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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Vorbemerkungen



Die Geschichte der Kunsthalle und des Museumsquartiers sind eng miteinander verbunden. Die Idee, eine Kunsthalle in Wien zu schaffen, entstand überhaupt erst während der Überlegungen zum Bau eines Museumsquartiers.
Ich werde deshalb zunächst die Entwicklung des Museumsquartiers beschreiben, soweit es auch die Vorgeschichte der Kunsthalle ist, dann auf die Kunsthalle näher eingehen und abschließend die Geschichte des Museumsquartieres von ihrem Beginn bis jetzt schildern.




DIE KUNSTHALLE WIEN

Wien fehlte seit Jahrzehnten sowohl ein Museum für moderne Kunst als auch ein großzügiger Ausstellungsraum für internationale (Wander-)ausstellungen.
So empfahl schon 1981 die damalige Wissenschaftsministerin Hertha Firnberg in einem Exposé die Nutzung der 1719 - 1723 von Fischer v. Erlach erbauten Hofstallungen für diese Zwecke.
Die Hofstallungen, die gegenüber dem Kunst- und dem Naturhistorischen Museum liegen, wurden ab 1921 von der Wiener Messe genutzt.
Der nächste Wissenschaftsminister Heinz Fischer setzte sich weiter für das Museumsquartier im Messepalast ein, während sich der damalige Finanzstadtrat H. Mayr für eine Nutzung als Hotel und Bautenminister K. Sekanina für ein Einkaufszentrum aussprachen. Fischer konnte sich aber durchsetzen und gab im Jahr 1984 ein umfassendes Museumskonzept in Auftrag. 1988 wurde festgelegt, daß das Museumsquartier folgende Sektionen umfassen sollte:

n ein Museum der Kulturen,
n das Museum moderner Kunst,

n die Sammlungen Essl und Leopold
n und eine Kunsthalle.
Die Kunsthalle sollte vorgezogen werden und bis zur Weltausstellung 1995 fertiggestellt sein.
Dabei wurde zuerst an eine Adaptierung der ehemaligen Winterreithalle gedacht, die aufgrund des Denkmalschutzes erhalten werden mußte. Da sich die Winterreithalle aber dafür nicht eignete, mußte man nach einer anderen Lösung suchen.
Schließlich, im Mai 1990 konnte die Festwochenausstellung "Von der Natur in der Kunst" in der Reithalle stattfinden. Der Wiener
Architekt Adolf Krischanitz hatte mit einer "demontablen Schachtel mit Oberlicht" die Hülle für Weiermeiers Installation geschaffen. Die "Schachtel" konnte über eine semitransparente Rohrbrücke betreten werden, die gleichzeitig als Visierlinie, Portikus, Luftröhre, Einzug und Abzug der "Natur in der Kunst" verwendet werden konnte.
Die Halle diente als neutralisierender und klimatisierter Innenraum.


STÄDTEBAULICHE SITUATION UND LAGE

Da es klar war, daß es noch Jahre dauern würde, bis mit dem Bau des Museumsquartiers überhaupt begonnen wird, entschloß man sich dafür, diese "Schachtel" für einen temporären Bau zu adaptieren.
Dieser sollte am Karlsplatz, an der westseitigen Wiener Haupteinfallsachse für motorisierten Verkehr, der Wienzeile, errichtet werden. Diese Richtung, die bisher in der diffusen Weite des Karlsplatzes versickert ist, erhielt mit der trockenen Baumaßnahme der Halle und vor allem mit dem portalartigen Steg eine abschließende Verlängerung.
Die Ausrichtung der Kunsthalle parallel zur verlängerten Wienzeile weist auf verschiedene historische Vorbilder (unter anderem die Verlängerung der Nachmarktes etc.) hin, ergibt einen sehr interessanten geschützten Raum an der Rückseite der Anlage und geht keine sinnlosen Parallelitäten mit den mächtigen Platzwänden des Karlsplatzes ein.
Mit dieser zentralen Standortwahl ergibt sich ein "Kulturkorso" zwischen Secession, Akademie, Künstlerhaus und Technischer Universität genau an der Grenze zwischen dem ersten und dem vierten Wiener Gemeindebezirk.

