Anlass: Der "demokratische Sündenfall", d.h. die Annahme der Indemnitätsvorlage spaltete den organisierten deutschen Liberalismus in Links- und Nationalliberale.
a) Linksliberale: Deutsche Fortschrittspartei
- in Opposition zu Bismarck
- Kompromisslos in liberalen Grundsatzfragen
- "Freiheit soll nationale Einheit schaffen"
- wenig Einfluss der Oppositionarbeit
- keinerlei Aussicht auf parlamentarische Mehrheit
"Idealpolitik"
Vorwürfe der Gegner:
- Hinnahme der bestehenden Verhälnisse
- keine Übernahme von Verantwortung, nur reine Protest- und Gesinnungspolitik
- Verzicht auf mitgestaltendes politisches Handeln führte zur Anzweifelung der Regierungsfähigkeit
b) Rechtsliberale: Nationalliberale Partei
- Gründung im Juni 1867
- Mitglieder: Liberale der Annexionsgebiete und des Norddeutschen Bundes
- Zusammenarbeit mit der Regierung Bismarck, fruchtbare Regierungsarbeit statt Opposition
- Priorität der nationalen Einheit, Hintenanstellen der Freiheitsideale
- schrittweiser Ausbau der Verfassungsstaates und der bürgerlichen Gesellschaft
- starker Staat und starke Staatsführung notwendig
- Furcht vor einer antiliberalen Stoßrichtung
"Realpolitik"
Vorwürfe der Gegner:
- purer Opportunismus, Teilhabe am Erfolg
- Verzicht auf die liberalen Ideale Freiheit und Recht, zugunsten von Einheit, Macht und Ordnung
- Vertagung der liberalen Vorderungen könnte zu gänzlichem Verzicht führen
- Verbrüderung mit den alten Eliten aufgrund von gleichen ökonomischen und sozialen Interessen
Erklärungen:
Realpolitk: im Gegensatz zu einer an Idealen oder Utopien ausgerichteten Politik
( Idealpolitik ) eine Politik, die aus den Gegebenheiten das Mögliche zu verwirklichen versucht
Indemnitätsgesetz: mit 250:75 Stimmen im September 1866 verabschiedete, nachträgliche Billigung der verfassungswidrigen Regierung Bismarcks
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