Nun wieder hat uns dieses Brüllgehäuses Fluchttor ausgespien,
lahmrückig und zermürbt wie todgeschundne Horde Vieh.
Und klare Nacht wirft sich auf uns wie Fußtritt oder Schrei
von Hohn und Schuld.
Wir haben einen Tag ans schwarze Kreuz der Zeit geschlagen
und wissen nicht für wen, wozu und wie.
Vom dunklen Himmel hängen löchrige Wände vieler Häuser
und spitze Lichter dolchen auf uns ein.
Wir haben keines mitbekommen auf die Welt.
Uns hat das Stampfen dumpfzerschriener Räume ausgelöscht
und jeder Atemzug von uns stöhnt Joch.
Doch manchmal zittern unter unseren Füßen wirbelnd Harfenzungen,
wenn vor uns viel zu müde Straßen in den Abgrund stürzen...
Oskar Maria Graf beschrieb auf die düstere und häßliche Art und Weise der Arbeiterdichtung den Alltag von Industrie bzw. Fabrikarbeitern.
Das Gedicht reimt sich nicht und hat kein festes Versmaß. Hinter diesem unkonventionellen Aufbau könnte Grafs Absicht stecken, das Häßliche des Arbeiterlebens noch hervorzuheben indem er das Gedicht nicht in einer "schönen Hülle verpackte". Schon das Lesen des Titels des Gedichtes "Fabrikheimgang" läßt auf ein Arbeitergedicht schließen. Das Gedicht hat keine rein äußerliche Unterteilung in Strophen, beim Lesen erkennt man allerdings, daß es aus drei Teilen besteht. Graf verwendete auch obsolete Wörter z.B.: Joch, Harfenzungen.
Das Gedicht handelt von dem Nachhauseweg von Fabrikarbeitern nach einem langen anstrengenden Arbeitstag. Graf schildert das harte Los der Arbeiter und die schlechten Arbeitsbedienungen. Er beschäftigt sich auch mit der von ihnen empfundene Trostlosigkeit ihres Daseins, Zitat (Anfang des 2.Teiles): "Wir haben einen Tag ans schwarze Kreuz der zeit geschlagen und wissen nicht für wen, wozu und wie.". Die Schrecklichkeit der Fabrik wird gleich am Beginn des Gedichtes deutlich, als Graf die Fabrik mit einem Brüllgehäuse gleichsetzt, Zitat: "Nun wieder hat uns dieses Brüllgehäuses Fluchttor ausgespien.". Die Tatsache, daß die Arbeiter nach einem Arbeitstag "fix und fertig" sind zeigt Graf anhand eines Vergleiches mit einer Horde Vieh, Zitat: "wie eine todgeschundne Horde Vieh". Mittels der Anapher (betreffend Zeile 5 und 9), Zitat: "Wir haben...,Wir haben...." wird eine Art Kontinuität erzeugt, die man vielleicht auch auf den täglich wiederkehrenden Fabriksalltag umlegen könnte. Die klare Nacht (Ende des 1.Teils) wird personifiziert als "Tortur" die sich auf die Leute wirft, Zitat: "Und klare Nacht wirft sich auf uns wie Fußtritt oder Schrei, von Hohn und Schuld." Die Zeilen sieben bis acht beschreiben die Häuser der Fabrikarbeiter, die in der dunklen Nacht vom Himmel zuhängen scheinen, und die Lichter der Häuser, die die heimkehrenden Arbeiter treffen, Zitat: "Vom dunklen Himmel hängen löchrige Wände vieler Häuser und spitze Lichter dolchen auf uns ein.". Die "dolchenden Lichter" bilden eine Personifikation. Die "lebenszerstörende" Wirkung der Fabriksarbeit beschreibt Graf am Ende des zweiten Teils, Zitat: "Uns hat das Stampfen dumpfzerschriener Räume ausgelöscht und jeder Atemzug von uns stöhnt Joch.". Doch das Ende des Gedichtes bildet einen Lichtblick in der düsteren trostlosen Arbeiterwelt, Zitat: "Doch manchmal zittern unter unseren Füßen wirbelnd Harfenzungen, wenn vor uns viel zu müde Straßen in den Abgrund stürzen.". Diese Abschließende Zeile beinhaltet die Personifikation von Straßen.
Oskar Maria Graf wollte mit diesem Gedicht die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und die schlechten Verhältnisse, in denen Arbeitern leben aufzeigen.
Meiner Meinung nach ist es Ihm recht gut gelungen dies zu vermitteln obwohl ich zugeben muß das ich seinen Gedankenbildern nicht immer folgen konnte (à die zitternden Harfenzungen).
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