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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Restauration, julirevolution und julimonarchie: 1815-1848



Restauration bedeutete nicht Rückkehr zum Ancien Régime

unterscheiden lassen sich
eine liberale Phase unter Ludwig XVIII. (1814/15-1824)
eine stärker konservative Phase unter Karl X. (1824-1830)
Politisches System und Verfassung der Restauration
Konstitutionelle Monarchie mit Exekutivgewalt und Gesetzesinitiative beim König
Parlament (Zweikammernsystem nach englischem Vorbild: Pairskammer und Abgeordnetenhaus) ohne Verantwortung der Minister gegenüber dem Parlament
Verfassung (charte constitutionnelle, 1814) als Negation des Prinzips der Volkssouveränität, aber Garantie grundlegender Rechte (Gleichheit vor dem Gesetz, individuelle Freiheitsrechte gegen willkürliche Machtausübung, Meinungs-, Presse- und Religionsfreiheit sowie Unverletzlichkeit des Eigentums)
Zensuswahlrecht (Mindestalter 30 Jahre; Mindeststeuersatz 300 Francs für das aktive Wahlrecht; Mindesalter 40, Mindeststeuersatz 1000 Francs für das passive Wahlrecht))
soziale Trägerschicht bleibt das Notabelnbürgertum, das seine Substanz erweitern kann
politischer Hauptkonflikt: Ultraroyalisten um den künftigen Karl X. ("plus royalistes que le roi") vs. Liberale
zunächst Dominanz der Ultras auch mit Hilfe der terreur blanche,
1816-20 folgt eine liberale Phase ("Royaliser la nation et nationaliser la royauté"),
Nach der Ermordung des Herzogs von Berry (1820) bis 1828 Repressionen gegen Liberale und Vorherrschaft der Ultras (Zensur, Aufhebung individueller Freiheitsrechte, Verschärfung des Wahlzensus, Emigrantenmilliarde zugunsten des Altadels, Inszenierung des mittelalterlichen Königtums bei Salbung Karl X. in Reims 1824, größerer Einfluß der katholischen Kirche)
1828-29 erneutes liberales Zwischenspiel, ab August 1829 wieder Ultras an der Macht
ab 1825/26 Finanz-, Industrie- und Agrarkrise nach kurzer Konjunktur (Arbeitslosigkeit, Hungerkrisen; Bankenkrach; Vernichtung investiven Kapitals) führt zu anhaltender sozialer Unruhe
Die Julirevolution
Nach Machtdemonstration der Ultras (Juliordonnanzen) erhebt sich Protest in der Hauptstadt (Julikrise 28.-30.7.1830 als Bestandteil einer europäischen Revolution)
Erneuerung der konstitutionellen Monarchie (Louis Philippe) setzt sich gegen die minoritäre Idee einer Republikanisierung durch
Julirevolution bleibt wesentlich auf die politische Sphäre beschränkt: Sieg der liberalen Opposition, die sich in "Partei der Bewegung" (Manufaktur- und Industriebourgeoisie sowie Vertreter der freien Berufe) und "Partei der Ordnung" (Großgrundbesitzer, Hochfinanz, Besitzer von Kohle- und Eisenbergwerken, aber auch zahlreiche Intellektuelle) spaltet
erhebliche außenpolitische Folgen: Störung des Gleichgewichts der Heiligen Allianz


Das Reformwerk der Julimonarchie und die Formen der politischen Opposition
Modifizierung der charte constitutionnelle (Bezug auf monarchische Souveränität entfällt; königliche Notstandsgesetze beseitigt; Zensur verboten; Beschränkung des katholischen Einflusses im Staat; Louis-Philippe figuriert als Roi des Français, nicht mehr als Roi de France et de Navarre)
Demokratisierung der Nationalgarde (1831: Wahl der Offiziere) Verwaltungsreform (Wahl der Gemeindevertreter)
Zugang für Bügerliche zur Pairskammer wird geschaffen (Dezember 1831)
Festhalten am Zensuswahlrecht (bei Herabsetzung des Zensus: Verdoppelung der Wahlberechtigten von 94.600 auf 167.000)
Wirtschaftspolitik betrifft v.a. den Ausbau von Kanälen, Häfen, Straßen und Beteiligung am Eisenbahnbau sowie die tradierte Schutzzollpolitik
Einführung eines obligatorischen Volksschulwesen (loi Guizot 1833).

Politische Opposition:
1) Legitimisten mit geringem Einfluß nach der Erhebung in der Vendée 1832
2) Bonapartisten gewinnen in 40er Jahren an Zulauf
Republikanisch-demokratische Opposition bleibt lange differenziert, die Erhebungen in Lyon 1831 und 1834 sowie in Paris 1832/34 bieten ihr Kristallisations- und Identifikationskerne. Bis 1835 reicht die Mobilisierungskraft der Revolution (Société des amis du peuple (Juni 1830), Société des Droits de l'Homme et du Citoyen (1832). In den 40er Jahren gelingt die semilegale Organisation der rep.-dem. Opposition (Bankettwesen, Aufschwung des Utopismus)
1846/47 erneut Agrarkrise und in der Folöge Finanz- und Industriekrise mit hoher Arbeitslosenrate
Politisierung erfolgt entlang der Forderungen nach Wahlrechtsreform
Verbot eines Banketts mit Forderungen nach allgemeinem Wahlrecht am 22. Februar 1848 provoziert den Sturz der Regierung und leitet die Revolution ein.

 
 

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