"Woyzeck" ist ein offenes Drama.
- Drama von unten her, also von der Einzelszene her, aufgebaut.
- Die Szene ist primäres Bauelement; nicht mehr der Akt.
- Es ist keine Vorgeschichte bekannt und es hat ein unmittelbares Ende; wir erfahren also auch nicht was danach noch geschieht.
- Der Aufbau der Szenen ist ähnlich: sie beginnen mit einem nicht weiter vermittelnden Satz oder Vorgang und enden häufig mit Vorgangs- / Satzbrüchen. Somit gewinnt die Szene Autonomie.
- Die Handlung ist nicht kontinuierlich und nicht linear durchgeführt. Es gibt keine kausale Verknüpfung der Handlungsschritte.
- Jede Szene kreist um einen imaginären Mittelpunkt. Somit werden die Szenen verschieb- / vertauschbar.
- Es ist keine Einheit von Zeit vorhanden, kein Zeitfluss. Die Szenen sind aufleuchtende Augenblicke, ergeben jedoch kein überschaubares Zeitganzes. Eine Szene ist also immer reine Gegenwart.
- Der Raum ist in diesem Drama Mit- / häufig sogar Gegenspieler.
- Es gibt enge und weite Räume.
- Jeder Raum gewinnt seine eigene Atmosphäre.
- Räume seelischer Intimität wechseln mit Räumen der Öffentlichkeit.
- Die Natur und ebenso Dinge/Gegenstände nehmen Einfluss auf die Menschen. Es entsteht eine Wirkungszone.
- Das Drama zeugt von einer Mannigfaltigkeit von Personen. Sie haben keine Vor- / Nachgeschichte. Sie haben meistens auch gar keine Namen, nur Bezeichnungen. Man spricht von Personenfragmenten.
- Alle Nebenfiguren haben den Zweck die Hauptfigur (Woyzeck) in den Mittelpunkt eines Kreises, den sie bilden, zu stellen.
- Es ist festzustellen, dass, aufgrund dieser Mannigfaltigkeit an Personenfragmenten, keine wirkliche Personenkonstellation vorhanden ist. Außerdem gibt es keinen Antagonisten. (Der Tambourmajor ist nicht Woyzecks Gegenspieler. Das wäre viel zu kurz gegriffen!!)
|