Die Bonobos und ihre weiblich bestimmte Gemeinschaft
Die Bonobos sind eine der wenigen großen Säugetierarten neben dem Orang-Utan, dem Gorilla und dem Schimpansen. Sie zählen zu den vier großen Menschenaffen.
Sie wurden erst vor gut 60 Jahren entdeckt. Sie sind die mit uns am engsten verwandten Menschenaffen. Dem Menschen ist der Bonobo genetisch eben so nahe wie der Schimpanse, wir sind mit ihnen genetisch zu 98 Prozent gleich.
Die Bonobos haben den gleichen Gattungsnamen, wie die Schimpansen. Da Forscher Ähnlichkeiten der beiden Primaten vermuteten. Der Schimpanse heißt wissenschaftlich "Pan troglodytes", nach dem griechischen Hirtengott, der halb Tier, halb Mensch war und der veraltete Name für den Höhlen- oder Eiszeitmensch. Der Bonobo wurde daher "Pan paniscus" getauft, übersetzt kleiner Pan.
Sie unterscheiden sich aber nicht nur in ihrer Größe von den Schimpansen, sondern die körperliche Erscheinung und vor allem die Art wie sie miteinander umgehen. Die Männchen wiegen rund 43 und die Weibchen wiegen rund 33 Kilogramm, ungefähr so schwer wie die kleinste Schimpansen-Unterart. Obwohl die Weibchen körperlich schwächer sind als die Männchen setzen sie sich an die Spitze des Rudels, was einer Schimpansenfrau nicht gelingt.
Die Bonobos haben lange Beine, mit ihnen können sie aufrecht stehen. Sie haben einen kleinen Kopf auf schmalen Schultern. Ihr Gesicht ist flach und offen, mit einer hohen Stirn, rötlichen Lippen, kleine Ohren und weiten Nasenlöcher. Ihre feinen, schwarzen Haare tragen sie als eine hübsche Mittelscheitelfrisur.
Es gibt schätzungsweise kaum noch 10000 Bonobos. Sie leben in einem kleinen Gebiet südlich des Kongos im dichten, immergrünen Regenwald. Durch die Abholzung des Regenwaldes und die politische Lage in ihrem Lebensraum ist ihr Überleben aber ungewiss. Ihre ökologischen Verhältnisse sind seit Generationen ziemlich gleich geblieben, dadurch haben sich die Bonobos nicht viel weiter entwickelt.
Die Weibchen stehen im Mittelpunkt der Gemeinschaft der Bonobos, haben sogar die herrschende Rolle. Die Bonobos Gemeinschaft ist nicht nur auffallend auf die Weibchen orientier, sondern wird von ihnen dominiert. Nicht so wie beim Menschen, oder bei den anderen Primaten.
Mit ihrer stark ausgeprägten Sexualität fangen sie die vielfachen Aggressionen in ihrer Gemeinschaft ab. Die Bonobos sind bei vielen Gelegenheiten sexuell aktiv, weit häufiger als andere Primaten. Es scheint so, als wäre es ein großer Bestandteil in ihren sozialen Beziehungen und dass auch nicht nur zwischen Weibchen und Männchen. Außer die sexuellen Handlungen mit den engsten Familienmitglieder sind meistens unterdrückt. Ansonsten praktisch mit jedem vertrauten Artgenossen. Das Bonoboweibchen ist auch die einstigste unter den tierischen Primaten, die eine enge Freundschaft mit einem anderen Weibchen, aus einer fremden Gruppe eingeht.
