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biologie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Nutzung und probleme durch anthropogene einflüsse



Die borealen Nadelwälder haben dem Menschen lange Zeit zur Gewinnung von Brenn- und Bauholz, Nahrung und Heilpflanzen gedient. Früher erfolgte die Holzernte überwiegend durch Kahlschlag (Abb.6). Das Fällen aller Bäume einer Fläche ist jedoch ein schwerwiegender Eingriff in den Naturhaushalt. Dieser zerstört Wälder - nachfolgend entwickelt sich meist nur eine artenärmere Sekundärvegetation. Er verursacht Erosion und Degradierung des Bodens (in Gebirgsregionen durch die steilen Hänge und stärkeren Niederschlag sogar Hangabrutschungen und Lawinen), eine Destabilisierung des Wasserhaushaltes (Überschwemmungen, Dürren), eine Minderung der biologischen Vielfalt und der Vielfalt an Lebensräumen. Weiterhin trägt die Entwaldung zu regionalen und globalen Klimaverschie -bungen bei, deren tatsächliches Ausmaß jedoch noch unklar ist. Die zugänglichsten und wertvollsten Holzbestände wurden in der Sowjetzeit durch die Kahlschlagwirtschaft stark ausgebeutet; verblieben sind Wälder in weniger zugänglichen Bereichen Sibiriens und im Norden des europäischen Teiles. Diese Wälder, besonders jene in Sibirien, enthalten einen hohen Anteil an Lärchen. Die groß angelegte Ausbeutung dieser schwer zugänglichen Lärchenwälder hat sich als sehr kostenextensiv erwiesen, da das Fällen, der Transport und die Verarbeitung der Lärchenstämme schwierig waren. Vor diesem Problem steht auch die Holzwirtschaft Kanadas, da auch hier Kahlschlagwirtschaft ohne planmäßige Wiederaufforstung betrieben wurde. Ein Überschuß an sofort nutzbaren Beständen liegt in den schwer zugänglichen entfernten Räumen des Nordens Kanadas vor.
Außerdem sorgt man sich vielerorts um die Zukunft der Altwälder, etwa diejenigen in Skandina -vien, im Nordwesten der Vereinigten Staaten und in Kanada. In der ganzen Welt werden immer noch natürliche und seminatürliche Altwälder gerodet und durch Jungwuchs oder - in wachsen-dem Maß - Plantagen ersetzt, die sich insbesondere nach dem Nutzholzbedarf der Zukunft richten. Baumplantagen, wie Fichtenmonokulturen, dienen lediglich der Holzproduktion, sie er-füllen kaum ökologische und soziale Funktionen (Erholungswert), die von natürlichen Wäldern geleistet werden. Zum Beispiel sind nur wenige Tier- und Pflanzenarten fähig, in Monokulturen aus standortfremden Arten zu existieren. Durch den Verlust der ursprünglichen einheimischen Wälder werden Tierarten gefährdet, etwa der Fleckenkauz in Nordamerika und der Weißrücken-specht in Skandinavien.
Seit etwa der Mitte des 20. Jahrhundert wird zumindest die selektive Holzentnahme (die Ent -nahme von wenigen oder Einzelbäumen) sowie die Naturverjüngung auf abgegrenzten Par -zellen zunehmend angewandt; Doch auch selektives Holzfällen kann Wald - Ökosysteme in entscheidender Weise verändern. Die Aufsplitterung eines einst zusammenhängenden Ökosystems kann dazu führen, dass die verbleibenden Reste zu klein sind, um für sich existieren zu können.
Seit 1987 sind die Rodungsgesellschaften in den borealen Nadelwäldern per Gesetz gezwun-gen, das gerodete Land innerhalb von 5 Jahren neu aufzuforsten. Dabei wird versucht, zumin-dest die ursprüngliche Vielfalt an Baumarten wieder herzustellen. Da die Wiederaufforstung dort jedoch erst seit Mitte der sechziger Jahre in größerem Maßstab durchgeführt wird, fordert die Provinzregierung, dass die Abholzung des altgewachsenen Waldes noch mindestens 50 Jahre fortgeführt werden müsse, bis die Bäume aus den Neupflanzungen alt genug sind, um genutzt zu werden und damit den Altbestand zu ersetzen. Durch diese Situation, die auch in weiten Teilen Nordamerikas und Europas herrscht, bleibt der Bestand an Waldgebieten zwar im Großen und Ganzen stabil, doch nimmt der Anteil relativ ungestörten, natürlichen Waldes stetig ab.
Für die Wälder der nördlichen Breiten gibt es noch verschiedene andere Gefahren. Luftverschmutzung und saurer Regen, von Schwefel- und Stickstoffoxiden erzeugt, werden mit dem Waldsterben in Europa, Nordamerika und Teilen von Asien in Zusammenhang gebracht. Die Vergiftung geht mit anderen Wirkfaktoren einher - dem Klima, Bewirtschaftungsmethoden sowie Schädlings- und Krankheitsbefall. Sie zusammen verursachen die Schwächung und manchmal den Tod von Bäumen.
Ein weiteres Problem ist das Feuer. Durch die zunehmende Erschließung und Nutzung der Waldgebiete tritt der Mensch als Verursacher immer häufiger auf. Die Brände greifen entscheidend in die Bestandsentwicklung der Wälder und den Stoffhaushalt des Ökosystems Nadelwald ein und führen zur Zerstörung empfindlicher Lebensräume. Auf der anderen Seite ist in Nordamerika die Bekämpfung von Waldbränden mittlerweile so erfolgreich, dass sich die ökologische Struktur ganzer Gebiete wandelt, die von Natur aus auf eine Vielzahl von Bränden eingerichtet sind.
Die reichhaltigen Vorkommen an fossilen Energieträgern Erdöl und Erdgas in Kanada werden zur Energieversorgung genutzt. Daneben spielt die Energieerzeugung durch Wasserkraftwerke eine wichtige Rolle. Entlang der Flüsse im Bereich des Kanadischen Schildes hat sich ein verzweigtes Netz von Wasserkraftwerken entwickelt. Die Stauseen stellen aber einen gewaltigen Eingriff in den Naturhaushalt dar. Auch in Westsibirien gibt es wichtige Ölfelder und Erdgasquellen. Über ein umfangreiches Netz an Rohrleitungen werden die Fördergebiete mit den Verbrauchsgebieten im europäischen Russland verbunden und mit Brennstoffen versorgt. Wichtige Wasserkraftwerke in Sibirien befinden sich an Jenissej und Angara.

 
 

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