Werner Siemens (1816-1892) erfand den elektrischen Telegraphen, er erwarb Patente, gründete industrielle Unternehmen und hat die deutsche Technik auf der ganzen Welt verbreitet, insbesondere die Starkstromelektrotechnik wurde von ihm gefördert. Er war ein genialer Erfinder.
Dem Engländer Oliver Lodge gelang die allererste Vorführung der drahtlosen Telegraphie (Reichweite 150 m). Dabei wurde eine erste praktische Anwendung des \"Fritters\" benutzt. Etwas später verwendete er die Antenne des Russen Alexander Popov. Anfangs dienten Antenne und \"Fritter\" zur Beobachtung und Lokalisierung von Gewittern auf See. Auch später machte sich Popov noch einen großen Namen auf diesem Gebiet.
Heaviside und Pupin sind bekannt für ihre theoretischen Arbeiten auf dem Gebiet der Telekommunikation. William Thomson (Lord Kelvin) hat 1875 die Gleichungen entwickelt, die als Basis der elektrischen Übertragungen gelten. Sehr bemerkenswert ist Nikola Tesla, Ingenieur aus Österreich, der als Serbe in Kroatien geboren wurde und später nach Amerika auswanderte. Er hat eine große Zahl von elektrischen Geräten entwickelt, den Wechselstrom eingeführt, den Drehstrommotor erfunden und an dem großen Abenteuer der Übertragung elektromagnetischer Wellen teilgehabt. Guglielmo Marconi gilt als der \"Erfinder\" der drahtlosen Telegraphie. Dafür wurde ihm, zusammen mit Ferdinand Braun, 1909 der Nobelpreis für Physik überreicht. Seit
1885 widmete sich Marconi dem Gebiet der Telegraphie mit aller Kraft, er entwickelte mit viel Geschick Sender und Empfänger. Die erste telegraphische Überbrückung des Ärmelkanals (46 km) am 25. März 1895 machte ihn berühmt. Dabei benutzte er viele Ergebnisse anderer Leute, die auf diesem Gebiet arbeiteten, und bewies im Unterschied zu diesen anderen \"Erfindern\" viel
Geschäftssinn.
Brauns Assistent und enger Mitarbeiter Zenneck hat den Beitrag Ferdinand Brauns zur drahtlosen Telegraphie im folgenden Text beschrieben:
Im Jahre 1898, sehr bald nachdem die Versuche von Marconi bekannt und bewundert worden waren, hat Braun sich mit Fragen der drahtlosen Telegraphie beschäftigt und einen Sender entwickelt, der etwas komplizierter als der Marconi\'sche, aber auch sehr viel wirksamer war. Es war der sog. gekoppelte Sender: Primärkreis war ein Kondensatorkreis mit Funkenstrecke, Sekundärkreis die Antenne, während Marconi einfach die geerdete Antenne mit einer darin enthaltenen Funkenstrecke verwendet hatte.
Der Gedanke Brauns war dabei im wesentlichen folgender: Bei dem Marconi-Sender war die Energie, die man der Antenne zuführen konnte, gegeben durch die verhältnismäßig geringe Kapazität der Antenne und die Spannung, zu der man sie aufladen konnte. Die Erhöhung von beiden unterlag praktisch erheblichen Beschränkungen. Die Verhältnisse wurden viel günstiger, wenn man die Antenne nur für die Ausstrahlung der Wellen benützte, für die Erzeugung der Schwingungen aber ein besonderes System einführte, eben den Kondensatorkreis, und die in ihm erzeugten Schwingungen durch Induktion auf die Antenne übertrug.
Die Energie der Schwingungen läßt sich auf diese Weise ohne Schwierigkeit viel höher steigern, als das bei einer einfachen Antenne der Fall gewesen war. Neben dieser Überlegung ging eine zweite her, die in dem Braunschen Patent DRP 111 578 vom 14. Oktober 1898 in den Vordergrund gerückt ist. Was in der Marconi-Antenne vorging, war damals nicht ganz klar. Man vermutete vielfach, daß die Wellenlänge sehr kurz und durch die Dimensionen an der Funkenstrecke bestimmt sei - Marconi hatte statt der gewöhnlichen Funkenstrecke zum Teil auch richtige Righi-Sender verwendet - und daß die Antenne in erster Linie dazu diene, um die an der Funkenstrecke erzeugten Wellen nach oben zu leiten und damit ihre Ausstrahlung in den Raum zu unterstützen. Im Gegensatz dazu wollte Braun bewußt mit viel größerer Wellenlänge arbeiten, wie sie nach den Untersuchungen von Feddersen durch Kondensatorkreise sicher geliefert wurden.
Die Versuche, die ich 1899-1900 auf und an der Nordsee im Auftrage von Braun machte, um die Leistung des Braunschen Senders mit derjenigen eines einfachen Marconi-Senders zu vergleichen, ergab einwandfrei die Überlegenheit des Braunschen Senders. Braun erhielt zusammen mit Marconi den Nobel-Preis.
Braun hat sich viel mit der Aufgabe beschäftigt, die gedämpften Schwingungen, die sein Sender liefern mußte, durch ungedämpfte zu ersetzen. Interessant ist dabei, daß er zur Lösung dieser Aufgabe eine Kathodenstrahlröhre konstruierte, um mit dieser in einer ganz klaren Rückkopplungsschaltung das Ziel zu erreichen. Erfolge hat er damit nicht gehabt und deshalb auch nichts darüber veröffentlicht, so daß diese Versuche, über die an anderer Stelle berichtet werden soll, fast unbekannt blieben.
Auch auf der Empfänger-Seite versuchte Braun saubere Verhältnisse zu schaffen. Beim Koherer, diesem Konglomerat von Locker-Kontakten, konnte man davon nicht sprechen. Man ärgerte sich über seine Launenhaftigkeit gelegentlich so, daß man beinahe vergaß, daß der Koherer durch seine Empfindlichkeit die drahtlose Telegraphie erst ermöglicht hatte. Braun suchte ihn durch ein einfaches physikalisches Gerät zu ersetzen. Er hatte schon 1874 bei Stoffen, z.B. Bleiglanz, Gleichrichtung, oder wie man damals sagte, unipolare Leitfähigkeit, nachgewiesen. Seine Überlegung war nun die, daß ein solcher Stoff einen Detektor abgeben mußte, wenn seine Gleichrichtwirkung auch noch bei hohen Frequenzen bestehen bleibt. Bis diese Kristall-Detektoren, die bekanntlich bis ungefähr 1914 die normal gebrauchten Detektoren waren und in neuester Zeit bei den Ultra-Kurzwellen wieder auf dem Plan erschienen sind, technisch ausgebildet wurden, waren Braun andere Physiker zuvorgekommen.
Daß Braun auch mit Anordnungen für die gerichtete Aussendung und den gerichteten Empfang Versuche gemacht hat, soll nur erwähnt werden. Mit einer Rahmenantenne hat er z.B. im Physikalischen Institut in Straßburg die Feldstärke des Senders auf dem Eiffelturm in absolutem Maß gemessen.
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