Herstellung
In der Industrie wird Amphetamin meist durch Kondensation von 1-Phenyl-2-Propanon (Phenylaceton) mit Ammoniak und anschließender Reduktion gewonnen. Oft erfolgt danach noch eine Trennung der Isomere, mit dem Ziel das für die gewünschten Hauptwirkungen verantwortliche dextro-Amphetamin als Reinstoff zu erhalten.
In der illegalen Produktion wird Amphetamin meist durch Reduktion von Norephedrin (Phenylpropanolamin) mit Iod und rotem Phosphor oder aus P2P gewonnen. Siehe auch Methamphetamin. Konnte Amphetamin früher auch von Privatleuten relativ ungehindert aus Vorstufen wie Phenylaceton und Hydroxylamin hergestellt werden, wurden diese Chemikalien zunehmend von den Behörden beobachtet, und es entstand für illegal arbeitende Produzenten ein Bedarf an Ersatzstoffen die nicht überwacht wurden. So wurden später Phenylessigsäure, Benzaldehyd usw. nach und nach in die illegale Produktion einbezogen. Seit Jahrzehnten gibt es immer neue Anweisungen für Herstellungsmöglichkeiten von Amphetamin, die Stoffe benutzen, die noch nicht verdächtig sind. Illegal produziertes Amphetamin wird meist ohne die in pharmazeutischen Laboren herrschende Sorgfalt und Sauberkeit hergestellt, so dass es giftige Beisubstanzen enthalten kann.
Konsumformen
Amphetamine werden in Pillenform oder Pulver konsumiert. Das Pulver wird durch die Nase aufgenommen, \"geschnupft\", \"gezogen\" oder auch \"gerotzt\", im allgemeinen mit einem zu einem Ziehröhrchen geformten Geldschein oder einem Metall-Ziehröhrchen. Im Vergleich zum Kokain sind die Preise gering. Für Endverbraucher kostet das Gramm ca. 5-20 Euro (mit regional sehr unterschiedlichen Preisen), wobei es sich dabei nicht um den Reinstoff, sondern um ein Pulver mit etwa 8-30 % Amphetamingehalt handelt.
Wirkung
Amphetamin ist ein sogenanntes Sympathomimetikum, d.h. es wirkt stimulierend auf den Sympathikus ein. Konkret bewirkt Amphetamin im Gehirn die Ausschüttung von Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin, der Körper wird in einen ähnlichen Zustand versetzt, der englisch als \"Fight-Fright-Flight\" (Kämpfen, Fürchten, Flüchten) bezeichnet wird und in lebensbedrohlichen Lagen sinnvoll ist. Dabei werden jegliche körperliche Bedürfnisse, die nicht unmittelbar notwendig sind, wie Hunger, Durst, Müdigkeit, Schmerzen, etc. mehr oder weniger ausgeschaltet (durch Adrenalin/Noradrenalin), um den Menschen möglichst effizient reagieren zu lassen. Ausserdem wird das Selbstbewusstsein gesteigert (durch Dopamin) und die Aggresionsschwelle gesenkt um eine körperliche Verteidigung gegen die Gefahr zu ermöglichen. Ebenfalls wird das Bewusstsein stark auf ein bestimmtes Ereignis (ursprünglich die Gefahr) forciert (Tunnelblick). Körperlich richtet der Mensch sich auf die zu erwartende hohe Belastung u.a. durch Steigerung des Blutdrucks und Weitung der Bronchien (zur vermehrten Aufnahme von Sauerstoff) ein.
Folgen
Kurzzeitige Folgen sind Unruhe, Angstzustände sowie Schlaflosigkeit. Amphetamine können starke psychische Abhängigkeit hervorrufen. Es besteht die Gefahr einer Amphetaminpsychose.
Bei Dauerkonsum in nichtmedizinischer Dosierung kann es zu Nervenschädigungen, schweren Konzentrationsproblemen, Knochenschwund, Verlust des Zahnschmelzes und weiteren Langzeitschäden kommen.
Da Amphetamin den Körper quasi auf \"Notfallbetrieb\" schaltet, werden wichtige Signale wie Hunger, Durst, Müdigkeit unterdrückt. Unverantwortliche Konsumente die nicht trotzdem Pausen einlegen und Essen und (sehr wichtig) Wasser zu sich nehmen, laugen sich so aus. Anfälligkeit gegenüber Infekten, körperliche/geistige Schwäche sind die Folgen.
Wie bei allen illegal erworbenen Drogen weiß der Konsument nie, woraus sich die Droge zusammensetzt, oft sind Koffein, neutrale Streckmittel wie Lactose oder auch gefährlichere Substanzen enthalten.
Werden Amphetamine häufig geschnupft, kann es zu einer Schädigung bis zur Auflösung der Nasenscheidewand kommen, ähnlich wie beim Kokain.
Das Suchtrisiko hängt von genetischen Faktoren sowie von der psychosozialen Situation der Person ab. Im Tiermodell konnten manche Individuen ihren Amphetaminkonsum lebenslang flexibel regulieren, bei 50 % trat nach einer gewissen Zeit aber eine Abhängigkeit mit massiver Dosissteigerung auf, die auch nach erzwungenem Entzug bestehen blieb
Literatur
Walter Reginald Bett, et al: Amphetamin in der klinischen Medizin. Springer 1956
Sean Connolly: Amphetamines (Just the Facts). Heinemann Library 2000,
Paul Dempsey, et al: Amphetamine & Its Analogs: Psychopharmacology, Toxicology, & Abuse. Academic Press 1994,
Wolfgang Schmidbauer, Jürgen vom Scheidt: Handbuch der Rauschdrogen. Fischer 2004,
Alexander Shulgin, Ann Shulgin: Pihkal - A chemical Love Story. Transform Press 1991
Stephen Smith: Sucht, die Geschichte des Stephen Smith. Ullstein 1998
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