Im Jahre 1930 schenkte Hermann Hesse das Manuskript der eben erschienenen Erzählung "Narziß und Goldmund\" seinem Freund Hans C. Bodmer mit den folgenden Begleitworten:
"Ich habe zu diesem Werk, das mich mehr gekostet hat als alle andern zusammen, eine besondere Liebe, und bin darum froh, daß diese Handschrift nicht irgendwo in einem Speicher von den Mäusen gefressen wird, sondern in gute Hände kommt\"
Nicht alle Leser teilten diese "besondere Liebe\". Kritiker äußerten sich sehr mißfällig und der Text wurde als "kitschig\" bezeichnet. Man behauptete, daß Hermann Hesses Ideen schülerhaft und von langweiliger Korrektheit seien. Dennoch gehört dieser Roman zu den erfolgreichsten Titeln vor dem zweiten Weltkrieg. Bis 1940 wurden 64.000 Exemplare verkauft.
Ein weiterer Vorwurf lautete, der Roman sei eine Flucht vor der Wirklichkeit in die Idylle. Wer aber die Idylle in dem Roman kritisiert, läßt die Schattenseiten in Goldmunds Leben außer acht, indem nicht selten von Hunger, Kälte und Gewalttaten die Rede ist. Die Schilderung der Pest, denen der Roman ganze zwei Kapitel widmet, sind Gegenwartsbezüge, die deutlich an den Krieg und die Not erinnern.
Das Werk enthält unverkennbare Züge eines Bildungsromans in dem der Held durch alle möglichen Einflüsse zur Reife gebracht wird.
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