Diese in Paiks Schaffen einzigartige Arbeit bezieht sich, wie sowohl Titel als auch Durchführungsjahr verlauten lassen, auf George Orwells utopischen Roman "1984".
Es handelt sich hierbei um ein bunt aus Hoch- und Populärkultur zusammengesetztes Programm, das per Satellit zeitgleich in den USA, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Korea und Dänemark ausgestrahlt wurde. Die teilnehmenden Künstler stammten aus den verschiedensten Bereichen, wie Joseph Beuys, Laurie Anderson, John Cage, The Thompson Twins, Merce Cunningham, Peter Gabriel, Allen Ginsberg, Philip Glass, Charlotte Moorman u.v.a.
Seit 1986 entsteht eine "Family of Robots", eine Reihe von Skulpturen aus Monitoren u.ä., die seitdem ständig erweitert wird und der seit 1989 auch "Porträts" von bekannten Figuren wie Don Quixote, John Cage, Albert Einstein, Attilla der Hunnenkönig, Robespierre etc. angehören.
Alle Skulpturen sind selbstverständlich auch mit passendem Bildmaterial versehen.
Wulf Herzogenrath dieses ironische Spiel mit der Form des "als ob" als Paiks kleinen Beitrag zur postmodernen Diskussion an: Indem er die Nähe und die Personifizierung so weit treibt, daß viele das als zu nah empfinden, baut er kleine Distanz-Schwellen ein, die so subtil sind, daß sie kaum mehr wahrgenommen werden.
Mit der "Als-ob-Welt" meint Herzogenrath hier natürlich die Scheinwelt der Medien.
Edith Decker beobachtet im Werk Paiks seit den späten achtziger Jahren eine Wandlung bezüglich seiner Einstellung zu fernöstlicher Religion: Paik scheint immer asiatischer zu werden, ob durch den kommerziellen Erfolg bedingt oder durch das Alter... Plötzlich erkennen wir ihn als das, was er wohl immer war, als koreanischen Künstler, der bei aller Verwestlichung die vom Konfuzianismus geprägten Umgangsformen und Wertnormen nicht verloren hat.
Daß Nam June Paik auch heute noch zu den wichtigsten Künstlern der Welt gehört, beweisen die Preise, die ihm verliehen wurden: Er erhielt 1991 den Kaiserring in Goslar, den "Goldenen Löwen" der Biennale 1993 und 1998 den Kyoto-Preis.
Ebenfalls geehrt wurde er durch eine Doppelausstellung in Basel und Zürich 1993. Mittlerweile hat Paik auch einigen Erfolg auf dem Kunstmarkt und rückte auf der "Capital"-Liste der erfolgreichsten Künstler 1994 sogar auf Platz 5.
Als er Ostern 1996 einen Schlaganfall erlitt und sich stärker abschottete, schien es ruhiger um ihn geworden zu sein, doch er blieb zäh und arbeitet hart gegen die Behinderung an. Paik arbeitet zur Zeit an neuen Laserprojektionen und an gänzlich neuen, großflächigen Projektionen für die riesige Spirale des Guggenheim-Museums in New York, wo für das Jahr 2000 die bisher umfassendste Großausstellung von Nam June Paik geplant ist.
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