Michael Köhlmeier, geboren 1949 in Hard am Bodensee, studierte Germanistik und Politikwissenschaften in Marburg sowie Philosophie und Mathematik in Gießen. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Vorarlberg. Bekannte Werke von ihm sind "Bleib über Nacht", "Telemach", "Sunrise" und "Sagen des klassischen Altertums".
Ein Mann in einem fremden Land versäumt durch ein Mißgeschick den Zug, den er an einer Station kurz verlassen hat, um Wasser zu holen. Ohne die Landessprache richtig zu können, ohne Geld, Papiere und Gepäck macht er sich auf die Suche nach einer Unterkunft für die Nacht. Schließlich beschließt er, in einem Raum eines halbfertigen Wohnblocks zu übernachten.
Am nächsten Morgen sieht er eine Frau, die ihn an seine Jugendliebe erinnert und verliebt sich in sie. Als sie ihre Wohnung kurz verläßt, schlüpft er hinein, um sich Aspirin gegen sein Fieber zu holen. Plötzlich wird er eingesperrt, aber er entdeckt einen Ersatzschlüssel in ihrer Wohnung.
Von nun an schleicht er sich tagsüber in die Wohnung des "Goldhelms", wie er sie wegen ihres blonden Haar nennt. Er fühlt sich in ihrer Wohnung wie im Paradies, ißt von ihren Lebensmitteln, wäscht seine Wäsche, liest ihre Bücher, schläft in ihren Bett.
Eines Tages vergisst er sein Unterhemd in der Wohnung der Frau. Doch am nächsten Tag findet er es gewaschen und gebügelt wieder. Sie hat also trotz Wissen über seine Anwesenheit, nichts dagegen. Im Gegenteil, am darauffolgendem Tag erwartet ihn ein reichgedeckter Frühstückstisch. Der Mann bietet ihr auch stets kleine Zeichen, die seine Anwesenheit beweisen sollen. Dieses hin und her stärkt seine Liebe zu dieser Frau beträchtlich.
Eines Tages kommt Marianne, der "Goldhelm", verfrüht mit männlicher Begleitung nach Hause. Der junge Mann kann sich im letzten Moment noch unter dem Bett verstecken und kann von dort aus das Gespräch zwischen den beiden belauschen: Sie will ihn wegen eines anderen verlassen. Doch sie weiß nicht, dass dieser andere unter ihren Bett liegt.
Das Buch endet damit, dass der Mann seinen Platz unter dem Bett mit seinem Spaßmacher, der ihn stets zu seinen Taten angestiftet hat, getauscht hat.
Genau dieser Schluß soll auf den Leser wirken, denn der in jedem von uns vorhandene Voyeurismus wartet auf das spannende Ende des Romans, doch das läßt vieles offen. Michael Köhlmeier führt vor, wie aus Voyeurismus Intimität entsteht, und erzählt von der Lust am Eindringen in die Privatsphäre eines anderen. Er will uns darauf aufmerksam machen, wie sehr der Voyeurismus in uns schon ausgeprägt ist. Der Leser weiß, dass der junge Mann etwas Unrechtes macht, trotzdem verfolgen wir mit großer Aufmerksamkeit seinem Handeln.
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