WIE DIE BÜRGERKRIEGE EINE NEUE HERRSCHAFTSFORM HERVORBRACHTEN UND DIESE DEN RÖMISCHEN SKLAVENHALTERSTAAT NOCH EINMAL STABILISIERTE
Wie Cäsar seine frühere populistische Haltung aufgab und sich innenpolitisch zwischen die Stühle setzte Cäsars Politik lief nunmehr (im Gegensatz zu seiner früheren "populistischen" Haltung) auf die Beseitigung der Gegensätze zwischen den verschiedenen besitzenden Schichten des römischen Reiches und auf die Zurückdrängung des Einflusses städtischer Habnichtse hinaus. Cäsar vergab großzügig das römische Bürgerrecht an Provinziale und beschnitt den Proletariern die Getreidezuteilungen.
Die Optimaten würden ihre Privilegien mit anderen besitzenden Ständen teilen müssen, die besitzlose städtische Plebs würde ihr politisches Gewicht und ihr Privileg, ein parasitäres Leben auf Kosten der Provinzialbevölkerung zu führen, verlieren. Das war der Zug der Zeit. Cäsar aber hatte sich zwischen zwei Stühle gesetzt: Die einen konnte er nicht für sich gewinnen, auch wenn er seine früheren Gegner mit Milde behandelte, die anderen waren enttäuscht.
Wie Cäsar einer Verschwörung zum Opfer fiel Im Jahr 44 fiel Cäsar an den Iden des März (15. März) einer Optimatenverschwörung zum Opfer, an der auch Männer teilnahmen, die zu ihm übergelaufen waren: Brutus und Cassius (in Shakespeare's Julius Cäsar daher: "Auch du, mein Brutus").
Daß die Republik dennoch nicht zu retten war Die Monarchie war aber durch diesen Mord nicht aufzuhalten. Die republikanische Verfassung entsprach der veränderten römischen Gesellschaft nicht mehr.
Die Verfassung des Stadtstaates stand im Gegensatz zu den Verhältnissen des Weltreichs, die Verfassung einer Republik von Kleineigentümern stand im Gegensatz zu der gesellschaftlichen Wirklichkeit in großer Zahl proletarisierter Kleineigentümer. Kurz: die Form stand im Gegensatz zum Inhalt.
Der Mord ließ nun die städtischen Habenichtse sich wieder um die zum Gott überhöhte Figur Cäsars scharen.
Aus den Kämpfen um das Erbe und die Nachfolge Cäsars sollte dessen Großneffe und Adoptivsohn Octavian siegreich hervorgehen.
Wie sich die führenden Anhänger Cäsars zum "zweiten Triumvirat" zusammenschlossen 43 ging er mit Antonius und Lepidus das sogenannte zweite Triumvirat "zur Ordnung des Staatswesens" ("tres viri rei publicae constituendae") ein - keine private, sondern eine von den Cäsarianern, die koordiniertes Vorgehen gegen die Cäsarmörder wünschten, geforderte und gesetzlich bestätigte Übereinkunft.
Antonius hatte Cäsar als Truppenführer, Volkstribun und Konsul gedient und sich Cäsars Nachlaß angeeignet. Lepidus war als Befehlshaber der Reiterei und als Pontifex maximus einiges Gewicht zugekommen.
Durch abermalige blutige Proskriptionen schalteten die Triumvirn ihre Gegner (darunter Cicero) aus.
Wie die Triumvirn über die Cäsarmörder siegten
Wie Octavian im Kampf um die Alleinherrschaft siegte Nach dem Sieg über die Cäsarmörder Brutus und Cassius (42 bei Philippi) teilten sie das Reich unter sich auf, wobei Octavian den Westen, Antonius den Osten und Lepidus lediglich Sizilien erhielt. Lepidus wurde auch als erster ausgeschaltet. Der Endkampf zwischen Octavian einerseits und Antonius und der ägyptischen Königin Kleopatra anderseits (die Antonius trotz seiner Ehe mit Octavia, der Schwester Octavians geheiratet hatte) wurde durch einen Seesieg Octavians (31 bei Aktium) entschieden.
