Die Sprache im "Prozeß" läßt sich mit sachlich und genau, nüchtern und präzise charakterisieren. Kafka bevorzugte eine knappe, kühle, unbeteiligte und wortarme Sprache, welche auch als "Kanzleistil" bezeichnet wird. Alltägliche Ausdrücke, umgangssprachliche Begriffe oder zu emotional wirkende Beschreibungen fehlen weitgehend. Kafka verwendet konsequent das Sprachmaterial: sachlicher Ausdruck und klar konstruierte Sätze. "Jedes einzelne Wort, jede sprachliche Fügung, jede Metapher, jedes Bild, jeder Ausdruck gewinnt eigenständige Bedeutung. Die Sprache läßt sich leichter wortwörtlich nehmen und ist trotz der größeren Abstraktheit greifbarer, konkreter durch den vertieften Sinn...". Damit ist die Doppeldeutung der einzelnen Wörter gemeint, die man wörtlich oder abstrakt sehen kann. Der Sinn bei Kafkas Stil liegt darin, dass nichts so ist, wie es scheint. So ist z.B. das im Roman auftauchende Gericht auf der einen Seite real und auf der anderen Seite irreal.
Kafkas Schreibstil wurde als kafkaesk bezeichnet. "Ein Schlagwort, das Grauen, Angst, Entfremdung und Scheitern zum Ausdruck bringen soll. Es weckt die Vorstellung des Ausgeliefertseins an ein undurchschaubares, sinnloses Schicksal und erinnert an Terror, Schuld und Verzweiflung, an die Bedrohung des Menschen durch bürokratische Organisationen und anonyme Machtstrukturen, die ihn seine Nichtigkeit und Machtlosigkeit fühlen lassen."
"Literatur war für Kafka auch eine Fluchtmöglichkeit und die Sprache ein Vehikel, dem Bereich des Vaters zu entkommen.... Gerade im "Prozeß" ist der Kampf um die genaue, reine und vollendete Sprache ausschlaggebend."
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