Das Romanfragment "Heinrich von Ofterdingen" von Novalis führt den
Reifungsprozess eines legendären mittelalterlichen Dichters vor, der nach
dem Plan des Autors mit der Ver-schmelzung von Phantasie und Wirklichkeit
enden sollte. "Heinrich von Ofterdingen" ist ein im 13. Jahrhundert
spielender Bildungsroman, der in bewusstem Gegensatz zum "Wilhelm Meister
von Goethe steht. Sein Roman hat eine sogenannte Fenstertechnik, d. h.
überall sieht man aus der eigentlichen Geschichte und der wirklichen Welt
durch "Fenster" hinaus in ganz andere Bereiche, als sie die Erzählung selbst
darstellt und als sie in der Wirklichkeit möglich sind. Es eröffnet sich
eine unendliche Perspektive. Der Blick verliert sich in der Ferne eines
jenseits der Wirklichkeit stehenden Phantasiewelt.
In seinem Roman stellt er auch das "Reich der blauen Blume" dar. Es umfasst
vier Pro-vinzen:
1. das übersinnliche Reich der Natur,
2. das Reich der Nacht und des hineinragenden Jenseits,
3. das Reich Christi und
4. das Reich der Poesie.
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