Auf die Fortpflanzung wirkt sich der häufige Sexualkontakt jedoch nicht direkt aus. Die Weibchen bekommen etwa alle fünf bis sechs Jahre Nachwuchs. Sexualität und Zeugung sind also weitgehend getrennt, wie auch bei uns Menschen. Die Weibchen ernähren ihren Nachwuchs bis zu fünf Jahre lang, während dieser Zeit hat das Weibchen ihren Nachwuchs immer bei sich. Mit sieben Jahren ist ein Bonobo allmählich selbstständig und mit 15 Jahren ungefähr ausgewachsen. Ein Bonobomann bleibt sein Leben lang an der Seite seiner Mutter. Er braucht sie zur Rangordnung bei seinen Geschlechtsgenossen. Die ranghöchsten Männchen sind Söhne bedeutender Weibchen. Eine dauerhafte Paarbindung bzw. eine Familie gibt es bei den Bonobos jedoch nicht. Die Kinderaufzucht erledigt allein das Weibchen. Durch die vielseitigen Sexualkontakte, die total anderen Dingen dienen, könnte man das nicht miteinander vereinbaren. Die Bonobo Weibchen können aber schon erstmals mit 13 oder 14 Jahren gebären. In Freiheit werden Bonobos ca. 40 Jahre alt und in Gefangenschaft können sie bis zu 60 Jahre alt werden. Sie ernähren sich hauptsächlich von Früchten. Sie fressen auch kleine Tiere, Insekten und gelegentlich kleinere Wirbeltiere und Säuger.
Die Schimpansen sind Trickreich bei der Nahrungsbeschaffen. Bonobos sind hingegen Einfallsreicher beim Spiel. Schimpansen verstehen es sich Gegenstande als Werkzeuge zu holen, einen geeigneten Stein um Nüsse zu knacken, oder mit Grashalmen Insekten aus ihren Bauten zu angeln. Bonobos können hingegen nach Blindekuh-Regeln spielen. Sie halten sich ihre Augen mit ihren Fingern oder einem Bananenblatt zu, laufen wankend herum, wobei sie Schwierigkeiten haben ihr Gleichgewicht zu halten. Sie spielen dieses Spiel sehr häufig und dann auch sehr eifrig und ausgiebig. Schimpansen und Bonobos haben beide auf ihre Art eine hohe Intelligenz.
Junge Bonobos sind besonders verspielt, sie schneiden gerne Fratzen und kitzeln sich gegenseitig durch. Oft beschäftigen sie sich auch mit pantomimischen Verrenkungen mit sich selbst.
Die Bonobos sind aber viel empfindlichere Wesen als die Schimpansen. Das zeigte sich bei einem Bombenangriff im 2.WK, die Bonobos starben und die Schimpansen überlebten gesund den Schrecken in ihrem Gehege im Zoo.
In den Emotionen sind die Bonobos wiederum kontrollierter als die Schimpansen. Die Schimpansen zeigen ihre Freude, Traurigkeit, Aufregung oder Wut, zum Beispiel bei Machtkämpfen sehr deutlich. Sie stellen ihre Kräfte mit nicht ungefährlichem Spektakel zur Schau. Schwächere Artgenossen bringen sich dann schnell in Sicherheit. Bei den Bonobos verläuft es eher harmlos.
Absichten und Gefühle teilen beide Arten mimisch und durch Handgesten mit. Diese Körpersprache ähnelt der des Menschen. Bettelnde Bonobos strecken ihre offene Hand aus, manchmal auch einen Fuß. Bekommen sie jedoch nicht was sie wollen, verziehen sie schmollend den Mund und jammern weinerlich.
Lautäußerungen beider Arten sind aber verschieden. Schimpansen haben ein lang gezogenes "huuu-huuu", Bonobos hingegen ein scharfes, hohes Bellen.
Beide Arten leben in wechselnden Gruppen und nicht im festen Verband. Es gibt Einzelgänger oder auch kleine Gruppen die ihre Zusammenstellung täglich wechseln. Nur die Kinder trennen sich nicht von den Müttern. Man kann aber trotzdem die jeweiligen kleinen Grüppchen zu einer Familie zusammenfassen. Die sich zwar Tage und wochenlang nicht sehen, aber sich trotzdem kennen und akzeptieren. Jede Familie hat ihr eigenes Territorium. Familienfremde männliche Tiere werden keinesfalls geduldet, weibliche Tiere nur unter besonderen Umständen. Männliche
Tiere bleiben daher in ihrer Herkunftsfamilie, hingegen Weibchen es in andere Familien zieht. Die Muttertiere sind der Kern einer Bonobogruppe.
