Unter der schützenden Schale des Bohnensamens schlummert ein
Lebendes «ungeborenes» Pflänzchen, der Keimling (Embryo). Damit wir
ihn untersuchen können, legen wir den Samen einige Stunden ins Wasser.
Er quillt auf, und die Samenschale wird weich. Nun lässt er sich mühelos
in zwei Hälften zerlegen. Der einen haftet ein winziges Pflänzchen an.
Es besteht aus der Keimwurzel, dem Keimstengel und zwei weissen Laubblättern.
Darin verborgen befindet sich die Knospe. Die beiden Bohnenhälften sind die
Keimblätter. Sie enthalten einen grossen Vorrat von Nährstoffen und sind mit dem Keimstengel verwachsen.
Solange der Bohnensamen trocken ist, «schläft» er. Stecken wir ihn in feuchte Erde, «erwacht» er zu neuem Leben. Zunächst dringt Wasser in sein Inneres. Durch Quellung wird er grösser und schwerer. Der Keimling beginnt zu wachsen. Seine gequollenen Keimblätter sprengen die Samenschale. Die Keimwurzel dringt durch die Keimpore und wächst senkrecht in den Boden hinein. In der Wurzelspitze teilen sich die Zellen laufend. Hinter der Spitze strecken sie sich. So wird die Wurzel länger. Zusätzlich entstehen Seitenwurzeln. Auch der hakenförmig gebogene Keimstengel zwängt sich aus dem Samen. In seiner Knospe laufen viele Zellteilungen ab. Sobald der Keimstengel die Erde durchbrochen hat, richtet er sich auf. Die Laubblätter entfalten sich, und im Licht werden sie grün. Das Pflänzchen ist jetzt «geboren». Aus dem Samen ist durch Keimung eine Keimpflanze mit Wurzel, Spross, zwei Keimblättern und Laubblättern entstanden. Zur Keimung braucht die Bohne Wasser, Luft und Wärme. Fehlt eine dieser Bedingungen, so kann sie nicht keimen. Damit die junge Pflanze weiterwachsen kann, benötigt sie ausserdem Erde und Licht.
Die Keimblätter versorgen das junge Pflänzchen mit, Nährstoffen. Wenn der Vorrat erschöpft ist, muss die Pflanze selber für ihre Ernährung sorgen. Am Stengel entstehen nun zahlreiche Blätter, und die Wurzeln vergrössern sich zu einem dichten Geflecht. Nach einigen Wochen ist die Pflanze ausgewachsen und blüht. Aus den Blüten entwickeln sich Früchte und Samen. Damit beginnt der Lebenskreislauf von vorn. Die neue Generation bleibt zunächst noch an der Mutterpflanze. Diese stirbt im Herbst; die Pflanze überwintert so als Samen. Bei der Entwicklung von der befruchteten Eizelle über den Samen und die Keimpflanze zum blühenden Gewächs nimmt die Pflanze an Grösse zu und verändert ihre Gestalt nennen dies Wachstum und Gestaltwandel.
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