Kann Literatur den Krieg verhindern?/
Die Frage, ob man mittels Literatur einen Krieg verhindern kann lässt sich nicht mit Ja oder Nein beantworten. Es gibt verschiedene Argumente dafür, aber auch Einige, die dagegen sprechen, das Literatur die Macht hat, einen Krieg zu verhindern.
Einerseits gibt es die Literatur, die den Krieg ablehnt , andererseits jedoch gibt es genauso auch Literatur, die zum Krieg aufruft und kriegsverherrlichend ist.
Ein Punkt dafür das Literatur einen Krieg verhindern kann ist ,
dass Autoren mittels ihrer Werke ein neues Bewusstsein dem Krieg gegenüber schaffen können .Als Beispiel hierfür kann man Brechts zu Anfang des ersten Weltkrieges entstandenes Gedicht "Moderne Legenden" sehen. In diesem Gedicht warnt er vor dem geputschtem Mythos des Krieges und beschreibt das Elend, welches im Krieg herrscht.
Des weiteren kämpft die Literatur gegen das Vergessen um uns Fehler vergangener Zeiten nicht noch einmal tun zu lassen. Als Beispiel hierfür kann man das Gedicht von Erich Fried
zitieren:
Auf freiem Markt
Gebranntes Kind
Fürchtet das Feuer
Gebrannten Kindes Kinder
Fürchten das Feuer nicht
Dieses Gedicht macht deutlich, dass etwas getan werden muss, damit die Menschen ihre Fehler in Erinnerung behalten um diese zu vermeiden.
Auch apokalyptische Visionen dienen dazu vor dem Krieg abzuschrecken.
Das wohl bedeutendste Gedicht ist von Wolfgang Borchert:
"Dann gibt es nur eins!", welches sogar von einem Sprecher des Polit-Magazines
Panorama als Kommentar zum Golfkrieg verlesen wurde.
Dieses Gedicht macht besonders die Folgen des Krieges deutlich,
Es wird nicht nur das Geschehen der blutüberströmten Schlachtfeldern geschildert, sondern auch was danach ist : Denn wenn ihr nicht Nein sagt, wenn ihr nicht Nein sagt Mütter dann:
... der sonnige saftige Wein wird an den verfallen Hängen verfaulen, der Reis wird in der verdorrten Erde vertrocknen, die Kartoffel wird auf den brachliegenden Äckern erfrieren und die Kühe werden ihre totsteifen Beine wie umgekippte Melkschemel in den Himmel strecken....dann wird der letzte Mensch, mit zerfetzten Gedärmen und verpesteter Lunge, antwortlos und einsam unter der giftig glühenden Sonne und unter wankenden Gestirnen umherirren, einsam zwischen den unübersehbaren Massengräbern und den kalten Götzen der gigantischen betonklotzigen verödeten Städte, der letzte Mensch, dürr , wahnsinnig, lästernd , klagend- und seine furchtbare Klage : WARUM ? Als Fazit für den Teil der Literatur den Krieg verhindern kann , kann man sagen,
dass Literatur keinen laufenden Krieg stoppen kann, da Literatur nicht ein so breites Massenmedium wie etwa das Fernsehen ist. Der Einzelne wird jedoch sehr wohl mittels Literatur erreicht, jedoch muss man immer zu den Gedichten eigene Gedanken fassen um die Botschaft zu verstehen . Literatur fehlt einfach die Tragweite um die Massen in Bewegung zu setzen .
Die andere Seite der Literatur ist die , die für den Krieg aufruft, wie z.B. das Gedicht
von Binding :
Der heilige Reiter
Ich zieh in den heiligen Krieg,
Frag nicht nach Lohn, frag nicht nach Sieg.
Ich bin ein heiliger Reiter.
Kein Kreuz such ich und keinen Gral.
Und bin ich heilig doch tausendmal
Als meiner Sache Streiter .
Hieran wird deutlich, dass Literatur auch als Propagandamaterial dienen kann.
Dieses Gedicht wäre beispielsweise eines, welches den Soldaten im Transporter zum erbarmungslosen Frontenkampf vorgelesen werden könnte,
um sie glauben zu lassen, für eine heilige Sache zu kämpfen.
Wie auch im Dreißig jährigem Krieg, der von Bertholt Brecht als Szenerie des Buches: "Mutter Courage und ihre Kinder"
gewählt wurde liegen die Ursachen der Kriege meist bei der Religion.
Eine Religion besteht in den aller meisten Fällen schon seit Jahrhunderten von Jahren ,
und feste religiöse Anhänger lassen sich nicht von einem kritischem Text von irgend einem Autor umstimmen, da ihre Meinung, und Haltung tief verankert ist, und die Literatur nicht die Kraft besitzt etwas daran zu ändern.
Fragt man sich, wann Texte gegen den Krieg erscheinen, stellt man fest ,
in den allermeisten Fällen : danach.
Dies lässt darauf schließen, dass Literatur meist zu spät kommt um etwas zu bewirken.
Kein Wunder, da Literatur vom Menschen stammt, und der in seiner Denkweise oft zu einseitig ist. Es ist zwar eine gute Sache Krieg im Nachhinein kritisch zu bewerten,
jedoch was geschehen ist, ist geschehen, und ob die Menschen sich in hundert Jahren noch an einen Text, der Bushs Vorgehensweise im Irakkrieg mahnt ist eher fraglich.
Der Mensch ist vergesslich, ohne einen ständigen Fingerzeig begeht er ständig die selben Fehler. Zum Abschluss kann man sagen, das Literatur nur Einzelne erreichen kann ,
und bei dem Einzelnem sowohl Kriegsbegeisterung als auch eine kritische Auffassung hervorrufen kann .Besonders bei Gedichten ist bei dem Leser noch viel Denkarbeit
nötig um den Sinn genauer zu erfassen. Jedoch kann Literatur bei dem Einzelnen viel bewirken und auch helfen, dass er ein genaueres Bewusstsein über die Kriegsfolgen bekommt, um somit den Krieg durch das Bewusstsein des Menschs zu verhindern.
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