Er ist der Sohn von Tonys Gastgeber in Travemünde- ein nettaussehender, junger Medizinstudent von 20 Jahren, der sehr nett und freundlich, und eher zurückhaltend ist. Die beiden verstehen sich auf Anhieb sehr gut. Schon am zweiten Tag in Travemünde necken sie sich ein wenig. Bald darauf führen Tony und Morten immer öfters längere Gespräche: Sie erzählt ihm vieles aus ihrer Jugend. Wenn Tony mit Morten zusammen ihre Zeit in Travemünde verbringt, kommt ihre liebevolle Art besonders zur Geltung. Sein ganzes Wesen fasziniert sie und seine Offenheit und Ehrlichkeit ihr gegenüber scheint sie zu beeindrucken. Sie liebt es, ihm zuzuhören und sie behandelt ihn wie einen sehr guten Freund. Er vertritt ihr gegenüber klar und deutlich seine Meinung: dass die städtischen Anzeigen ein klägliches Blättchen sind, dass es ihn nicht interessiert, \"(....)wenn Großhändler Konsul so und so seine silberne Hochzeit zu feiern gedenkt\"(S. 106) und er scheut nicht einmal davor zurück, Tony gegenüber seine sehr überzeugte negative Meinung über Adlige und wohlhabende Schichten zu äußern: \"Wir, die Bourgeoisie, der dritte Stand, wie wir bis jetzt genannt worden sind, wir wollen, dass nur noch ein Adel des Verdienstes bestehe, wir erkennen den faulen Adel nicht mehr an, wir leugnen die jetzige Rangordnung der Stände...wir wollen dass alle Menschen frei und gleich sind, dass niemand einer Person unterworfen ist, sondern alle nur den Gesetzen untertänig sind\" (S. 115). Zudem behauptet er, Adlige seien \"Elende und Idioten\" (S.112). Er schimpft über den preußischen König, da dieser seiner Meinung nach unfaire Gesetze über Universitäten und die Presse erlassen hat (S. 115). Genau diesen Satz: \"Die erneuerten Bundesgesetze über die Universitäten und die Presse sind unerhört\", hört man Tony im Verlaufe des Buches nach ihrer Begegnung mit Morten öfters wiederholen. Dies lässt einen erkennen, wie viel Mortens Ansichten Tony wert waren. Obwohl sie seine schlechte Meinung über Adlige nicht richtig akzeptiert, da er sie ebenfalls als Adlige ansieht, ist sie mehr und mehr fasziniert von ihm. Er hört ihr zu und ist ehrlich mit ihr. Zwischen den beiden entsteht ein großes Vertrauensverhältnis. Er vertraut ihr sogar an, dass er in einer Burschenschaft ist. Er ist in sie eingetreten, weil er die Freiheit verlangt. Es besteht eine ganz besondere Verbindung zwischen ihnen. Eines Tages fragt er Tony: \"Manchmal denke ich, haben Sie vielleicht ein kaltes Herz? ...Sehen Sie, Sie sind ein verwöhntes, vornehmes Geschöpf...Mokieren Sie sich immer nur über Leute, die zu ihren Füßen liegen? Haben Sie wirklich ein kaltes Herz?\" (S. 120). Tonys Augen füllen sich auf diese Frage Mortens mit Tränen. Sie ist sehr bestürzt, weil sie kein kaltes Herz hat. Morten versucht daraufhin sogleich, Tony zu beruhigen, da er ganz und gar nicht sagen wollte, dass Tony eine kaltherzige Person ist. In ihrer Traurigkeit gesteht Morten ihr, dass er sie liebt, Tony gesteht ihm ihre Liebe zu ihm. Sie geben sich ein Heiratsversprechen und küssen sich. Diese Strandszene zeigt deutlich, was für ein inniges Verhältnis sich zwischen den beiden aufgebaut hat. Sie sind sich in vielen Dingen gleich und beide zeigen sich gegenüber ihre sensibelste Seite. Tony ist entschlossen, Morten zu heiraten, wenn er ein Doktor ist, was bei ihrem Vater jedoch auf taub Ohren stößt.
S. 115/116 über die Befreiungskriege à Völkerschlacht bei Leipzig:
Der Begriff der Befreiungskriege steht für die Zeit der Erhebung 1813 - 15 gegen die Fremdherrschaft Napoleons I. in Europa. Die Vereinigung der Völker entstand aus der Katastrophe des frz. Russlandfeldzuges (1812).
Der Herbstfeldzug 1813 vereinigte unter österr. Oberkommando österr., preuß., russ. und schwed. Verbände, doch die Alliierten scheiterten gegen die napoleon. Hauptarmee bei Dresden Ende August. In der Völkerschlacht bei Leipzig (16.-19.10.) siegte das Koalitionsheer; Napoleon entkam. Die napoleon. Herrschaft in Deutschland brach zusammen, in den Niederlanden wurde sie im November beseitigt. Anfang 1814 schloss Dänemark Frieden mit Großbrit., das Kgr. Neapel ging zur Koalition über. - Der Feldzug 1814 begann mit dem weiteren Vormarsch der Alliierten nach Frankreich. Nach der Einnahme von Paris (31.03.) musste Napoleon kapitulieren und abdanken. Er wurde auf die Insel Elba verbannt.
Burschenschaften:
Besonders die akademische Jugend in Deutschland, in der die Gedanken des Liberalismus und Nationalismus weit verbreitet sind und die größtenteils aktiv an den Befreiungskriegen beteiligt gewesen sind, ist über die Restaurationspolitik des Wiener Kongresses maßlos enttäuscht. Weder nationale Einigung noch freiheitliche Verfassung sind erreicht, stattdessen nur das als völlig unzureichende empfundene System des Deutschen Bundes und das bloße Versprechen landständischer Verfassungen.
