Das Auftreten des bürgerlichen Trauerspieles stellt nicht nur eine bloße Verlagerung des Tragischen in das Bürgerliche dar, auch das Tragische selbst ändert sich. Während in der heroischen Tragödie der Mensch von Königen und Helden repräsentiert wird, deren Unglück unabwendbar ist, kommt bei der bürgerlichen Tragödie das Mitmenschliche, Private und der Mensch in seiner Bindung an die Gemeinschaft in den Mittelpunkt, der nicht von einem Schicksal aus dem Jenseits bestimmt wird. Die Hauptpersonen sind keine Märtyrer, die Ursache des Tragischen sind keine undurchschaubaren Verhältnisse, sondern die Menschen und die Welt selbst. Religiöse und theologische Horizonte sind zwar nicht ausgeschlossen, kommen aber als Grund für Verwicklungen jeglicher Art nicht in Frage.
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