Die Sexualität ist der Schlüssel zum Sozialleben der Bonobos. Den Geschlechtsverkehr vollziehen sie mit zugewandten Gesichtern, die der Missionarstellung des Menschen ähnelt. Die Schimpansen dagegen kehren beim Sexualkontakt praktisch nie das Gesicht zu. Bonobos haben viele mögliche Begattungspositionen und sonstige Weisen ihre Genitalien zu berühren.
Die Bonobo Weibchen haben eine erhöhte sexuelle Bereitschaft, wie auch die Menschen. Sie lassen sich sogar in der Schwangerschaft begatten. Sie bieten sich manchmal sogar zum Sexualakt an, um etwas Bestimmtes zu bekommen, meistens die jüngeren Tiere, um ihre Stellung zu verbessern.
Man erkennt Bereitschaft an der auffallenden, rosafarbenen Genitalschwellung, die permanent zu sehen ist. Bei den Schimpansen hingegen ist sie nur in den Fruchtbarkeitszyklen zu erkennen, in dieser Zeit lassen sie sich auch nur begatten.
Einzigartig unter tierischen Primaten ist, dass sich entweder zwei Weibchen, oder zwei Männchen gegenseitig die Genitalien reiben. Es bedeutet aber nicht, dass sie Heterosexuell sind.
Weitere Spielarten sind der Oralverkehr und intensive Zungenküsse. Beim Sexualakt grinsen sie und stoßen schrille Schreie aus, man vermutet daher, dass sie einen Orgasmus haben.
Man sollte jedoch nicht denken, dass die Bonobos Sex besessen sind, sie tun es eher beiläufig und entspannt. Es gehört einfach zum Gruppenleben dazu und der einzelne Akt dauert auch nur durchschnittlich 13 Sekunden.
Ein Konflikt wird bei Schimpansen ausgetragen und danach umarmen und Küssen sie sich zur Versöhnung. Bonobos sind bei Streitigkeiten hingegen sehr tolerant, sie gehen unmittelbar in einen Genitalkontakt über. Sie dienen dazu Aggressionen abzubauen und erst gar nicht entstehen zu lassen.
Dadurch sind große Auseinandersetzungen sehr selten. Wenn beispielsweise ein leerer Karton in ein Gehege geworfen wird und zwei Bonobos ihn sehen und haben wollen, gehen sie kurz in den Sexualverkehr über und spielen danach gemeinsam mit dem Karton.
Die Begeisterung über verlockende Nahrung schlägt bei Bonobos auch in sexuelle Erregung über. Mit dem Sexakt wollen sie ihren Futterneid unterdrücken und Zank und Streit vermeiden, dadurch ist eine friedliche und gemeinsame Mahlzeit möglich.
Man kann ihr sexuelles Verhalten nicht von ihrem sozialen Verhalten trennen, da beides eng miteinander verknüpft ist. Jedes Gruppenmitglied, sogar die Jungtiere haben Sexualkontakt mit den erwachsenen Tieren. Der Wille zur Harmonie lernen die Bonobos schon von klein auf.
An einer Futterstelle frisst zuerst der Ranghöchste Schimpansenmann, bis er satt ist und dann die Rangniederen Schimpansenmänner und den Rest bekommen die Schimpansenweibchen.
Bei den Bonobos bekommen erst die Weibchen etwas zu fressen, es entsteht zwar erst ein Konflikt zwischen den Weibchen die in der nähe der Futterstelle sind, doch sie haben einen kurzen sexuellem Kontakt und lösen damit den Konflikt und dann fressen sie gemeinsam. Die Männchen bekommen nur noch den Rest.
Entsteht ein Konflikt zwischen einem Weibchen und einem Männchen, so eilen die anderen Weibchen sofort ihr zur Hilfe. In Gruppen können sich die Weibchen gegen das Männchen wehren und durchsetzen.
Ihre Genitalkontakte erfüllen den Zweck des Zusammenhaltes ihres Geschlechtes.
Männliche Bonobos sind zwar meist als erstes an einer Futterstätte doch sie verschwinden durch den Respekt vor den Frauenbündnissen schnell wieder, wenn sie ein Weibchen sichten.
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