10 Vorsorge-Untersuchungen sind als Sicherheitsprogramm für die Schwangerschaft vorgesehen. Somit ist der Mutterpaß auch ein Terminkalender für die Arztbesuche. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, daß immer mehr werdende Mütter alle Termine wahrnehmen und sich Schwangerschaftsprobleme dadurch deutlich reduzieren. Auch wenn man denkt, es ist alles in Ordnung und Schwangerschaft ist etwas völlig normales, kann der Arzt die Mutter und das Baby vor Schäden bewahren, die bei rechtzeitiger Eerkennung vermeidbar wären.
Blutgruppenzugehörigkeit: Mit einem Bluttest zu Beginn der Schwangerschaft wird die Blutgruppe und der Rhesusfaktor der Mutter bestimmt.
Antikörper-Suchtest: Einige Menschen haben eine Blutgruppe ohne Rhesusfaktor, sie sind rhesus- negativ. Gehört man als werdende Mutter dazu und ist der Vater rhesus- positiv, kann das Kind die väterliche Blutgruppe erben. Im Blut der Mutter können sich dann Abwehrstoffe(Antikörper) bilden, die sich gegen die roten Blutkörperchen des Kindes richten und Schäden hervorrufen.
Aber Ärzte gehen heute ganz sicher und beugen vor. Zur Erstuntersuchung gehört immer ein Antikörper-Suchtest. In der 24ten bis 27ten Schwangerschaftswoche erfolgt eine Kontrolle. Ergibt das Blut wieder "rhesus-negativ", erhält man in der 28ten bis 30ten Woche eine Spritze mit Anti.-D-Globulin. Damit braucht man keine Probleme mehr für das Kind zu befürchten.
Röteln-HAH-Test: Wenn man schon einmal Röteln hatte, hat man in der Regel Antikörper im Blut, die vor einer neuen Ansteckung schützen. Das ist in der Schwangerschaft ganz wichtig, weil Röteln eine ernste Gefahr für das Baby bedeuten, besonders in den ersten 3 Monaten. Fehlgeburten und geistige und körperliche Schäden können die Folge sein. Ein Bluttest gibt dem Arzt Auskunft über Antikörper. Sollte diese nicht ausreichen, wird er der Mutter raten, sich möglichst vor einer Ansteckung zu schützen, z.B. Kindersammlungen aus dem weg zu gehen. Der Röteln-Test wird ebenfalls wiederholt. Als sicherste Vorbeugung empfehlen Ärzte eine Rötelnimpfung schon in der Pubertät bzw. spätestens drei Monate vor einer geplanten Schwangerschaft.
Ergänzende serologische Untersuchungen: Weitere Bluttests können zur Abklärung anderer Infektionskrankheiten dienen.
Nachweis von Clamydia trachomatis-Antigen. Clamydia-Bakterien sind heute häufig und führen zu vaginalen Entzündungen. Folgen können Frühgeburtsbestrebungen, ein zu frühes Öffnen der Fruchtblase, vorzeitige Wehen oder spätere Sterilisität sein. Deshalb gehört der gezielte Bluttest heute zum Vorsorgeprogramm.
Toxoplasmose- Antikörpertest. Toxoplasmose ist eine normalerweise harmlose Infektionskrankheit. Die meisten Menschen sind dagegen immun weil sie durch eine meist unbemerkte Erkrankung Antikörper dagegen gebildet haben. Sollte man sich während der Schwangerschaft zum ersten Mal anstecken, wird der Arzt behandeln und sorgfältig auf das Kind achten. Die Infektion erfolgt meist durch den Verzehr von rohem Fleisch oder dem Berühren von Katzenkot. Man muß de Arzt von grippeähnlichen Beschwerden odr einem Anschwellen von Lymphknoten berichten.
Nachweis von HB´s Antigenen:Dieser Test konzentriert sich auf Hepatitis B, eine infektiöse Lebererkrankung.