Als Reaktion bildet sich eine Vereinigung aller bislang in Landsmannschaften locker organisierter Studenten (àJenaische Burschenschaft 12.6.1815)
Überall entstanden nun Burschenschaften die 1817 zu ersten mal auf sich Aufmerksam machten und das Misstrauen der Obrigkeit erregten. Auf dem Wartburgfest (18./19.10.1817)waren rund 500 Burschenschaftler versammelt zum Gedenken der Reformation (1517 Thesenanschlag Luthers) und der Leipziger Völkerschlacht, der "Wiedergeburt des freien Gedankens und der Befreiung des Vaterlandes".
Die Burschenschaften schlossen sich am 18.10.1818 zur Allgemeinen Deutschen Burschenschaft zusammen. Ihren "deutschen Studentenstaat" wollten sie als Vorgriff auf den ersehnten Nationalstaat verstehen. Ihr Programm ist liberal-national: staatliche und wirtschaftliche Einheit, frei gewählte Volksvertretung, Bindung des Monarchen an das Gesetz, Rechtsgleichheit, Bürgerrechte wie Freiheit der Person und Sicherheit des Eigentums. Ihr Wahlspruch lautete: "Ehre, Freiheit, Vaterland".
Neben patriotischer Reden kommt es zur demonstrativen Verbrennung "undeutscher" und reaktionärer Schriften und einiger Symbole der militärischen Unterdrückung. Dies zeigte, dass es innerhalb der Bewegung auch radikale Strömungen gab.
Mordanschläge u.a. auf den Lustspieldichter Kotzebue, der sich über die Burschenschaften lustig gemacht hatte und zudem als russischer Agent galt.
Für Metternich (österr. Staatsmann, führender Kopf des Wiener Kongresses) bieten die Mordanschläge den geeigneten Anlass zur umfassenden Unterdrückung der liberal-nationalen Bewegung.
è Karlsbader Beschlüsse:
- Verbot der Burschenschaften
- Überwachung der Unis
- Zensur
- Einrichtung einer zentralen Untersuchungskommission in Mainz
- Entlassung der politisch auffällig gewordenen Profs und Publizisten.
Märzrevolution in Deutschland:
Den Anstoß zur Märzrevolution in Deutschland lieferte die Februarrevolution in Frankreich.
1) Zunächst kam es überall in Deutschland zu spontanen Demos, Flugblattaktionen Versammlungen und Petitionen. Die Sog. Märzforderungen sind überall in etwa die gleichen:
- bürgerliche Rechte v.v. Pressefreiheit
- verfassungsstaatliche Ordnung und nationalstaatliche Ordnung Deutschlands
Teilweise kommt es sogar zu Barrikadenkämpfen
è Nachgeben der Monarchen in allen Staaten
2) republikanische Bewegung begleitet von vielen Aufständen, aber auch sich entwickelnde Eigendynamik, denn auch Italien, Ungarn und Tschechien fordern nat. Selbstbestimmung.
3) Erlahmen des rev. Stroms. Das erste frei gewählte Parlament kommt in der Frankfurter Paulskirche zusammen. Doch die Versammlung steht vor schwierigen langwierigen Problemen (provisorische Reichsregierung, Festlegung der Grenzen, Reichsverfassung) und so wird die momentane Schwäche der monarchischen Gewalt nicht genutzt.
4) Wiedererstarken der alten Mächte à Paulskirche beendet ihre Arbeit.
Die Revolution und wie es dazu kam
Die ersten Aufstände zu Beginn der Revolution 1848 waren nicht politischer Natur sondern sie richteten sich gegen die Finanzdepartements, weil minderwertiges Silbergeld im Umlauf war. Dann bekommt Lübeck eine neue Verfassung: Die Staatsgewalt sollte allein beim Senat liegen, dennoch durfte die Bürgerschaft mitentscheiden. Gewerbetreibende und Landleute waren jedoch unterpräsentierter als Gelehrte und Kaufleute. Somit forderten die Einwohner und die Juden eine Erweiterung des Wahlrechts. Der Senat schlug ein Bürgerrecht auch für Juden vor, doch diese Idee wurde von der Bürgerschaft abgelehnt. Ihr Argument: \"...dass über die Verhältnisse der Juden nur gleichzeitig mit einer Trennung von Staat und Kirche und mit der Feststellung der Verhältnisse des Staates zu den verschiedenen Religionsgesellschaften beschlossen werden...\" könne. Das Stimmrecht der Bürger lautete:\" Jeder der selbstständig Nahrung treibt (auch Juden) muss das Bürgerrecht erwerben.\" Der Vorschlag des Senats wurde vorerst akzeptiert. Die Bürger jedoch forderten, als ein eigener Stand angesehen zu werden und ein allgemeines und gleiches Wahlrecht.
Es folgte die Revolution in Lübeck. Die Bürger forderten die Aufhebung des soeben gefassten Beschlusses und die Beibehaltung der Ständewahl unter Berücksichtigung der Einwohner als eine weitere Wählerklasse.
Die Kirche, wo die Versammlung stattfand wurde belagert. Die Mitglieder dieser Versammlung waren nun eingeschlossen und konnten erst bei Einbruch der Dunkelheit über den Hausboden und die benachbarten Dächer fliehen.
Die Revolution endete harmlos und alle beteiligten kamen Straffrei davon.
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