Fische leben im Schwarm. Sie sind so nahe beieinander, sodass sie fast schon wie eine Mauer wirken.
Sie schwimmen in synchroner Bewegung und ohne dass ein einziges Exemplar mit seinem Nachbarn in Berührung kommt. Ein Schwarm ist ein anonymer Verband von Individuen gleicher Art in großer Zahl, in dem sich die Einzeltiere gemeinsam bewegen und in dem alle Verhaltensweisen der Individuen streng koordiniert sind. Der Schwarm ist für jeden Artgenossen offen, der sich ihm anschließen möchte. Im Schwarm gibt es keinen Leitfisch der Befehle gibt. Es herrscht das Gleichheitsprinzip. Sobald ein Fisch einen Feind oder Nahrung sichtet, signalisiert er dies durch sein Verhalten und einer jeweiligen Kurs- oder Verhaltensänderung. Die Nachricht geht dann wie eine Welle durch den Schwarm und erreicht jedes Individuum. Dabei gibt es verschiedene Kommunikationsweisen. Einige Fische verlassen sich auf ihr Sehvermögen und unterscheiden Körperfarben und Muster. Die meisten verfügen über das hochempfindliche Seitenlinienorgan, mit dem sie ihre Bewegungen blitzschnell synchronisieren können. Andere unterhalten sich wiederum mit Klicklauten, Knurren und grunzartigen Geräuschen.
Schwarmfische verbringen ihr gesamtes Leben in Formation schwimmend mit Tausenden von Artgenossen. Andere Fische, wie etwa der Barrakuda bilden nur als Jungfische Schwärme. Weitere Schwarmfische sind: Großaugen-Makrelen die giftigen Korallenwelse und Schwarm-Wimpelfische. In Riffnähe über Korallenstöcken findet man kleinere Schwärme von Fahnenbarschen und Glasfischen. Der Schwarmverband wird oft in der Dämmerung aufgelöst und am nächsten Morgen wieder gebildet.
Andere Tiere finden sich ebenfalls zu Schwärmen zusammen, beispielsweise die zu den Tintenfischen gehörenden Kalmare. Auch sie zeigen ein koordiniertes Verhalten innerhalb einer großen Zahl (bis zu 10\'000) von Individuen. Sie scheinen sich vor allem in Gruppen von Kalmaren etwa gleicher Größe zusammenzufinden. Sie orientieren sich visuell, wobei man vor kurzem eine Art Seitenlinienorgan auch bei den Kalmaren gefunden hat. Kalmare reagieren im Schwarm innerhalb Sekundenbruchteilen auf angreifende Raubfische. Dazu hat es am Außenbezirk des Schwarmes eigentliche Aufpasser, und diese sind sehr erfolgreich in der Abwehr dieser Angriffe. Fortpflanzung findet auch innerhalb des Schwarmes statt, wobei sich immer nur einige einzelne Kalmare dabei beteiligen.
Einige Arten finden sich in Verbänden von wenigen Individuen zusammen und sind nur einige Tage oder Wochen gemeinsam unterwegs und jagen (Stachelmakrelen). Solche Verbände können sich auch aus Fischen verschiedener Arten zusammensetzen, wenn es für die einzelnen Arten von Vorteil ist, etwa beim Jagen.
Sobald sich innerhalb einer großen Anzahl Fische eine Hierarchie einstellt, spricht man von Gruppen. Es gibt viele Fischarten, die sogenannte Folgezwitter sind. Das heißt, der Fisch verwandelt sich innerhalb seines Lebens von einem Weibchen zu einem Männchen (protogyn) oder von einem Männchen in ein Weibchen (protandrisch).
In einer Gruppe übernehmen ein oder mehrere Männchen und Supermännchen (Beispiel Papageifische) oder Weibchen (Beispiel Anemonenfische) die Führung. Diese Hierarchie bleibt stabil, bis der Leitfisch der Gruppe stirbt oder weggefressen wird. Nun verändert das größte Männchen (Beispiel Anemonenfische) sein Geschlecht und wird zum vollfunktionierendem Weibchen. Die Gruppe verteidigt ein bestimmtes Heimrevier (die Anemone), Fortpflanzung und Brutpflege findet auch innerhalb der Gruppe statt. Der Führer der Gruppe paart sich immer, die ihm untergebenen Männchen hingegen nicht.