Für die jetzige Schwangerschaft kann der Verlauf von vorangegangenen Schwangerschaften eine Rolle spielen. Deshalb fragt der Arzt unter anderem nach:
Spontangeburt = normale Geburt, Sectio = Kaiserschnitt, vag.Operation = Geburtshilfe mit Zange oder Saugglocke, Abort = Fehlgeburt, Abruptio = Schwangerschaftsunterbrechung, Tragzeit = Dauer der Schwangerschaft.
1. Anamnese
Anamnese heißt, der Arzt erfragt Ihre gesundheitliche Vorgeschichte und füllt bei der ersten Vorsorge-Untersuchung das Anamneseblatt aus. Jeder Punkt ist ein Hinweis, der für die Überwachung der Schwangerschaft eine Rolle spielt. So kann der Arzt Veränderungen rechtzeitig einordnen und Hilfen einleiten. Gravida bedeutet: Zahl der bisherigen Schwangerschaften, Para = Zahl der bisherigen Geburten.
1. Familiäre Belastung:
Hier geht es um Krankheiten, die in der Familie vorliegen. Einige können durch die Schwangerschaft ausgelöst werden, z.B. Diabetes (Zuckerkrankheit) oder Hypertonie (Bluthochdruck). Auch dem Kind können bestimmte Veranlagungen mitgegeben werden. Der Arzt wird die Mutter entsprechend überwachen.
2. Frühere Erkrankungen:
Man muß dem Arzt von allen durchgemachten Gesundheitsproblemen erzählen.
3. Blutungs-/Thromboseneigung:
In der Schwangerschaft ist die Anfälligkeit für Thrombosen (Bildung von Blutgerinnseln) erhöht. Eine bekannte Neigung dazu sollte der Arzt kennen. Blutungsneigungen spielen für die Entbindung eine Rolle, damit mögliche Hilfen bereitstehen.
4. Allergien:
Hier sollte man eigene Überempfindlichkeitsreaktionen angeben, auch die einem bekannten gegen Medikamente und die Allergien, die in der Familie vorkommen. Sie können das Kind betreffen und somit für den Kinderarzt wichtig sein.
5. Frühere Bluttransfusionen:
Blutübertragungen können zu bestimmten Abwehrstoffen (Antikörper) geführt haben, aber auch zur Übertragung von Gelbsucht oder HIV-Viren, die AIDS auslösen können.
6/7. Besondere Belastungen:
Man muß mit dem Arzt über Sorgen oder belastende Umstände sprechen, weil diese das Kind möglicherweise mitbelasten. Vielleicht gibt es Hilfen, an die man allein gar nicht denkt.
8. Rhesus-Inkompatibilität:
Rhesus-Unverträglichkeit - siehe Antikörper Suchtest.
9. Diabetes mellitus.
Bei einer Zuckerkrankheit braucht man sich heute keine Sorgen mehr um das Kind zu machen, wenn man rechtzeitig von erfahrenen Spezialisten betreut wird. Der Arzt wird die Behandlung, Überwachung und Selbskontrolle mit der Mutter besprechen. Die beste Sicherheit ist jedoch, sich schon vor Eintritt einer Schwangerschaft gut beraten und einstellen zu lassen, um dem Baby sichere Startchancen zu geben. Siehe auch Punkt 50.
10. Adipositas:
Übergewicht. Der Arzt wird die Ernährung in der Schwangerschaft mit der Mutter besprechen und auf oft gleichzeitig bestehende Gesundheitsprobleme achten, z.B. Bluthochdruck.
11/12. Kleinwuchs/Skelettanomalien:
mögliche Gründe für einen Kaiserschnitt.
13. Schwangere unter 18:
Der Arzt wird vor allem bitten, die 10 Voruntersuchungen wahrzunehmen.
14. Schwangere über 35:
Wenn sich eine Frau gut fühlt und alles für eine normal verlaufende Schwangerschaft spricht, braucht sie keine intensivere Überwachung als eine jüngere werdende Mutter.