Zudem ist die Kunsthalle am Karlsplatz relativ leicht über öffentliche Verkehrsmittel zu erreichen: an der U-Bahn-Station Karlsplatz halten gleich drei U-Bahnlinien, die U1, die U2 und die U4.

Dadurch, daß die Grundkonstruktion der Winterreithalle weiterverwendet werden konnte und nur noch durch mehrere technische Equipments, wie Klimaanlage etc. ergänzt werden mußte, war diese Lösung kostengünstig und praktisch zugleich.
Die Halle ist nur für eine temporäre Nutzung gedacht und in kürzester Zeit auf- und abbaubar. Die Fundamente sind Betonfertigteile, die die Gebäude nur punktuell abstützen und die, wenn sie nicht mehr gebraucht werden, wieder ohne Probleme entfernbar sind.

Unter Wiens Bevölkerung löste die Halle wenig Gegenliebe aus: Wiens Stadtplaner Roland Rainer sprach sich gegen die Kunsthalle aus und bezeichete das Gebäude als "von plumpen Treppenaufgängen flankierten Stahlkubus" .
Im Herbst 1997 mußte die Kunsthalle wegen einer Generalrenovierung vorrübergehend schließen, die die Halle bis ins Jahr 1999 haltbar machen soll - bis dahin erhofft man sich die endgültige Übersiedlung ins Museumsquartier.
Der über die Fahrbahn gebaute Tubus wäre zur Demontage fällig, da man ihn nicht betreten darf.
Er ist eigentlich schon seit der Eröffnung sinnlos, da den Passanten der Ein- beziehungsweise Hinunterblick in das Innere der Halle verwehrt wurde: die Glaswände der Röhre waren mit Plakaten verklebt. Damit wurde die "interessanteste Architekten-Idee in diesem Mehrzweckbau kaputtgemacht."

Die Kunsthalle Wien wurde am 5.September 1992 eröffnet. Die erste große Ausstellung war Haus-Rucker-Co gewidmet, einer österreichischen Architektengruppe, aus der die Architektengemeinschaft Ortner & Ortner hervorgegangen ist: jenes Architektenduo, das gemeinsam mit Manfred Wehdorn für die Planung des künftigen Museumsquarieres verantwortlich zeichnet.



BAUBESCHREIBUNG

Die Gebäudeanlage besteht aus zwei Hallen, die mit unterschiedlichen Höhen hintereinander angeordnet sind. Der eigentliche Ausstellungsraum, die große Halle, ist 54 m lang, 17,6 m breit und 9,1 m hoch: das ergibt das relativ klare Verhältnis 6:2:1. Sie ist dafür geeignet, Veranstaltungen wie Theater- und Filmaufführungen und vor allem Ausstellungen der bildenden Kunst aufzunehmen. Über diese Nutzungen hinaus wäre es denkbar, auch Veranstaltungen des Bezirkes oder der Technischen Universität hier unterzubringen.
Auf einem Feld von Einzelfundamenten ruht eine Schar kräftiger Stahlträger (dunkelblau), auf denen 16 Rahmen (hellblau) aufgeständert sind. Die Träger ragen über die Fußpunkte der Rahmen hinaus, so daß letztere zur Aussteifung zu den Trägerköpfen hin abgespannt werden können.
In der anderen Hauptrichtung sind jeweils die Endfelder der Seitenwände mit einem liegenden K-Fachwerk versteift.
Die Abspannungen verweisen deutlich auf den provisorischen Charakter des Bauwerkes: für eine längere Lebensdauer hätte man eine geschütztere Konstruktion gewählt. Die gesamte Tragkonstruktion ist von außen sicht- und ablesbar. Skelett und Sehnen sind nach außen gekehrt; die neutrale Haut, gedacht als Hintergrund für die wechselnden Ausstellungen, liegt an der Innenseite.
Von der vorbeiführenden Straße abgewandt befindet sich der Eingang. Auf dieser Seite ist ein niedrigerer und kürzerer zweiter Quader vorgelagert, der mit dem benachbarten U-Bahn-Entlüftungsbau einen ansprechenden, von Platanen beschatteten Außenraum bildet, der vom Kunsthallen-Café genutzt wird.
Die kleinere Halle mißt 32,4 x 10,6 x 3,3m und beinhaltet ein klimatisiertes Depot, einige Büroeinheiten, die Eingangsghalle und ein kleines Café mit Küche und Nebenräumen.
Hier nun besteht zwischen Tragkonstruktion und dem System der Trennwände ein eigenartiges Ringen: Ihre Raster sin derart verschoben, daß sie jeweils hart aneinander vorbei führen.

