Gedichtinterpretation
r /
Sehnsucht
Es schienen so golden sie Sterne,
Am Fenster ich einsam stand.
Und hörte aus weiter Ferne,
Ein Posterhorn im stillen Land.
Das Herz mir im Leib entbrennte;
Da hab ich mir heimlich gedacht;
Ach, wer da mitreisen könnte
In der prächtigen Sommernacht!
Zwei junge Gesellen gingen
Vorüber am Bergeshang,
Ich hörte im Wandern sie singen
Die stille Gegend entlang;
Von Schwindelnden Felsenschlüften,
Wo die Wälder rauschen so sacht,
Von Quellen, die von den Klüften
Sich stürzen in der Waldesnacht.
Sie sangen von Marmorbildern,
Von Gärten, die überm Gestein
In dämmernden Lauben verwildern,
Palästen im Mondenschein,
Wo die Mädchen am Fenster lauschen,
Wann der Lauten Klang erwacht
Und die Brunnen verschlafen rauschen
In der prächtigen Sommernacht.
Worum es geht:
- wie der Titel ausdrückt um Sehnsucht
- sehnen nach Reisen mit jemanden
- Erinnerung an Landschaften (Sehnsucht danach)
- Erinnerung an Musik, Mädchen und Ruhe
- Harmonie, Friede
- Traumwelt
Wie es geschrieben ist:
- es ist eine Stimmungslyrik vermischt mit einem Gedankenlyrik
- es ist eine Stanze (achtzeiliges Gedicht)
- 3 Strophen
- es ist kreuzreimig geschrieben also ab,ab usw. das heißt es reimt sich immer die die erste und die dritte Zeile, und die zweite und die vierte Zeile usw.
Was uns der Dichte sagen damit will:
- Romantik
- traumhaft-schöne, geheimnisvolle Welt
- im Reich der Fantasie daheim, in der Welt der Träume - gleichsam ein rastloser Wanderer, von unstillbarer Sehnsucht in die Ferne getrieben und von dunklen Mächten bedroht
- Kehrseite der fröhlichen Seele
- er drückt damit seine Gedanken und Gefühle aus
- er möchte zum Ausdruck bringen wie schön die Welt mit ihrer Musik, ihren schönen Landschaften und Menschen sein kann
Das Leben des Verfassers:
- Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
- Bedeutendster deutscher Dichter der Spätromantik
- wurde als Sohn einer katholischen Adligen Familie auf Schloss Lubowitz bei Ratibor in Schlesien am 10.03.1788 geboren
- Vater: Adolf Freiherr von Eichendorff (1756 - 1818).
Mutter: Karoline Freiin von Kloch (1786 - 1822)
- landschaftliche Schönheit seiner Heimat beeindruckte ihn zutiefst
- wurde von seinem hochgebildeten Vater in seinem schreiben unterstützt
- mit seinem Bruder Wilhelm (2 Jahre älter) besuchte er von 1801 - 1804 das Matthias Gymnasium in Breslau, wo er gern, häufig bei Schulaufführungen der Theatergruppe mitwirkte
- 1804 wird seine Schwester Luise Antonie geboren
- 1805-1806 - Jurastudium in Halle (Rechts- und Geisteswissenschaft)
- 1807 Fortsetzung des Studiums in Heidelberg wo er Joseph Görres kennen lernte, der ihn förderte, dieser stellte Kontakte zu Achim von Arnim und Clemens Brentano für Eichendorff her
- 1808 beendeten die Brüder das Studium ohne Abschluß, wie es damals für Adlige üblich war
- danach Bildungsfahrt nach Berlin und Wien
- 1810 reisten sie wegen Geldmangel nach Wien, um sich auf das Referendarexamen vorzubereiten, das sie 1812 ablegten
- 1813 freiwilliger Kriegsdienst
- Nach dem Krieg gegen Napoleon (Befreiungskrieg), kehrte er in die Heimat zurück und heiratete Luise (Aloysia Anna Viktoria) von Larisch (1792-1855), Tochter einer Adelsfamilie in der Nähe von Lubowitz mit der er sich bereits 1809 verlobt hatte
- 1815: Sohn Hermann Joseph wird geboren (1. Sohn)
- 1817: Tochter Marie Therese Alexandrine wird geboren (1. Tochter)
- 1819: Rudolf Joseph Julius wird geboren (2. Sohn)
- bis 1820 war er Referendar in Breslau, dann - von 1820 bis 1823 - Regierungsrat in Danzig, von 1824 bis 1830 Regierungsrat und Oberpräsidialrat in Königsberg, schließlich
- 1821: Tochter Agnes Clara wird geboren (2. Tochter)
- 1822: Tod Agnes
- 1830: Tochter Anna Hedwig Josephine wird geboren. (3. Tochter)
- 24.3.1832 Tod Anna
- 1837 Veröffentlichung einer Sammlung einiger seiner Werke (Lieder, Balladen), Höhepunkte der romantischen Lyrik
- dies begeisterte berühmte Komponisten wie Schuhmann und Mendelssohn, die einige vertonten z.b. "O Täler weit, oh Höhen" (aus dem Gedicht Abschied) oder "Wer hat dich schöner Wald?"
- bis 1844 leitete er im Kulturministerium die Abteilung für das katholische Kirchen- und Schulwesen
- danach wegen gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand versetzt
- verbrachte die letzten 13 Jahre teils auf Reisen, teils in seiner schlesischen Heimat
- In dieser Zeit verstärkte sich auch seine Vorliebe für die spanische Dichtung (Calderön "Dichter")
- 1853: Joseph Freiherr von Eichendorff erhält den "Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst" von König Maximilian II. von Bayern
- 1855 nach dem Tod der Gattin Umsiedlung nach Neiße
- er starb am 26.11.1857 an einer Lungenentzündung in Neiße
Eichendorff lebte in all den Jahrzehnten seiner Beamtentätigkeit bis zu seinem Tod zurückgezogen im Kreis der Familie, unscheinbar, inkognito, von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Ein gütiger, bescheidener, warmherziger Mensch
Eine Aufzählung der wichtigsten Werke Eichendorffs:
1809
1815
1819
1823/24
1826
1830
1833
1834
1837
1840
1841
1846-54
1857
Die Zauberei im Herbste
Ahnung und Gegenwart
Das Marmorbild
Krieg den Philistern
Der Taugenichts
Der letzte Held von Marienburg
Die Freier
Dichter und ihre Gesellen
Das Schloss Dürande
Der Giebichenstein
Die Glücksritter
Zur Geschichte der neueren romantischen Poesie in Deutschland und andere literarische Schriften
Geschichte der poetischen Literatur Deutschlands
|