Nathan ist gerade von einer Geschäftsreise in seine Heimatstadt zurückgekehrt. Er erfährt, dass seine Tochter Recha von einem Tempelherrn vor dem Feuertod gerettet worden ist. Dieser Tempelherr, Angehöriger eines christlichen Ordens, verdankt selbst sein Leben der unerwarteten Begnadigung durch den Sultan Saladin, der beim Anblick des jungen Mannes dessen Ähnlichkeit mit seinem verstorbenen Bruder Assad bemerkte. In einem Gespräch zwischen Nathan und dem Tempelherren bewegt Nathan den Tempelherrn dazu, weniger die Menschen nach der Religion zu beurteilen und seiner Tochter Recha einen Besuch abzustatten, um ihren Dank entgegenzunehmen. Der Tempelherr und Nathan werden gute Freunde. Eine unerwartete finanzielle Zeit ist für den Sultan Saladin durch nichtgezahlte Tribute angebrochen.
Des Sultans neuer Schatzmeister Al Hafi, (ein alter Freund von Nathan), soll Geld bei den Bewohnern eintreiben. Sittah erzählt Ihrem Bruder von Nathan´s Rückkehr und seinem Reichtum. Der Sultan ist von ihm erstaunt. Ihm ist es nicht klar, dass er von Nathan noch nichts gehört hatte und warum man ihn Nathan den Weisen nennt. Sultan Saladin, der die Freigiebigkeit und die Klugheit von Nathan auf die Probe stellen will, fragt Nathan nach der »wahren Religion«. Nathan antwortet ihm mit der Ringparabel: Ein König hätte einen Ring, der die Eigenschaft besäße, seinen Träger »vor Gott und Menschen angenehm zu machen«.
Der Ring würde von Generation zu Generation an den Sohn vererbt, der dem Träger am gesonnensten wäre. Das ginge solange gut, bis ein Vater 3 gleichgesonnene Söhne hätte. Um seine drei Söhne gleichermaßen beerben zu können, ließe der König zwei Duplikate des Rings anfertigen. Vor seinem Tod übergäbe er jedem Sohn einen dieser Ringe. Als nach dem Tod unter ihnen ein Streit über den echten Ring ausbrach, schlichtete ein kluger Richter den Streit, indem er jeden der drei Söhne aufforderte, die Kraft des Rings durch ihre Taten und mitmenschliches Verhalten an Tag zu legen. Jeder Ring soll eine Religion darstellen.
Der tief beeindruckte Sultan trägt dem Juden seine Freundschaft an. Nathan, erkennt seine finanzielle Notlage und bietet ihm seine Unterstützung an.Der Tempelherr verliebt sich unterdessen in Nathans Tochter Recha und begehrt sie zur Frau, doch Nathan, der einen nahen Verwandten in ihm vermutet, verweigert ihm dies. Als der Tempelherr erfährt, dass Recha gar nicht die Tochter Nathans, sondern ein christlich getauftes Waisenkind ist, wendet er sich an den Patriarchen von Jerusalem. Der will Nathan mit einer Intrige zu Fall bringen, und schickt zu diesem Zweck den Klosterbruder, der vor achtzehn Jahren die elternlose Recha dem Nathan anvertraut hat. Dank der Hinweise des Klosterbruders und des Familienstammbuches erkennt Nathan im Tempelherrn Rechas Bruder; Sultan Saladin stellt fest, dass der Tempelherr der Sohn seines Bruders Assad ist.
Nathan, der nicht zur Familie gehört, wird von Recha und dem Tempelherrn als Vater im Sinne einer Seelenverwandtschaft anerkannt.
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