Die Erzählungen des Frühexpressionismus schilderten das Groteske oder Paradoxe bürgerlicher bzw. allgemeinmenschlicher Existenz (Alfred Döblins Die Ermordung einer Butterblume, Albert Ehrensteins Tubutsch), versuchten die abstrakte Wirklichkeit des Urbanen aufzuzeigen (Paul Zechs Die Terrasse am Pol) oder der erstarrten wilhelminischen Gesellschaft den Vitalismus des Wahnsinns entgegenzustellen (Georg Heyms Der Irre). Ein radikal neues, vom bürgerlichen Realismus fortführendes Erzählen erprobte Carl Einstein mit seinem experimentellen Roman Bebuquin (1912). Wegbereiter des essayistischen Erzählens war neben Otto Flake Robert Müller, dessen Buch Tropen. Der Mythos der Reise (1915) zudem eines der wenigen Beispiele eines expressionistischen Romans darstellt (einen expressionistischen Detektivroman schrieb später Otto Soyka). Den Versuch, Literatur im Sinn der Romantik als "Neue Mythologie" zu bestimmen, unternahm der Prager Schriftsteller Paul Adler mit seiner Erzählung Nämlich und dem Roman Die Zauberflöte. Weitere Erzähler der Zeit waren u. a. Kasimir Edschmid, Ernst Weiss, Theodor Däubler und Else Lasker-Schüler.
Das frühexpressionistische Drama - erstes Beispiel ist Reinhard Sorges Der Bettler (1912) - beruft sich auf Vorläufer wie Frank Wedekind und August Strindberg, wobei es von letzterem die Stationentechnik übernimmt: Anders als bei Strindbergs Nach Damaskus (1899) allerdings führen die locker aneinandergereihten Szenen nicht zur Katharsis des Helden, die Figuren bleiben in ihren Konflikten befangen. Zum Kreis frühexpressionistischer Dramatiker gehören Carl Sternheim, Walter Hasenclever und Georg Kaiser, der 1916 mit Von Morgens bis Mitternachts das erste deutsche Großstadtdrama schuf. War in der Prosa die Erzählung beliebteste Form, so suchte man auch auf der Bühne die Verknappung: Zahlreiche Einakter, z. B. von Alfred Döblin und Oskar Kokoschka, sind hierfür Beleg.
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