforder Bauern namens Sandells und Richardson) als Sicherheit für eine Heiratslizenz von William Shakespeare und \"Anne Hathaway von Stratford\". Am 26. Mai 1583 wurde in Stratford Williams Tochter Susanna, am 2. Februar 1585 seine Zwillinge Hamnet und Judith getauft. Hamnet, Shakespeares einziger Sohn, verstarb im Alter von 11 Jahren. Seine Todesursache ist nicht bekannt.
Die frühen Jahre
Wann genau Shakespeare nach London übersiedelte, ist nicht bekannt. Es gibt einige Berichte - diese wurden jedoch erst lange nach seinem Tod schriftlich niedergelegt - die von Problemen mit dem lokalen Adel berichten, von Diebstählen oder einer Tätigkeit als Schulmeister an der örtlichen Schule und verschiedenen Hilfstätigkeiten in seiner ersten Zeit in London. Jedenfalls ist dem Autoren keine zuverlässige Dokumentation Shakespeares Wirken in den Jahren zwischen 1585 und 1592 bekannt.
Jedenfalls hatte er es 1592 bereits geschafft, sich als angeblicher Emporkömmling den Neid anderer Dramatiker zuzuziehen. Graham Greene, ein Dramatiker, verfasste auf seinem Sterbebett im Jahre \'92 folgende Worte:
There is an upstart crow, beautified with our feathers, that with his Tygers heart wrapt in a Players hide supposes he is as well able to bombast out a blank verse as the best of you; and, being an absolute Johannes Factotum, is in his own conceit the only Shake-scene in a country.
Grob übersetzt bezieht sich Greene auf eine \"Krähe, die sich mit unseren Federn schmückt\" und meint damit eindeutig den jungen Shakespeare. Diese Worte erschienen nach Greenes Tod (Greenes, groats-worth of witte, bought with a million of Repentance, 1592), versehen mit einem Vorwort eines gegenseitigen Bekannten, in dem dieser Shakespeare entschuldigt und dessen Begabung betont. Dies zeigt auch, daß Shakespeare es durchaus verstand, sich wichtige Freundschaften zu sichern, wie auch die spätere Freundschaft mit Henry Wriothesley, dem 3. Earl von Southhampton, bewies. Ihm widmet William auch seine ersten veröffentlichten Gedichte, Venus und Adonis und The Rape of Lucrecia.
Ab 1594 gehörte er als Schauspieler den \"Lord Chamberlain´s Men\" (ab 1603 entsprechend einer Erlaubnis James I. \"King´s Men\") an. Diese Truppe besaß mit Richard Burbage den besten damaligen Schauspieler, später das beste Theater, nämlich das Globe, und den besten Dramatiker - William Shakespeare.
Der Aufstieg
Ein Beweis für den steigenden Wohlstand Williams war 1596 die Bewilligung eines Familienwappens. Das Wappen prangt auf dem Shakespear-Denkmal (in der vor 1623 errichteten Kirche zu Stratford). Außerdem erwarb er ein großes Haus am Rande Stratfords. Dorthin zog er sich 1611 zurück
Ab 1599 spielte die Truppe vor allem im eigenen, berühmten Globe-Theatre , bei dem Shakespeare auch finanzieller Teilhaber war. Shakespeare galt als gewandter Geschäftsmann. Aus seinem privaten Leben sind nur wenige Details bekannt, private Briefe sind nie ans Licht der Öffentlichkeit gelangt.
Der letzte Wille
Shakespeares letzter Wille, verfasst am 25. März 1616, liegt noch als Original vor. Im ausführlichen und sehr detaillierten Dokument hinterließ er den größten Teil seines beträchtlichen Vermögens dem Sohn seiner ältesten Tochter, die mit Thomas Quiney verheiratet war, dem Sohn des Shakespeare Freundes Richard Quiney. Aber auch die zweite Tochter, die mit John Halle, einem angesehenen Mediziner aus Stratford, verheiratet war und natürlich Anne Hathaway wurden entsprechend bedacht.