Damit werden einerseits konstruktive Konflikte vermieden, andererseits wird einer vordergründigen ästhetischen Harmonisierung ausgewichen, daß heißt es entstehen Konflikte mit unseren Sehgewohnheiten, ja sie werden fast gesucht. Außerdem werden Lücken geschaffen, die sich funktional nützen lassen und sei es als Lüftungsklappen.

Durch einen kurzen, verglasten Verbindungsgang gelangt man über die Querachse in die Halle. Sie ist innen nur um Dezimeter kleiner als außen: ein sogenannter Einraum. Weiß neutralisierte Wände, durchscheinene Platten unter regelmäßig verteilte Lichtkuppen an der Decke und rohes Industrieparkett am Boden erzeugen die Raumstimmung.
Mitten durch den Raum führt die Röhre des Stegs, der keinen Einblick bietet. Seine beiden Treppenaufgänge sind sehr verschieden: Der im Girardipark ist breit und einladend und führt in aussichtsreiche Höhe, während der Treppenaufgang an der Eintrittsseite fast verschachtelt wirkt. Zwar bildet er einen Baldachin für die ankommenden Besucher, aber diese müssen auf den Weg zwischen den Stützen achten, um die Eingangsachse nicht zu verpassen, denn hier treffen wir wieder auf ein Spiel mit versetzten Achsen.



KLIMATISIERUNG
Die Heizung und Vollklimatisierung der Halle erfolgt mittels Klimaaggregaten, einer Kältemaschine und Gebläsekonvektoren durch Anschluß an das Fernwärmenetz.


LICHT
Die Belichtung der Ausstellungshalle ist über das Dach, das mit 39 Lichtkuppeln ausgestattet ist, und über eine abgehängte Decke gewährleistet. Dieser Zwischenraum wird auch zur Unterbringung der Beleuchtung genutzt.





PROGRAMM

Das Programm der Kunsthalle Wien konzentriert sich auf Präsentationen zeitgenössischer Kunst und der Kunst der Klassischen Moderne, wobei insbesondere die Zusammenhänge von der Moderne zum aktuellen Zeitgeschehen hin vermittelt werden. Diese Vermittlung erfolgt primär über themenspezifische Ausstellungen (wie bisher z.B. bei Glaube Hoffnung Liebe Tod, Wunschmaschine Welterfindung, :Engel :Engel). Ebenso widmet sie sich den gattungs- und grenzüberschreitenden Tendenzen im Bereich der Künste - u.a. durch Integration von Video (Gary Hill, Rebecca Horn, Dara Birnbaum), Film/Fotografie (Magnum Cinema, Illusion-Emotion-Realität, Lust und Leere), "experimenteller" Architektur (Archigram, Die Schrift des Raumes) und in Zukunft gerade in Verbindung mit der geplanten Veranstaltungshalle - auch verstärkt durch Performances, Konzerte und Symposien. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Präsentation von internationalen und österreichischen Künstlern unter Berücksichtigung der programmatischen Schwerpunkte der Kunsthalle Wien (Heinz Gappmayr, Matthew Barney).
Im Wechsel mit thematischen Ausstellungen und solchen zur "Klassischen Moderne" werden Projekte auch im Rahmen der Wiener Festspiele realisiert. So fanden bis jetzt Festwochen-Ausstellungen zum Thema kultureller Erinnerungsbilder, historischer und moderner Technologie sowie Kunst und Sprache statt.
ie fünf Schaufenster gegenüber der Kunsthalle Wien am Karlsplatz wurden erstmals im Rahmen der Ausstellung Doubletake vom Künstlerduo Peter Fischli/David Weiss für eine Installation im Öffentlichen Raum genutzt. Dort finden seit jeher jüngere österreichische und internationale Künstler die Gelegenheit, eigenständige Projekte zu realisieren, die eine Verbindung zwischen dem urbanen Raum und der Kunsthalle herstellen.

