Mozart ist der erste Musiker der Musikgeschichte, dessen Musik - freilich in unterschiedlichem Umfang und in wechselnder Gewichtung - von der Zeit seines Todes an bis heute stets aufgeführt wurde. Sein Werk musste nicht, wie das von Bach, erst wiederentdeckt werden. Das Mozart-Bild jedoch wandelte sich, zeitbedingt, mit den jeweiligen ästhetischen Anschauungen. Die einen sahen in Mozart die "tragische" Gestalt, den Inbegriff des "Romantikers", der gerade wegen seiner Genialität im praktischen Leben scheitern musste, den anderen war er der apollinisch verklärte Götterliebling, in dessen Musik alles Irdische überwunden ist. Die erste Auffassung war die der frühen deutschen Romantik, zur zweiten tendierte Richard Wagner, und beide Spielarten sind bis heute in vielen Schattierungen lebendig und auch praktisch-musikalisch wirksam.
Mozarts Leben ist so umfassend dokumentiert wie das keines anderen Musikers zuvor. Wenn sich aus den bloßen Fakten auch noch lange keine Erklärung des Phänomens Mozart ergibt, so kann der Blick auf die Biographie und auf einzelne Aspekte der Werke doch zumindest das Bewusstsein vom Vorhandensein solcher Mozart-Bilder wach halten, sie gegebenenfalls korrigieren helfen, vielleicht sogar neue Mozart-Erfahrungen jenseits fester Bilder ermöglichen.
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