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geographie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Deutschland in der krise



2.1. Brünings Deflationspolitik br / Nach dem ersten Weltkrieg hatte Deutschland bereits eine Hyperinflation zu überstehen. Doch die 1929 beginnende Krise wirkte sich noch schlimmer auf die Löhne aus. Massenentlassungen und Kurzarbeit bedrohten die Existenz vieler Arbeiter und Angestellter. Die leere Staatskasse erzwang eine Herabsetzung der Bezüge der Beamten.
Das entsprach auch der gängigen ökonomischen Theorie der Zeit. Danach mußte man in Krisenzeiten sparen, um die zurückgehenden Einnahmen kompensieren, indem man auch die Ausgaben zurückschraubt. Nicht nur die Regierung, auch die Bevölkerung war dieser Ansicht, und begann ebenfalls zu sparen.
Mit Hilfe dieser "Deflationspolitik" versuchte man, den Wert der Währung stabil zu halten. Allerdings war auch eine hohe Arbeitslosigkeit mit dieser Haltung verbunden.
Der damalige Kanzler Brüning glaubte, er könne mit einer solchen Politik erreichen, daß die Siegermächte auf ihre Reparationszahlungen aus dem ersten Weltkrieg verzichten. Er wollte demonstrieren, daß Deutschland zwar den Willen hätte, die Zahlungen zu leisten, und diese auch pünktlich erbringen. Es würde aber über kurz oder lang an dieser Last zusammenbrechen.
Neben der Befreiung von den Reparationszahlungen sollte weiters auch eine Aufhebung der militärischen Beschränkungen, um "rascher als erwartet wieder eine starke und unabhängige, von allen zu respektierende Machtposition in Europa" zu werden.
Als Folge der Deflationspolitik gingen die Löhne und Gehälter auf den Stand von 1927 zurück. Sofern die Preise nicht an Absprachen gebunden waren, wurden sie zweimal um 10% gesenkt. Die Handelsbilanz wurde trotz der schwierigen Situation wieder positiv, da die sinkende Ausfuhr, durch eine scharfe Drosselung der Einfuhr wettgemacht wurde.
Der einzige Wirtschaftszweig, der von der Deflationspolitik verschont blieb, war die Landwirtschaft. Den ostdeutschen Bauern, die in Reichspräsident Hindenburg einen starken Verteidiger hatten, wurde eine großzügige Hilfe gewährt. Den Landwirten östlich der Elbe, wurden Steuernachlässe, Umschuldungen und günstige Darlehen gewährt. Mit Schutzzöllen wurde der deutsche Getreidepreis 1931 künstlich 250% über Weltmarktniveau gehalten. Andere Branchen standen dem Preisverfall schutz- und hilflos gegenüber.
Die Krise erreicht in Deutschland im Sommer 1931 mit der Bankenkrise ihren Höhepunkt. Den Banken wurden in erster Linie die hohen kurzfristigen Auslandsverschuldungen zum Verhängnis.
Der Wahlsieg der Nationalsozialisten im Jahr 1930 trug sein eigenes zu diesem Umstand bei. Das Ausland verlor sein Vertrauen in die innenpolitische Stabilität Deutschlands. Zusammen mit den Liquiditätsschwierigkeiten der USA führte das dazu, daß in den ersten vier Wochen der Bankenkrise, eine halbe Million Reichsmark ausländischer Kredite gekündigt wurden.
Als am 11. Mai 1931 die Österreichische Creditanstalt zusammenbrach, stürmten die ausländischen Gläubiger die deutschen Banken erneut, da sie Verhältnisse, wie in Österreich befürchteten. In der Folge wurden zweieinhalb Milliarden Reichsmark ausländischer Kredite an deutsche Banken gekündigt.
Die Auswirkungen für das deutsche Bankensystem waren verheerend. Die Abzüge von Auslandskrediten führten zur Lahmlegung des Bankensystems in Deutschland und spannten so die Reserven der Reichsbank auf das Äußerste an.
Am 6. Dezember 1931 konnte Brüning eines seiner Ziele erreichen. Mit dem Hoover Moratorium wurden die Reparationszahlungen und die politisch internationalen Schulden für ein Jahr ausgesetzt. Für diese Maßnahme war es aber schon fast zu spät. Im Moratorium wurde die drohende Zahlungsunfähigkeit Deutschlands sogar ausdrücklich in den Vordergrund gestellt. Deshalb kam es zu weiteren Kreditabflüssen aus dem Land.

2.2. Auswirkungen auf Industrie und Arbeitslosigkeit
Bevor ich auf die Arbeitslosenzahlen in der Weimarer Republik eingehe, möchte ich anmerken, daß man beginnt, von Unterbeschäftigung in einer Volkswirtschaft zu sprechen, wenn die Zahl der Arbeitslosen 5% der Zahl der Beschäftigten erreicht. An diesem Maßstab gemessen, herrscht in der Weimarer Republik die meiste Zeit Unterbeschäftigung. Nur während des Zwischenhochs der Jahre 1924-25 nach den tiefen konjunkturellen Einbrüchen bedingt durch die Winter 1925/26, und von Juni bis Oktober 1927 konnte die 5% Hürde unterboten werden. 1928 sank die Quote nicht unter 5,5%.
Im Februar 1929 erreichten die Arbeitslosenzahlen schwindelerregende 19,3% - das entspricht über 3 Millionen Arbeitslosen. Der bisherige Rekord aus dem Jahr 1926 wurde damit um 700.000 Arbeitslose übertroffen. Doch noch erkannte man die drohende Gefahr nicht. Zum Teil ließen sich die Zahlen auf den ungewöhnlich starken Frost zurückführen, der viele Aktivitäten zum Erliegen kommen ließ. Bis zum April sank die Arbeitslosenzahl auf 1,25 Millionen.
Als im folgenden Winter die Zahl der Erwerbslosen abermals die 3 Millionen Grenze übersprang, glaubte man, daß sich die Situation im Frühjahr wieder normalisieren würde. Allerdings setzte der saisonale Aufschwung diesmal nur sehr schleppend ein und kam bereits im Mai wieder zum Erliegen. Es waren immer noch 2,6 Millionen Deutsche ohne Arbeit.
Im September waren bereits wieder 3 Millionen arbeitslos, und im Februar 1931 war die 5 Millionen Marke fast erreicht. Die Situation verbesserte sich das ganze Jahr über kaum. Der beste Monat war der Juni mit knapp unter 4 Millionen Erwerbslosen. Der offizielle Arbeitslosenrekord wurde im Februar 1932 mit 6,1 Millionen Arbeitslosen erreicht. Die wahre Zahl dürfte weit höher gelegen haben. Größtenteils Frauen und Jugendliche schätzten ihre Lage als hoffnungslos ein, und ersparten sich den Weg zum Arbeitsamt.
Als Beispiel dient die Entwicklung der Frankfurter Metallindustrie. Setzt man den Index für 1925 bei 100 an, so sank dieser bis 1932 auf 60 Punkte im Bereich der elektrotechnischen Industrie, und auf 26 Punkte in der Fahrzeug- und Schreibmaschinenindustrie.
Es waren wohl gerade diese horrenden Arbeitslosenzahlen, die den Feinden der Demokratie frischen Wind in die Segel bliesen. Dennoch ist nicht sicher, ob Brüning angesichts der wirtschaftlichen Restriktionen und der damaligen Lehrmeinung viele Alternativen hatte.

 
 

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