Nach außen hin sichtbar wurde die UdSSR am 27.12.1991 aufgelöst. An diesem Tag unterzeichneten elf ehemals sowjetische Republiken den Vertrag zur Schaffung der GUS - der "Gemeinschaft unabhängiger Staaten". "Das Jahr 1984 überlebt" - und das um sieben Jahre - hat die Sowjetunion aber nur dem Anschein nach. In Wirklichkeit war sie schon in den 70er Jahren vom Niedergang gezeichnet - der Zeit, die in der Literatur als Ära sowjetischen Wohlstands und Fortschritts bezeichnet wurde.
Dieser Niedergang zeigte sich direkt im Afghanistankrieg, der allgemein als Versuch des Sowjetregimes gewertet wird, innere Probleme kompensatorisch nach außen zu verlagern, und er zeigte sich indirekt, wie bei der Unterzeichnung des Abkommens der KSZE-Abschlusskonferenz von Helsinki 1975, was angesichts des Absolutheitsanspruchs des Regimes und des sozialistischen Systems ebenfalls von dessen Schwächung zeugte, oder der Verbannung Sacharows 1980. Eine nähere Erläuterung würde jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Ich werde mich deshalb auf die Diskussion der grundlegenden Ursachen des Zusammenbruchs der Sowjetunion beschränken. Zeitraum der Betrachtung sollen die Jahre 1984 bis 1991 sein, also die Zeit der Herrschaft Gorbatschows. Denn gerade im Scheitern der gorbatschowschen Reformpolitik, die eine Neugestaltung, nicht jedoch die Zerstörung des sowjetischen Systems zum Ziel hatte, wurden dessen grundlegende und tiefgreifende Schwächen deutlich.
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