Der Ölboom begann in den 30er Jahren. Die Gesellschaften Texaco, Gulf Oil, Exxon und andere nennen die Feuchtgebiete Lousianas "The oil patch", "Ölfleck".
Die Gesellschaften förderten in 50 Jahren mehr als 12 Milliarden Barrel Öl und über 3 Billionen Kubikmeter Erdgas. Diese Menge würde reichen, um New York City fünf Jahrhunderte mit Elektrizität zu versorgen.
Um die Öl- und Gaslagerstätten im Marschland auszubeuten zog das "U.S. Army Corps of Engineers" im Auftrag der Industrie etwa 18'000 km Zufahrtskanäle. In der Regel verschlingt ein Explorationskanal um die fünfeinhalb Hektar Boden. Noch schlimmer als der Bodenverlust, ist das durch die zahlreichen Kanäle ermöglichte Eindringen von Salzwasser in das Delta, was die Süsswasservegetation zerstört. Wo früher Wasserhyazinthen, Schwertlilien und Rohrkolben gediehen, wächst jetzt auf dem stark salzhaltigen Boden nur noch bräunliches Schlickgras. Das ganze Marschland verwandelt sich in offenes Wasser. Sprecher der Ölindustrie halten zu Recht dagegen, dass auch andere Ursachen zu dem jährlichen Landverlust von 130 km2 in Lousiana beitrügen. Im nächsten Kapitel werden wir noch näher auf den Landverlust eingehen.
Ein weiteres Problem stellt sich in der Entsorgung der zahlreichen Abfälle der Petroindustrie. Allein im Bohrschlamm sind bis zu 500 verschiedene Chemikalien enthalten: Korrosionsschutzmittel, Asbest, Blei, Phenol, Formaldehyd, Quecksilber, Chrom, Barium und Arsen, um nur die wichtigsten zu nennen. Beim Bohren nach einer Lagerstätte in 3000 m tiefe fallen bis zu 500 t Bohrschlamm an. Es ist kein Geheimnis, dass giftiger Abfall nicht immer in den Deponieteichen bleibt, in die er gepumpt wird. Die Bevölkerung von Lousiana will oder kann sich nicht gegen die Zerstörung durch die Petroindustrie wehren, da sie etwa für eine Million Menschen Arbeit bringt und durch Förderabgaben ein Drittel des Staatsbudgets von Louisiana finanziert.
Die Überwachung und Kontrolle der 38'700 Öl- und Erdgasfelder sowie der 14'000 Deponien in Lousiana wird durch sechs Inspektoren sichergestellt. Ihr Auftraggeber ist das "Department of Natural Resources", das die Förderung der Bodenschätze unterstützt. Die Folgen dieser ungenügenden Überwachung sind katastrophal! Die giftigen Abwässer gelange ungehindert ins Trinkwasser und verursachen irreparable Schäden bei Flora und Fauna. Die Krebsrate beispielsweise liegt allein bei Männern in Lousiana um 9.1% über dem nationalen Durchschnitt. Innerhalb von zwei Jahren verlor ein Farmer seine Frau, seinen Vater und seinen Sohn; die Todesursachen: Leukämie, Bauchspeicheldrüsen-Krebs, Herzversagen infolge Leberschadens. Im Trinkwasser dieser Leute wurden zu hohe Chromwerte gemessen, was mit dem stillgelegten Förderloch und offenen Deponien in der Nähe zusammenhängen mag. Beweisen lässt sich jedoch nichts.
Die Lagerstätten sind bald erschöpft, die grossen Gesellschaften verschwinden von der Bildfläche und hinterlassen eine von Chemie verseuchte und mit Abfällen und Schrott gespickte Landschaft.
Zitat eines Betroffenen:
"Viele Menschen wissen nicht wie es weitergehen soll. Einige von uns wollen wieder Garnelen fangen oder Fallen stellen. Aber es gibt kein Zurück. Die Eichen am Kanal sind weg, auch das Gras von dem sich die Bisamratten ernährten. Nur noch Wasser. Es ist nicht mehr wie früher, denn alles geht unter, und in kurzer Zeit ist alles weg."
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