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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Figuren der konfrontation


1. Drama
2. Liebe

Elisabeth Elisabeth ist eine der typischen Schillerschen Figuren, in denen das Böse in seinen Dramen von Franz Moor bis Demetrius erscheint. Sie ist hier im Stück ein Fürst im Sinne des barocken Herrschers, der den politischen Gegenspieler, ohne sich von irgendeiner Moral binden zu lassen, besiegen will.

In II/3 verlangt Burleigh die Hinrichtung Marias. Elisabeth antwortet nicht direkt, sondern fragt Talbot, welche Meinung er hat. Als dieser für Maria spricht, sagt Elisabeth, daß er \"zu sich selbst kommen\" solle. Sie will zwar die Meinungen der Lords hören, aber das ist nur ein Trick, als ob sie wirklich die Wahrheit oder auf die Stimme des Gewissens hören wolle. Vor ihren Lords weint sie, als der pflichtbewußte, aufrichtige Paulet, dem sie den Auftrag gegeben hatte, Maria heimlich zu töten, ihr den Brief Marias übergibt. Während sie weint, denkt sie sich schon einen anderen Plan aus, nämlich den, den scheinbar ruhmgierigen Jüngling Mortimer zu Maria zu senden. Sie sagt ihm: \"er verkürzt sich seine Prüfungsjahre\" und läßt durchblicken, daß dies durch den Mord an Maria geschehen könne. Sie zeigt ihm ihre innere Gesinnung. Maria ist identisch mit den barocken Fürsten, wenn sie sagt: \"Was man nicht aufgibt, hat man nie verloren.\"

Es ist dasselbe, was auch im barocken Trauerspiel gilt. Die Figuren des barocken Trauerspiels sind ebenso wie Elisabeth Realisten, die sich fragen, \"wozu eine Sache gut sei?\" Die Realisten richten sich ganz nach der Zweckmäßigkeit in ihrem Beben. Wenn wir Elisabeth als eine barocke Fürstin betrachten, so ist ihr Verhalten keineswegs \"doppeldeutig\", sondern in jedem besonderen Fall wird sie durch äußere Ursachen und durch äußere Zwecke bestimmt. Elisabeth als eine barocke Fürstin will keine Verantwortung übernehmen, wenn sie zwar schwankt, obwohl sie insgeheim schon nach Fortheringhay gehen möchte, sich aber von Leicester überreden läßt. In diesem Gespräch schiebt Elisabeth Leicester alle Verantwortung zu, falls etwas passieren sollte. Sie spricht zu Mortimer nicht direkt vom Meuchelmord an Maria. Mortimer muß diese Tat selber aussprechen, wenn er Elisabeth richtig versteht. Sie kann dann später sagen, daß sie keinen Mord angestiftet hat. Elisabeth zeigt nur indirekt ihre innere Einstellung. Sie beherrscht die Redekunst, und somit wird alles im Unklaren gelassen. Sie zeigt in IV/11 ihre Redekunst und zugleich ihre Ablehnung von Verantwortung, obwohl sie in der vorgehenden Szene den Entschluß gefaßt hat, Maria zu töten. Elisabeth ist eine Königin, die den barocken Fürsten nahesteht, der sich in seinem moralischen Handeln einer physischen Notwendigkeit ruhig und gleichförmig unterordnet, da er durch die Notwendigkeit der Natur sich bestimmen läßt. Somit verkörpert Elisabeth eine barocke Fürstin, die mit Maria konfrontiert wird.

Maria

\"Maria ist in dem Stück etwa 25 und Elisabeth höchstens 30 Jahre alt\", so schreibt Schiller an August Wilhelm Iffland. Von der Reife ihres Geistes her gesehen scheint Maria älter als 25 Jahre zu sein. Paulet nennt Maria \"die ränkevolle Königin\", die \"den Christus in der Hand, die Hoffart und die Weltlust in dem Herzen\" trägt. Mit Beginn der Dramenhandlung zeigt sie sich nicht als barocker politischer Mensch, sondern sie verzeiht die Unhöflichkeit Paulets. Sie leidet nicht nur unter der gegenwärtigen Belastung Elisabeths, sondern auch unter der vergangenen Schuld jener \"unglückseligen Tat\", als sie an der Macht war. Doch hofft sie trotz des Leides zu überleben. Bezeichnenderweise kennt Maria als ehemalige Fürstin das wahre Gesicht des Absolutismus, das in dem Machtkampf der fürstlichen Hierarchie besteht. Kein Fürst kritisiert bei der Fürstenkonfrontation den Gegner, wie Maria es tut. Der Unterschied zwischen dem barocken und dem Schillerschen Fürsten hinsichtlich der Kritik an dem Gegner liegt darin, daß als Kriterium für die Beurteilung nicht der eigene Zweck, sondern die Gerechtigkeit gilt. Gerechtigkeit wird im barocken Trauerspiel deshalb nicht hervorgerufen, weil \"die geschichtlich-politische Welt insgesamt ideenfern und ideenfeindlich dem selbstischen Naturtrieb und Naturgesetz allein gehorcht\". Die Problematik der Fürstenkonfrontation liegt bei Schiller nicht nur im Legitimations- und im Religionskonflikt, sondern vielmehr im Verhältnis von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit.

