18.Jhdt
Bei Schafen ist seit dem 18. Jahrhundert die Traberkrankheit (engl. Scrapie) bekannt. Sie hat bei den Schafen die gleiche Symptome wie BSE bei den Rindern. Durch Verfütterung von ungenügend erhitztem Tiermehl von erkrankten oder an Scrapie verstorbenen Schafen an Rinder konnte der Erreger wahrscheinlich die Artengrenze zu den Rindern überwinden.
1984/1985
Ende des Jahres 1984 wurde diese Erkrankung das erste Mal von einem Tierarzt in West Sussex in England bei einer Kuh beobachtet. Das Tier verstarb am 11. Februar 1985. Im späteren Verlauf wurden weitere Tiere mit diesen Symptomen registriert. Die betroffenen Tiere zeigten sich ungewöhnlich aggressiv und litten unter schweren Störungen ihrer Körperkoordinationen. Sie konnten ihre Gliedmaßen nicht mehr kontrollieren, stürzten ständig und verstarben nach kurzer Zeit. Als zahlreiche weitere Tieren an der gleichen neuen Krankheit verstarben, wurden die Kadaver im Central Laboratory in Weybridge nahe London untersucht. Im Gehirn der Tiere zeigte sich ein massenhafter Untergang von Nervenzellen. Diese \"Löcher\" im Hirngewebe erinnern unter dem Mikroskop an einen Schwamm. Deshalb wurde der Rinderkrankheit der Name Bovine Spongiforme Encephalopathie (BSE) gegeben. In den Medien wurde die neue Krankheit verkürzt als Rinderwahn bezeichnet.
1987 - Entdeckung des Erregers
Auf der Suche nach dem Erreger wurde eine besondere Form von Eiweißen entdeckt, die sogenannten Prionen. Es handelt sich dabei im Prinzip um körpereigene Eiweiße, die jedoch erhebliche strukturelle Veränderungen aufweisen. Es stellte sich heraus, dass Prionen auch bei anderen seltenen Krankheiten bei Tieren und Menschen eine Rolle spielen. Dazu gehören die Traberkrankheit bei Schafen und die Bovine Spongiforme Encephalopathie (BSE) beim Rind. Beim Menschen wurden bei der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, die über Rinder übertragene nvCreutzfeld-Jakob-Krankheit, Kuru, dem Gerstmann-Sträussler-Syndrom und der Fatal Familial Insomnia (FFI) Prionen gefunden. Da diese veränderten Eiweiße (Prionen) all diesen Erkrankungen zu Grunde liegen, fasst man sie neuerdings unter dem Begriff Prionenkrankheiten zusammen. Der Neurologe Stanley Prusiner erhielt 1997 für die Aufstellung einer Theorie über die Natur der Prionenkrankheiten den Nobelpreis für Medizin.
Erste Hinweise verdichten sich, dass Tiermehl die Prionen übertragen könnte
1988
Die britische Regierung verbietet die Fütterung von Tiermehl an Wiederkäuer, der Export bleibt aber erlaubt.
1990
Die EU führt eine Meldepflicht für BSE Fälle ein. Aus einzelnen Fällen entwickelte sich schnell eine Epidemie. Bis 1996 verendeten innerhalb eines Jahres alleine in Großbritannien 170.000 Rinder. Doch auch außerhalb Europas traten, bedingt durch den weitreichenden Tierhandel, Erkrankungsfälle auf.
Juni1994
Die EU erlässt ein Verbot zur Verfütterung von Tiermehl an Wiederkäuer, also Rinder und Schafe. Die Verfütterung an andere Tiere bleibt erlaubt.
1995
Der erste Patient stirbt an nvCJD, der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, die vermutlich durch den Konsum von Rinderprodukten auf den Menschen übertragen wird.
1996
Am 20. März 1996 erklärte der britische Gesundheitsminister Dorrell, es gebe eine neuartige Form einer sonst seltenen Hirnerkrankung. Angesichts der Ähnlichkeit der Symptome zwischen der bei Menschen auftretenden Creutzfeldt-Jakob-Krankheit und BSE müsse von einer Übertragung des unbekannten Erregers zwischen Rind und Mensch ausgegangen werden. Die EU verhängte ein Verbot für den Export britischer Rinder.
Tiermehl musste von nun an mit einer Temperatur von 133°C unter einem Druck von 3 bar 20 Minuten lang sterilisiert werden.
Die Übertragung des Erregers von Kühen auf den Menschen wird aus folgenden Gründen angenommen:
. Anders als bei der \"normalen CJD\" tritt diese Krankheit auch bei jungen Menschen auf.
. Die Form der veränderten Prionen ähnelt der von BSE-Prionen.
Die britische Regierung reagierte erst sehr spät und veranlasste die Notschlachtung und Verbrennung von Herden mit erkrankten Tieren. Von 1996 bis 1999 bestand in der EU ein Exportverbot für britische Rinder, Rindfleisch und Tiermehl. Im eigenen Land wurde der Verkauf von Rindfleisch mit Knochen sowie von Nervengewebehaltigen Produkten aus Rindern verboten, nachdem bekannt wurde, dass dieses Material besonders infektiös ist.
2000
Bis November des Jahres 2000 verstarben 88 Menschen an der neuen Erkrankung in England und 2 in Frankreich, 2 weitere liegen mit typischen Symptomen im Sterben.
Die EU beschließt im April die Einführung eines BSE-Schnelltests ab Januar 2001 für Risikotiere im Alter von mehr als 30 Monaten. Ab dem 1. Juli 2001 müssen dann alle mehr als 30 Monate alten Tiere, die für den menschlichen Verzehr bestimmt sind, getestet werden.
Seit September 2000 ist eine neue EU-weite Kennzeichnungspflicht für Rindfleisch in Kraft, an der die Verbraucher erkennen können, wo ein Tier geschlachtet wurde.
Seit Oktober 2000 müssen Hirn, Schädel, Augen und Milz von Rindern nach der Schlachtung vernichtet werden, damit diese Gewebe, die potentiell die höchste Konzentration der Erreger enthalten, nicht in die Nahrungskette gelangen können.
Am 26. November wird in Deutschland der erste Fall von BSE bei einem in Deutschland geborenen und aufgewachsenen Rind diagnostiziert. Die Bundesregierung beschließt daraufhin, eine Rechtsverordnung zum Verbot der Verfütterung von Tiermehl zu erlassen. Sie entscheidet sich aber aus juristischen Gründen dafür, diesen Sachverhalt als Gesetz zu verabschieden. Dieses Gesetz hatte die kürzeste Laufzeit in der Geschichte der BRD: Die erste Gesetzesvorlage lag am 28.11.00 vor, am 30.11.00 wurde das Gesetz vom Deutschen Bundestag beschlossen, am 1.12.00 gab der Bundesrat seine Zustimmung und am 2.12.00 trat es in Kraft.
Es sei erwähnt, dass die Verfütterung von Tiermehl an Wiederkäuer EU-weit bereits seit 1994 verboten ist. Siehe auch näheres dazu unter Tiermehl.
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