An 16. April 331 v.Chr. schritt Alexander der Große das Gebiet ab, auf dem die Stadt Alexandria entstehen sollte, und ließ den Grundriss abstecken. Kurz darauf wurde mit dem Bau der Stadt begonnen und Alexander der Große teilte die Standorte genau ein: die große Bibliothek, die Tempel, das Gymnasium, die Universität und zuletzt den Leuchtturm. Er sollte am westlichsten Punkt des Nildeltas auf der Insel Pharos stehen, denn hier würde sich ein großer Hafen und Handelsplatz entwickeln. Doch es kam anders: Erst 23 Jahre nach seinem Tod sollte sein Traum Wirklichkeit werden. 297 v.Chr. war es Ptolemaios I Soter (305-282 v.Chr.) der mit Hilfe des Architekten Sostratos4 von Knidos mit dem Bau des Leuchtturms begann, und Ptolemaios II Philadelphos (282-246 v.Chr.) der ihn 279 v.Chr. beendete.
Der Leuchtturm war der größte seiner Art: er erreichte eine Höhe von 130 m, das entspricht einem 37-stöckigen Haus! Somit ist er bis zur heutige Zeit der höchste Leuchtturm.
Die Grundfläche betrug 30,6 m mal 30,6 m. Darauf erhob sich ein 71 m hohes Rechteck, das sich nach oben leicht verjüngte. Auf einer Plattform stand nun der 2. Teil des Bauwerks: ein achteckiges Gebäude von 34 m Höhe. Darüber trugen Säulen ein kegelförmiges Dach auf dem eine Zeus-Statue thronte.
Es gab 14 übereinanderliegende Gewölbe; um die Innenwände lief eine langsam ansteigende Rampe, so breit, dass 2 Lasttiere nebeneinander gehen konnten. Das war, neben dem in der Turmmitte befindlichen Schacht, eine weitere Möglichkeit, Brennstoff vom Keller zur Leuchtanlage zu transportieren. Die Außenwand bestand aus schimmerndem, weißen Marmor: Dieses Gebäude muss auf den damaligen Betrachter einen unbeschreiblichen Eindruck gemacht haben. Es erscheint selbstverständlich, dass man diesen Turm unter die 7 Weltwunder aufgenommen hat.
Die Lichtanlage bestand aus einem riesigen Feuer (die Brennstoffe waren Öl und Baumharz; Holz war sehr wertvoll und wurde nur zum Schiffsbau verwendet) und einem großen Hohlspiegel aus glänzend polierter Bronze, der das Licht bündelte und reflektierte.
Für die damalige Zeit ergab das einen gewaltigen Lichtstrahl, sodass manche Schriftsteller meinten, dass das Licht "bis ans Ende der Welt" reiche. Auch wurde geglaubt, dass man durch die Kraft des Lichtstrahls feindliche Schiffe in Brand stecken könne.
Die Stadt war nun auf 600 000 Einwohner angestiegen und sie wurde hauptsächlich von griechischen Kolonisten, Ägyptern und Juden bewohnt. Der Handel stieg an: Es wurde Getreide, Gemüse, Gewürze und Metall importiert und Glas, Papyrus und Leinen exportiert. Da nun so viele Schiffe in der Nacht unterwegs waren und es zu regelrechten Staus kam, wurde die Leuchtanlage erst jetzt richtig benutzt.
47 v.Chr. wurde Alexandria von Cäsar eingenommen. Die Insel Pharos wurde entvölkert und große Teile der Stadt zerstört. Der Leuchtturm blieb erhalten.
Ca. 650 n.Chr. eroberten Araber Alexandria. Der Leuchtturm blieb wiederum erhalten.
Er erlitt erste Schäden um 700 n.Chr. Bei einem Erdbeben im Jahre 796 n.Chr. 5 stürzte er entgültig zusammen. Versuche der Araber ihn wieder aufzubauen, schlugen fehl. 1480 n.Chr. baute Mamelukensultan Kait Bey, ein Araber, auf dem Fundament des Leuchtturms eine Festung.
Der Leuchtturm von Alexandria mag als Bauwerk in Schutt und Asche versunken sein, aber als stilbildende Norm blieb er für die europäische Architektur bis in die Gegenwart erhalten. Das Bauprinzip des Leuchtturms, nämlich auf einen hohen Turm von quadratischem Grundriss einen kleineren achteckigen Turm aufzusetzen, findet man in ganz Europa bei Kirchtürmen vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert, von der Gotik bis zum Historismus.
Und noch etwas blieb erhalten: der Name der Insel "Pharos" wurde in vielen Sprachen zum Synonym für Leuchtturm. Noch heute sagt man auf italienisch und spanisch \"faro\", auf französisch \"phare\" und portugiesisch \" farol\".
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