KUNSTHALLE WIEN IM MUSEUMSQUARTIER

Am 15. Dezember 1995 hat die Kunsthalle Wien mit der Ausstellung Auf den Leib geschrieben einen weiteren temporären Ausstellungsraum eröffnet: eine Dependance im Museumsquartier.
Die Aktivitäten der Kunsthalle Wien im Museumsquartier können als erster Schritt zu einer endgültigen Übersiedelung in die zu errichtende Kunst- und Veranstaltungshalle im Museumsquartier als zukünftige Heimstätte der Kunsthalle Wien im Bewußtsein verankert werden.
Die vorrübergehende Nutzung des Areals eröffnet bei allen technischen und infrastrukturellen Beschränkungen die Chance, österreichische Kunst der Gegenwart auch in ihren Bezügen zu internationalen Strömungen stärker als bisher möglich zur Geltung zu bringen. Darüberhinaus wird aber auch weiterhin den grenzüberschreitenden Tendenzen im Bereich der Künste verstärkt Rechnung getragen.



ÖFFNUNGSZEITEN:

Beide Gebäude der Kunsthalle sind täglich außer Dienstag von 10 bis 18 Uhr geöffnet; am Donnerstag sogar bis 20 Uhr.


EINTRITTSPREISE:

In der Kunsthalle am Karlsplatz kostet eine Eintrittskarte für Erwachsene 80 Schilling; ermäßigt 60 Schilling. Im Museumsquartier bezahlt man 40 Schilling.
Will man beide Ausstellungsräume besuchen, kann man eine Kombikarte um 100 Schilling (ermäßigt 80 Schilling) kaufen. Jeden Montag ist Studentenmontag, an dem Studenten nur 40 Schilling Eintritt bezahlen.


FÜHRUNGEN:

Führungen finden in der Kunsthalle am Karlsplatz jeden Donnerstag um 18 Uhr, Samstag 15 Uhr und Sonntag um 11 und um 15 Uhr statt.
Im Ausstallungsraum im Museumsquartier gibt es nur einmal pro Woche eine Führung: sonntags um 15 Uhr.
Für Gruppen ab 5 Personen werden mit Voranmeldung mindestens 4 Tage vorher werden auch Spezialführungen angeboten - auch in den Sprachen Englisch, Französisch oder Italienisch.

Zusätzlich gibt es noch Dialogführungen: geladene Experten sprechen über die laufende Ausstellung und nehmen Bezug über ihr Fachgebiet. Die Referenten und die Termine werden jeweils zur Ausstellung bekanntgegeben.

Studentenführungen werden gerne auf Anfrage organisiert und nach Thema der Ausstellung regelmäßig angeboten. Nach Absprache können auch Seminare in der Ausstellung abgehalten werden.

KINDER/FAMILIEN:

Familien mit zwei Erwachsenen und Kindern haben ermäßigten Eintritt.
Es gibt spezielle Familientage, bei denen Kinder und Jugendliche an Wochenenden zu einem besonderen Programm geladen werden.
Auch am Ferienspiel der Stadt Wien nimmt die Kunsthalle regelmäßig teil.
Dazu wird noch eine SchülerInnenaktion angeboten, bei denen sich Kinder und Jugendliche je nach Altersgruppe spielerisch und selbst aktiv mit Themenschwerpunkten der Ausstellungen auseinander. LehrerInnenführungen, die gesondert angekündigt werden, bieten die Möglichkeit zur Vorabinformation.


CAFÉHAUS:

In der Kunsthalle Wien am Karlsplatz gibt es ein Café-Restaurant mit Gastgarten, das auch außerhalb der Öffnungszeiten zugänglich ist: es ist täglich von 10 bis 2 Uhr geöffnet.

 
 

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