Zur Sicherheit kann eine Fruchtwasser-Untersuchung (Amniozentese) um die 16te Woche herum durchgeführt werden, die Auskunft über Chromosomen-Anomalien gibt, z.B. das Down-Syndrom (Mongolismus). Auch Mißbildungen des zentralen Nervensystems (z.B. Spina bifida) können erkannt werden. Bei einem kleinen Eingriff durch die Bauchdecke entnimmt der Arzt mit einer Punktionsnadel etwas Fruchtwasser aus der Fruchtblase. Dabei kontrolliert er mit Ultraschall den weg der Nadel, um das Baby nicht zu berühren.In der 9ten bis 22ten Woche lassen sich auch bei Ultraschall-Untersuchungen eine Rheie von möglichen Mißbildungen ausschließen. Siehe "Ultraschalldiagnostik".Bei einem hohen Risiko für Chromosomen-Störungen bietet sich die frühzeitige Klärumg durch eine Chorionbiopsie an, und zwar in der 10ten bis12ten Woche. Dabei werden meist durch die Bauchdecke sogenannte Choriozotten vom Mutterkuchen entnommen und schnell untersucht. Das Ergebnis liegt innerhalb einer Woche vor. Die Fehlgeburtsrate ist danach jedoch leicht erhöht. Ihr Arzt wird Sie beraten.Eine neue, ergänzende Methode zur Abklärung von Chromosomen-Störungen ist der Triple-Hormontest, der von der 15ten bis 23ten Woche mit einer Blutuntersuchung möglich ist, am besten geeignet ist aber die 16te/17te Woche. Der Hormontest ist auch für Frauen unter 35 empfehlenswert, wird aber nicht bei Diabetes, starken Raucherinnen oder Mehrlingsschwangerschaft durchgeführt. Der Test kann falsche positive Hinweise geben. Deshalb ist eine zusätzliche Fruchtwasser-Untersuchung sinnvoll.
15. Vielgebärende:
Frauen, die schon vier Kinder und mehr geboren haben.
16. Nach Sterilitätsbehandlung:
Bei ungewollter Kinderlosigkeit kann es nach einer Hormonbehandlung zu Mehrlingsschwangerschaften kommen.
17. Nach Frühgeburt:
Wichtig für den Arzt, auch bei der jetzigen Schwangerschaft auf Frühgeburtsbestrebungen zu achten. Ein frühgeborenes Kind ist vor der 38ten Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen.
18. Nach Mangelgeburt:
Hinweise auf mögliche Gesundheitsgefährdungen, z.B. Rauchen, Alkohol, Drogen, aber auch bestimmte Erkrankungen der Mutter, z.B. Bluthochdruck. Mangelgeborene Kinder sind untergewichtig. Sie können zum geplanten Zeitpunkt, aber auch früher kommen. Dann wird von Früh-Mangel-geborenen gesprochen.
19. Nach Aborten/Abbrüchen:
Abort heißt Fehlgeburt und bedeutet für den Arzt, gut auf die neue Schwangerschaft aufzupassen. Ein vorhergehender Schwangerschaftsabbruch kann den Muttermund geschwächt haben. Man kann die Frage des Arztes danach unbesorgt beantworten. Das hat keine rechtliche Folgen.
20. Totes/geschädigtes Kind:
Wenn bei vorherigen Schwangerschaften ein solches Problem vorkam, wird der Arzt einen besonders intensiv überwachen.
21./22. Komplikationen:
Probleme bei vorhergehenden Entbindungen oder nach der Geburt (post partum) sind auch jetzt Anlaß für besondere Kontrollen.
23. Nach sectio:
Nach Kaiserschnitt.
24. nach anderen Uterusoperationen:
Zurückgebliebene narben erfordern entsprechende Aufmerksamkeit, z.B. nach myom-Entfernung.
25. Rasche Schwangerschaftsfolge:
Zur Information des Artzes.
26. andere Besonderheiten:
Wenn einem noch etwas wichtig erscheint, spricht man mit dem Arzt darüber.
Terminbestimmung:
Der Geburtstermin wird vom ersten Tag der letzten Monatsblutung an ausgerechnet, aufbauend auf einem Zyklus von 28 Tagen. Abweichungen von rund 10 Tagen vor oder nach dem geplanten Termin sind durchaus normal. Vor allem die frühen Ultraschall-Untersuchungen sichern oder korrigieren den Termin.
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