Paarbildung ist unter den Fischen eher selten. Wir kennen die Falterfische und die Seepferdchen, die wahrscheinlich lebenslang verpaart sind.
Die meisten Falterfische (und auch einige Kaiserfische) schwimmen zu zweit durchs Riff, einige Arten bilden aber auch gelegentlich Gruppen. Eine solche Paarbildung kann drei Jahre oder länger andauern. Diese Bildung ist so stark, dass Falterfische, die getrennt werden anhalten, höher steigen und nach ihrem Partner Ausschau halten. Sobald sie einander wiederfinden, schwimmen sie auf direktem Weg aufeinander zu. Nun halten sie eine Art Tanz, bei dem die zwei Fische sehr nahe um einander herumschwimmen und sich einander zuneigen.
Von den Seepferdchen weiß man, dass sie durch Tänze täglich ihre Ehe \"erneuern\" und festigen. Sie verschränken ihre Schwänze ineinander und schlagen bis zu 70 Mal pro Sekunde ihre Rückenflossen. Auch einige Seenadeln bilden Paare, etwa die gestreifte Seenadel.
Viele Raubfische und niedere Tiere sind Einzelgänger die außer bei der Paarung normalerweise nur kurze Begegnungen mit Artgenossen haben. Die Paarung findet während bestimmten Zeiten (etwa Vollmond, Flut etc.) statt und dabei findet sich unter Umständen eine groe Anzahl Individuen zusammen. Ein typischer Einzelgänger ist der Steinfisch. Sein Territorium ist eine exponierte Koralle oder ein Felsen, wo er perfekt getarnt stundenlang liegt und auf Beute lauert. Wie der Steinfisch verhalten sich auch viele andere Raubfische, etwa der Zackenbarsch, einige Schnapper oder der Anglerfisch.
Wieso schwimmt der Hering in einem Schwarm?
Heringe bilden riesige Schwärme, die viele hundert Tonnen Fisch enthalten können. Diese Massen werden \"Heringsberge\" genannt. Aber wozu das Ganze?
Es gibt folgende Vorteile in einem Schwarm: In erster Linie dient der Schwarm dem Schutz eines einzelnen Tieres. Denn durch die Größe des Schwarmes können die Heringe feindliche Fische verwirren und abschrecken. Außerdem besteht die Möglichkeit des gegenseitigen Lernens, und man kann sich Aufgaben, wie z.B. Wache schieben, teilen. Ein Schwarm kann Futterwolken aufspüren und ein Gebiet abernten, auch wenn sich ein Feind in der Nähe aufhält. In einem Schwarm wird die sichere Anwesenheit des Fortpflanzungspartners gewährleistet. So wird das \"Allgemeine Anlehnungsbedürfnis\" befriedigt.
Allerdings gibt es auch Nachteile bei dem engen Zusammenleben: Die Tiere nehmen sich gegenseitig Nahrung und Sauerstoff weg, wobei sie mit ihren wasserlöslichen Stoffwechselendprodukten, z.B. Ammonium und Kohlendioxid, das Atem-Medium ihrer Artgenossen direkt verschmutzen.
Es gibt auch Fische, die sich von der Größe eines Schwarmes nicht beeindrucken lassen, z.B. den Schwertfisch. Er schwimmt in den Schwarm hinein und schlägt wild um sich. Dabei verletzt oder tötet er einige von ihnen. Der Schwarm flieht und der Räuber kann seine Beute fressen.
Es ist umstritten ob der Schwarm einem Leittier folgt oder ob er sich an der Erdrotation orientiert. Sicher ist aber, dass die Tiere den Salzgehalt, Temperatur und Substanzen im Wasser wahrnehmen und sich danach richten können.
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