Welche Lehren Octavian aus der Ermordung Cäsars zog und sich zum "Augustus" wandelte Octavian zog die Lehren aus der Ermordung Cäsars und verkündete die "Wiederherstellung der Republik". Der Schönheitsfehler an der wiederhergestellten Republik: Octavian vereinigte die wichtigsten Ämter in sich. Er nannte sich "Prinzeps" - "erster Bürger". Die frühe Kaiserzeit wird deshalb auch mit dem Begriff "Prinzipat" etikettiert (zum Unterschied vom unverhüllten "Dominat" [lat. "dominus" = "Herr"] der späten Kaiserzeit [284 - 476]). Im Jahr 27 v. nahm Octavian den Titel "Augustus" - "der Erhabene" an. Als "divi filius" - "Sohn des Göttlichen (Cäsar)" genoß er göttliche Ehren.
Seit 14 n. wurden die Komitien nicht mehr einberufen.
Nach den Kaisern der julisch-claudischen (Augustus, Tiberius, Caligula, Claudius, Nero) und der flavischen (Vespasian, Titus, Domitian) Dynastie wurde die Nachfolge (von Nerva bis Marc Aurel) durch Adoption geregelt. Auf Commodus, den Sohn Marc Aurels, folgten bis 284 die sogenannten Soldatenkaiser, die den Thron ihren Truppen verdankten.
Daß es seit Augustus zu keinen großen Eroberungskriegen mehr kam Augustus und seine Nachfolger führten wohl keine großen Eroberungskriege mehr, aber das Römische Reich expandierte zunächst noch. Das Staatsgebiet der heutigen Republik Österreich erstreckt sich über Teile der neuerworbenen Provinzen Rätien, Noricum und Pannonien. Zum Reichsgebiet kamen ferner Britannien, Armenien und Mesopotamien.
Unter Kaiser Trajan (98 - 117) erreichte das Römische Reich seine größte Ausdehnung.
Ein großer Teil der Grenzlinie wurde zum Schutz vor Einfällen benachbarter Völker befestigt.
Verschiedene unterjochte Völker versuchten, die Herrschaft der Römer abzuschütteln (Aufstände beispielsweise in Nordafrika 17 - 24, in Britannien 60 - 61, in Gallien 68 - 69), so auch die Juden in den Jahren 66 bis 70.
Wie die Judäer versuchten, die römische Herrschaft abzuschütteln Der jüdische Krieg wurde mit aller Härte geführt. (Der spätere Kaiser) Titus legte Jerusalem im Jahre 70 (zur Zeit Vespasians) in Schutt und Asche und zerstörte den Tempel. Der Titusbogen in Rom erinnert noch heute an den Sieg der Römer und zeigt denTriumphzug des Titus, anläßlich dessen die Tempelschätze mitgeführt wurden, die übrigens erst bei der Plünderung Roms durch die Vandalen (455)endgültig verlorengingen.
Die auf einem Tafelberg westlich des Toten Meeres gelegene Festung Massada fiel erst 73, wobei die 900 Verteidiger kollektiven Selbstmord begingen, um den Römern nicht in die Hände zu fallen, die bereits eine Bresche geschlagen hatten.
Wie aus Judäa Palästina wurde Auch der Aufstand des Bar-Kochba (132 - 135) endete in einem blutigen Desaster. 580.000 jüdische Kämpfer sollen (nach Dio Cassius) gefallen sein, Zehntausenden war das Los der Sklaverei beschieden. Den Juden war es nun verboten, Jerusalem zu betreten. Selbst den Namen der Juden tilgten die Römer von der Landkarte: Aus Judäa wurde Palästina, das Land der Philister.
Daß das Judentum dennoch "religio licita" war Einen römischen "Staatsantisemitismus" gab es dennoch nicht. Die Römer respektierten die Religion der Juden als "religio licita" - "erlaubte Religion". Die Juden verweigerten konsequent den Kaiserkult und die Römer - befreiten sie davon.
Die Juden bildeten einen unter vielen Mosaiksteinen des römischen Vielvölkerreichs, in dem sie mit vier bis fünf Millionen Menschen etwa sieben oder acht Prozent der Bevölkerung darstellten. Man respektierte oder verachtete, bewunderte oder haßte, verleumdete oder lobte sie wie andere Gruppen auch. Niemand kam auf die Idee, die Juden für eine besondere "Rasse" zu halten, niemand kam auf die Idee, sie mit Handel und Geldgeschäft zu identifizieren. Ihre Lage verschlechterte sich erst im christlichen Staat.
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