Die Mafia hat sich, so mittlerweile der Konsens unter den Forschern, als \"private(s) Parallelsystem organisierter Macht\" (Hobsbawm, 57) gegen den italienischen Staat herausgebildet. Dass die mafiusi staatliche Kompetenzen übernahmen, war in deren Augen legal. D.h. das Auftreten als Schutz- und Ordnungsfaktor wurde von ihnen nicht als Verstoß gegen das tradierte sizilianische Gewohnheitsrecht gesehen.Viele sizilianische Einwohner sahen das genauso. Dies erklärt auch, warum die gabellutti so lange an den feudal-agrarischen Verhältnissen festhielten und die Urbanisierung der Mafia erst nach 1945 einsetzte. Denn jede Modernisierung hätte für die Mafia Machtverlust bedeutet.
Obschon sich manche mafiusi volkstümlich gebährdeten, können sie nicht als patroni der Bauernschaft verstanden werden. Dies ist insofern interessant, weil einige mafiusi sich so bezeichneten. Die Mafia-Mitglieder waren aber nicht auf Grund ihrer \"Wohltätigkeit\" gegenüber den Bauern anerkannt, sondern auf Grund ihrer Machtfülle und Brutalität (vgl. W. Raith, 1983, 57).
Arbeiteten Mafia und Staat einmal zusammen, etwa bei der Niederschlagung sozialistischer Unruhen, war die Mafia immer von Eigeninteressen geleitet und die Zusammenarbeit zufällig und ungeplant (vgl. P. Klammerer).
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