In dem Roman "Jugend ohne Gott" beschreibt Ödön von Horváth wie ein Lehrer, der mit seiner vom Nationalsozialismus infizierten Klasse im Konflikt steht, in einen Mord verwickelt wird.
Diese Geschichte spielt während der Naziherrschaft, in der ein Lehrer den Schüler nicht seine eigene Meinung vermitteln darf, sondern sich an strenge Regeln zu halten hat. In einem Aufsatz über das von der Aufsichtsbehörde vorgeschriebene Thema "Warum müssen wir Kolonien haben" schreibt ein Schüler: "Alle Neger sind hinterlistig, feig und faul". Der Lehrer, der den Aufsatz verbessert will den Satz zuerst durchstreichen, entschließt sich dann aber das doch zu unterlassen, da er nicht berechtigt ist sich gegen Aussprüche aus dem Radio, und um so einen handelt es sich nach seiner Meinung in dem Aufsatz, zu widersetzten. Als er aber die korrigierten Aufsätze der Klasse zurückgibt, sagt er dem Schüler, dass diese Aussage eine Verallgemeinerung ist und nicht stimme, woraufhin am nächsten Tag die Schüler ihn genau beobachten und jedes seiner Worte mitstenographieren. Als er sich über die Bespitzelung aufregt, tritt einer der Schüler aus den Bänken und überreicht dem Lehrer ein Blatt, auf dem alle Schüler der Klasse die Forderung nach einem neuen Lehrer unterschrieben haben. Kurz nach diesem Zwischenfall, der das Verhältnis zwischen dem Lehrer und den Schülern sehr belastet hat, fährt die Klasse für einige Tage auf Zeltlager, das nichts anderes als eine frühe Vorbereitung auf das Militär ist. Dort lernt der Lehrer den Dorfpfarrer kennen, der ihm erklärt, dass die Menschen der kommenden Generation so starr und gefühllos wie Fische sein würden und wird Zeuge eines Überfalls von zwei kleinen Buben und einem größeren Mädchen auf eine alte, blinde Frau. Weil trotz Wachen, die aus Angst vor dieser Bande aufgestellt wurden, einmal etwas aus dem Lager abhanden kommt, kontrolliert der Lehrer in einer Nacht die Wachen und sieht, wie das Mädchen der Bande zu einer Wache, wie sich später herausstellt, dem Z, kommt, ihm einen Brief überreicht und wieder verschwindet. Weil der Lehrer erfahren hat, dass der Z ein Tagebuch führt, das in einem versperrten Kästchen ist, schleicht er sich am Tag, als alle Buben schießen lernen, in das Zelt des Z, und öffnet, dieses Kästchen mit einem Draht. Er liest in dem Tagebuch, dass der T sehen will, wie ein Mensch stirbt und auf die Welt kommt, und dass der Z ein Verhältnis mit Eva habe. Am Schluss steht, dass jeder, der das Tagebuch liest, sterben würde. Als die Buben wieder zurückkommen, kann der Lehrer in der Eile das Kästchen nicht mehr schließen und muss es geöffnet liegen lassen. Einige Tage später wird der N, der Zeltkamerade des Z, ermordet aufgefunden. Es stellt sich heraus, dass Eva und der Z an dem Mord beteiligt waren. In dem Prozess, der daraufhin aufgerollt wird, sagt der Lehrer, dass er derjenige sei, der das Kästchen aufgebrochen habe und nicht, wie der Z meint, der N. Der Z gesteht die Tat, Eva sagt jedoch aus, dass er und sie unschuldig seien, und ein fremder Bub, von dem sie nur weiß, dass er Fischaugen hat, plötzlich aufgetaucht sei und den N von hinten mit einem Stein erschlagen hätte. Der Lehrer darf seinen Beruf nicht mehr ausüben, und Eva wird in ein Heim eingewiesen, weil ihr niemand Glauben schenkt. Der Lehrer, denkt aber, dass der Z die Tat nur aus Liebe zu Eva gesteht, weil er denkt, dass sie den Mord beging, und dass der T, dessen Fischaugen ihm schon einmal aufgefallen sind und der ja miterleben will, wie ein Mensch stirbt, schuldig ist. Er will die Mutter des T sprechen und ihr seinen Verdacht mitteilen, trifft jedoch nur den T und unterhält sich kurz mit ihm, weil seine Mutter keine Zeit hat. In der Nacht nach seinem Treffen mit dem T wird der Lehrer von der Polizei geholt und zu der Mutter des T gebracht. Der T hat Selbstmord begangen. Mit dem Abschiedsbrief des T, in dem steht "Der Lehrer hat mich in den Tod getrieben.", will die Mutter den Lehrer noch anklagen, doch plötzlich taucht der zweite Teil des Briefes auf, in dem der T schrieb: "Denn der Lehrer weiß es, dass ich den N erschlagen habe. Mit dem Stein - ". Der Lehrer geht nach Afrika zu den "Negern" in ein Kloster um dort zu unterrichten, da er seinen Beruf in seiner Heimat nicht mehr ausüben darf.
Zu dem Werk:
Auffallend ist auf den ersten Blick, dass Horváth nie einen vollen Namen schreibt. Statt den Namen verwendet er nur die Anfangsbuchstaben und die Namen von Dörfern oder anderen Orten nennt er überhaupt nicht. Damit will er, glaube ich, ausdrücken, dass diese Ereignisse nicht etwas besonderes waren und nicht nur die Personen aus diesem Roman in solche Fälle verwickelt werden konnten und fähig waren solche Taten zu begehen, sondern dass so etwas in jeder Schulklasse passieren hätte können, auch heute nur in anderer Form, da wir in einer anderen Zeit leben.
Außerdem erwähnt Horváth sehr oft Gott, als ob er wie eine Person in dem Roman mitspielen würde. Der Lehrer ist sich selbst nicht im Klaren, ob er an Gott glaubt oder nicht. Auf der einen Seite glaubt er in vielen Situationen Gott plötzlich vor sich zu sehen. Zum Beispiel erscheint ihm Gott plötzlich in der Person eines kleinen Buben auf dem Lager, der die Wahrheit über den Mord weiß, doch er wird von niemanden beachtet. Auf der anderen Seite, schafft er es nicht seinen besorgten Eltern, die von seinem Geld abhängig sind und nicht wissen wie sie weiter leben sollen, wenn ihr Sohn seinen Beruf verloren hat, zu schreiben "Gott wird euch beschützen". Er setzt immer wieder an, doch den Satz schreibt er erst in betrunkenem Zustand zu Ende.
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