Was ist nun dran an der Nikotinsucht? Der Fernsehsender ABC hatte die Industrie sogar beschuldigt, den Tabak künstlich mit Nikotin anzureichern, um die Raucher süchtig zu halten. Kann das stimmen?
Wir wollten filmen, wie der Tabak verarbeitet wird. Leider aber sahen wir die Tabakblätter bei der Versteigerung zum letzten Mal. Was drinnen in den Fabriken geschieht, ist wohlgehütetes Betriebsgeheimnis. Ausgesuchte Bilder stellten uns die Hersteller zur Verfügung. Sicher ist, daß dem Tabak eine ganze Reihe von Geschmacks- und Konservierungsstoffen hinzugefügt werden, bevor Zigaretten daraus entstehen. Filmen durften wir das nicht, uns blieb nur das Endprodukt, und das haben wir unters Mikroskop gelegt.
Die Vergrößerung läßt ahnen, wie aufwendig die Tabakblätter verarbeitet werden. Das erste, was auffällt, ist eine glitzernde Schicht Chemie um jede Tabakfaser. In den Handbüchern über Tabakherstellung kann man lesen, daß Zucker und Geschmacksstoffe die Fasern umgeben. Menge und Art sind Geheimrezept des jeweiligen Herstellers. So sorgen etwa spezielle Salze dafür, daß die Zigarette durchgehend glimmt. Ammoniak verbessert die Freisetzung von Nikotin, Zucker und Lakritz regulieren den Geschmack, und Glyzerin hält den Tabak länger frisch.
Wenn man sich nun die einzelnen Tabakfasern einer Zigarette genauer anschaut, ist von den ursprünglichen Tabakblättern nur noch wenig zu erkennen. Unter stärkerer Vergrößerung sehen manche Fasern aus wie zusammengepreßte Reste und sind es wohl auch. Wer diese Bilder sieht, kann vielleicht verstehen, warum die amerikanischen Kollegen von ABC auf den Gedanken gekommen sind, daß dem Zigarettentabak auch zusätzliches Nikotin beigefügt wird. Im Vergleich mit diesem Industrieprodukt sieht wenig behandelter Zigarrentabak jedenfalls ganz anders aus. Daß aber Zigarettentabak von der Industrie künstlich mit Nikotin gespickt wird, leugnen die Anwälte der Tabakkonzerne. ABC hatte keine Beweise und mußte viele Millionen Dollar zahlen.
\"Manipulation und Spicken - die Wörter, die ABC gebraucht hat, haben so einen negativen Beigeschmack, als ob wir etwas Verbotenes täten. Wir stellen ein Produkt her aus einem agrarischen Grundstoff, etwas so, wie es Nahrungsmittelproduzenten tun. Wir müssen natürlich sicherstellen, daß jede Zigarette und jedes Päckchen einen konstanten Geschmack haben, wie die Nahrungsmittelhersteller, die Dosengemüse abfüllen. Wir mischen verschiedene Tabaksorten so, daß die Winston, die man in einem Teil der USA kauft, den selben Geschmack hat, die selbe Qualität und die selben Teer- und Nikotinwerte wie die Winston, die man in einem anderen Teil des Landes kauft.\" [Blixt]
\"Also gut - die Tabakindustrie entzieht Nikotin und fügt es später wieder hinzu. Aber das geschieht aus Qualitätsgründen und ist hier nicht das Wesentliche. Das Entscheidende ist, daß es sich bei der Zigarette um ein Drogenverabreichungsgerät handelt, mit dem neben Nikotin noch 4000 andere Chemikalien zugeführt werden. Viele davon sind giftig. Wenn die Zigarette eine Spritze wäre, dürfte man sie nie verkaufen.\" [DeNoble]
[Über Nikotin und Arzneimittelgesetze]
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