Die Unterschrift unter dem Dokument war bereits mit zitternder Hand geschrieben - der Erblasser war bereits schwer krank.
William Shakespeare starb am 23. April 1616.
Er wurde im Chor der Gemeindekirche zu Stradford begraben. Seine Grabtafel schmückt kein Name - nur folgende Zeilen (womöglich von ihm selbst):
V.) Der Einfluss Shakespeares auf die deutsche Literatur
Die Lage vor dem Literaturstreit
In der Zeit des Barock wollte man die deutsche Literatur konkurrenzfähig machen, dazu nahm man als Vorbild Frankreich her.
Wichtige Literaten zu dieser Zeit in den großen Reichen:
Frankreich Spanien England Italien
Moliere
Racine Cervantes Shakespeare Dante
Petrarca
Boccaccio
Im 17. Jahrhundert war man der Meinung, dass man die Dichtkunst erlernen könne.
Zu dieser Zeit schrieb Opitz sein "Von der deutschen Poeterei", sein Vorbild in der Dichtkunst war (natürlich) Frankreich.
Zur Zeit des 17. Und q8. Jahrhunderts in Deutschland hatte Shakespeare schon einen gewissen Einfluss in Deutschland, auch wenn niemand ihn beim Namen oder gar seine Werke kannte.
Viele Wanderbühnen, zum Großteil aus England nahmen Shakespeare Stücke auf und spielten sie in einer sehr, für das Volk ,vereinfachten Version.
Diese sehr plumpen und derben Verballhornungen von Shakespeares Stücken war das erste was man im deutschen Sprachraum von Shakespeare zu sehen bekam.
Der Literaturstreit
Im 18. Jahrhundert führte Johann Christoph Gottsched eine sehr drastische Maßnahme durch um das Theater ernster zu machen, indem er den Harlekin (den Narren) von der Bühne verbannte. Dieser Johann Gottsched, der ein großer Reformer des Theaters war arbeitete eng mit Josefine Neuper (der Neuperin) zusammen
Für Gottsched gab es nur ein wahres Vorbild, Frankreich, England und somit auch Shakespeare sah er als total wertlos an.
Diese starrsinnige Einstellung von Seiten Gottsched's führte zum ersten großen Literaturstreit zwischen dem ersteren, der Frankreich als großes Vorbild ansah, und Bodmer und Breitinger, welche England als Vorbild auserkoren hatten.
In der Mitte des 18. Jahrhunderts kam es , von England ausgehend, zu einer Rückbesinnung auf die Kelten. Grund dafür waren die "Ossian Lieder" welche sich jedoch schon bald als Fälschung herausstellten. Doch das tat dem neuen Trend keinen Abbruch. Rückbesinnung war auf einmal Mode und somit war England plötzlich "in".
Aus England kamen als nächstes die Briefromane welche auch in Deutschland großen Anklang fanden, zum Beispiel mit Goethes : "Die Leiden des jungen Werther".
Auch auf der Theaterbühne tat sich einiges in Richtung Veränderung.
Gotthold Ephraim Lessing, der am Anfang des Sturm und Dranges stand, übernahm das Bürgerliche Trauerspiel aus England (für ihn waren die Engländer das große Vorbild). Eines von Lessing's Werken ist zum Beispiel "Miss Sara Sampson"
Lessing verurteilte Gottsched's starrsinnige Bewunderung für Frankreich und seine Theaterreform. Er sagte: "Die Verbannung des Harlequins von der Bühne ist die größte Harlequinade selbst."
Dieser Streit zwischen Gottsched und Lessing führte zum zweiten großen Literaturstreit.
Seitdem wurde der Einfluss der Englischen Literatur immer größer und somit wuchs auch Shakespeares Bedeutung. Heutzutage gehören Stücke, wie "Romeo und Julia" und "Hamlet" zu den meist gespielten deutschen Stücken. Diese Übersetzungen gehen übrigens zum Großteil auf Schlegel und Tieck zurück.
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