Die Untertanen

Mortimer

Schiller stellt den Charakter Mortimers sehr einheitlich dar. Erstens ist Mortimer ein Kunstliebhaber. Seine Glaubensänderung geschieht nicht anders als durch \"der Künste Macht\". Sein Charakter gerät leicht durch das ins Schwärmen, wovon sein Gefühl bewegt wird.

Mortimers Rettungsvorhaben und seine Verschwörung gegen Elisabeth werden nicht durch politische und rein religiöse Gründe motiviert, sondern durch eine schöne und leidende Frau. Mortimer versucht Maria zu retten, weil sie bildhaft schön ist. Mortimer ist nicht idealistisch eingestellt, da er sie mit Gewalt um seinetwillen befreien will. Maria willigt in diese Tat nicht ein, denn sie will keine Gewalt und keine List. Sie gibt Mortimer den Auftrag, den einzigen Mann, der die Tore öffnen kann, zu treffen. In II/5 plant Elisabeth Maria zu töten. Zu diesem Zweck wählt sie Mortimers jugendlichen Mut und weckt seinen Ehrgeiz. Mortimer täuscht sie. Er wird mit Leicester konfrontiert in der Szene, in der die beiden Freier um eine Frau werben. Der eine unter Einsatz seines Lebens, der andere mit Täuschung. Mortimer zögert nicht, den listigen Leicester anzugreifen, als dieser vorsichtig handelt. Bevor Mortimer Marias Bild mit deren Schriftzügen Leicester gibt, zweifelt dieser. Nur das Zeugnis weckt in ihn Vertrauen. Mortimer glaubt Leicester, als dieser das Bild küßt. Auf der Bühne stehen zwei unterschiedliche Charaktere.

Nachdem Maria und Elisabeth sich begegneten und die Begnadigung nicht erfolgte, hält Mortimer an seinem Plan fest. Mortimer glaubt, daß Maria mit einer kühnen Tat aus dem Gefängnis zu befreien sei. Als Kennedy Maria und Mortimer, die gerade miteinander sprechen, ankündigt, daß bewaffnete Leute kommen, ergreift Mortimer den Degen, um sie zu beschützen. Leicester hätte an seiner Stelle sicherlich Maria übergeben. Mortimers Plan der Ermordung Elisabeth ist gescheitert. Sein Freund Okelly rät ihm zu fliehen. Aber er flieht nicht, sondern geht nach London, um Elisabeth doch noch zu töten, weil dies der einzig mögliche Rettungsweg ist. In dieser für Mortimer letzten Szene, die an Elisabeths Hof spielt, werden die beiden Intriganten Mortimer und Leicester konfrontiert, wobei der Mordplan Mortimers aufgedeckt wird. Dieser steht zu seinem Verhalten und gewinnt dadurch im Gegensatz zu Leicester menschliche, ja einigermaßen idealistische Züge. Mortimer nimmt sich das Leben, da er keine Möglichkeit mehr sieht, Maria zu befreien. Aber Leicester versucht durch Verrat und Verhaftung Mortimers sein eigenes Leben zu retten. Er bleibt bis zuletzt ein Intrigant, während Mortimer zum Helden wird.

Leicester

Leicester als Geliebter Marias ist ihre einzige Hoffnung. Als Mortimer Maria die Verbindungsmöglichkeit mit dem Hof schildert, bittet sie Mortimer mit ihm zu sprechen. Leicester versucht in der Tat, Maria zu retten, obwohl er vor Gericht seine Stimme \"zu ihrem Tod gegeben\" hat, aber im Staatsrat spricht er anders. Scheinbar ist er ein politisch tüchtiger Mann, wenn er vom \"Vorteil\" spricht. Damit ist er ein Zweck-Mensch, der im barocken Raum steht und zwischen den Parteien als ein kluger Diplomat handelt. Leicester ist erbärmlich feige, während Mortimer tollkühn ist und aus Egoismus handelt.

Burleigh und Shrewsbury

Burleigh vertritt einen Politiker der Staatsräson, während Shrewsbury Weltbürger ist, dar aus Gerechtigkeit handelt. Dieser zeigt sich bei der Konfrontation als milder, warmherziger Untertan, der sich dem Druck des Fürsten nicht beugt. Ein solcher Untertan ist bei Fürstenkonfrontationen vom Barock bis hin zu Schiller sehr selten, da er sein Leben wagt. Aber man kann ihn kaum einen Weltbürger nennen, weil er am Recht innerhalb des Absolutismus festhält. Er will der gefährdete Anwalt für Maria sein. Er kennt den Charakter des absolutistischen Fürsten. Er dient zwar dem Fürsten, aber nicht im Sinne der Monarchie, sondern im Sinne des Vernunftstaates.

Dagegen ist der Großschatzmeister Burleigh, der grundsätzlich das Fürstentum verteidigt. Elisabeth kennt Burleigh und seine Loyalität. Bei der Konfrontation mit Maria glaubt sie daran, daß sie Burleigh folgen muß, der ihr sagt, daß Marias Leben ihr Tod sei. Burleigh hat veranlaßt, daß die Gerichtsverhandlung ohne Zeugen durchgeführt wird, weil er nach dem geheimen Willen Elisabeth Maria hinrichten lassen will. Das Ziel Burleighs ist die Verwirklichung des Willens der Fürstin, die bei der politischen Konfrontation mit der anderen Fürstin ohne Gewissen handelt.

 
 

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