Biographie
Christian Hofmann von Hofmannswaldau stammte aus einer angesehenen Breslauer Familie und verlebte eine ruhige Kindheit und Jugend, da seine Geburtsstadt von den Wirren des Dreißigjährigen Krieges verschont blieb. Er besuchte das Elisabeth-Gymnasium und das Akademische Gymnasium in Danzig (1636-38), wo er den berühmten Schriftsteller und Theoretiker Martin Opitz kennenlernte und von ihm zum Dichten angeregt wurde.
Nach dem Studium der Jura und Philologie in Leiden (1638-39), wo er mit Andreas Gryphius zusammentraf, führte ihn eine weitläufige Bildungsreise über Holland, England, Frankreich und Italien 1646 wieder zurück nach Breslau. Dort heiratete er (1643), offenbar unter sanftem väterlichem Druck, und widmete sich zunächst seinen literarischen und wissenschaftlichen Interessen. 1647 wurde er dann in den Rat der Stadt gewählt, dem er bis zu seinem Tod 1679 mit den verschiedensten Aufgaben angehörte, zuletzt als dessen Vorsitzender. Mehrmals trat er Verhandlungsreisen nach Wien an; 1657 wurde er zum Kaiserlichen Rat ernannt. - Christian Hofmann von Hofmannswaldau genoss einen ausgezeichneten Ruf in Breslau und trug durch Veranstaltungen in seinem Haus zum kulturellem Leben seiner Heimatstadt mit bei. Er galt als Mittelpunkt eines Dichterkreises, den man die Zweite Schlesische Schule nannte.
Bedingt durch seine beruflichen Verpflichtungen, verfasste Hofmannswaldau ab 1647 nur noch wenige Werke. Die meisten seiner literarischern Arbeiten entstanden in den vierziger Jahren, darunter die Poetischen Grab-Schrifften (1643), der größte Teil seiner Lyrik sowie Übersetzungen. Seine sowohl religiöse als auch weltliche Lyrik enthält die verschiedenen Arten barocker Lebensäußerung.
In späteren Jahren entstanden dann:
die Übersetzung von Giovanni Battista Guarinos berühmtem Gedicht Il Pastor fido (Der getreue Schäfer), 1652;
Helden-Briefe, 1664; fiktive Briefwechsel, die der Wirkung der Liebe gewidmet sind, in extravagantem, laszivem Stil verfasst.
Weitere Werke
Wo sind die Stunden
Vergänglichkeit der Schönheit
Beschreibung vollkommener Schönheit
Die Welt
Christian Hofmann von Hofmannswaldau: Gedichte
Mein Engel kannst du ...
Christian Hofmann von Hofmannswaldau
DU sehr-verachter Bauren-Stand [1668]
DU sehr-verachter Bauren-Stand/
Bist doch der beste in dem Land/
Kein Mann dich gnugsam preisen kan/
Wann er dich nur recht sihet an.
Wie stünd es jutzund umb die Welt/
Hätt Adam nicht gebaut das Feld/
Mit Hacken nährt sich anfangs der/
Von dem die Fürsten kommen her.
Es ist fast alles unter dir/
Ja was die Erd nur bringt herfür/
Worvon ernähret wird das Land/
Geht dir anfänglich durch die Hand.
Der Käiser/ den uns GOtt gegeben/
Uns zu beschützen/ muß doch leben
Von deiner Hand/ auch der Soldat/
Der dir doch zufügt manchen Schad.
Fleisch zu der Speiß zeugst auff allein/
Von dir wird auch gebaut der Wein/
Dein Pflug der Erden thut so noth/
Daß sie uns gibt genugsam Brot.
Die Erde wär gantz wild durchauß/
Wann du auff ihr nicht hieltest Hauß/
Gantz traurig auff der Welt es stünd/
Wenn man kein Bauersmann mehr fünd.
Drumb bist du billich hoch zu ehrn/
Weil du uns alle thust ernehrn/
Die Natur liebt dich selber auch/
GOtt segnet deinen Bauren-Brauch.
Vom bitter-bösen Podagram
Hört man nicht/ daß an Bauren kam/
Das doch den Adel bringt in Noth/
Und manchen Reichen gar in Todt.
Der Hoffarth bist du sehr befreyt/
Absonderlich zu dieser Zeit/
Und daß sie auch nicht sey dein Herr/
So gibt dir Gott deß Creutzes mehr.
Ja der Soldaten böser Brauch/
Dient gleichwol dir zum besten auch/
Daß Hochmut dich nicht nehme ein/
Sagt er: Dein Hab und Gut ist mein.
Worterklärungen:
durchaus: überall
billig: zu Recht
Podagra: Gicht
Hoffart: Stolz, Übermut
absonderlich: insbesondere
Kreuz: Mühsal, Leid, Qual
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